Kloster Cluny: Cluniazensischen Reform (Geschichte)

Die Abtei von Cluny, ein um 910 gegründetes Benediktinerkloster, war Anfang des 10. Jahrhunderts Ausgangs- und Mittelpunkt der cluniazensischen Reform.

Aufgrund der Erkenntnis, dass die Unfreiheit und Schutzlosigkeit der Klöster gegenüber geistlicher und weltlicher Mächte eine Hauptursache des kirchlichen Niedergangs im 9. Jahrhundert war, gründete Herzog Wilhelm III von Aquitanien die Abtei Cluny in Burgund. Er schuf damit eine der bedeutenden geistlichen Reformbewegung im Hochmittelalter.

Seine Idee war es, das Klosterleben zu erneuern und umzugestalten und führte neue Gebräuche ein. Die Hauptgedanken waren Treue zur Benediktinerregel durch Benedikt von Aniane, der tägliche Gottesdienst (besonders feierliche und lang ausgedehnte Liturgie auf Kosten der Handarbeit) und die Vertiefung der Frömmigkeit des einzelnen Mönches (Pflege der Psalmen, Fürbittgebete, Kreuz- und Marienverehrung). Die Stiftungsurkunde sicherte dem Kloster freie Abtswahl zu und unterstellte es dem päpstlichen Schutz. Dies schaffte der Abtei den Freiraum, sich ungestört von Laien- und Bischofseingriffen entfalten zu können und löste sich damit aus dem Herrschaftsanspruch der Bischöfe. Zudem gehörte das Kloster weder zum Reich noch zum französischen Königtum. Damit waren die Grundlagen eines neuen erfolgreichen Klosterwesens im Abendland gelegt.

Kloster Cluny und ihre Reform

Kloster Cluny und ihre Reform - Bildpixel / pixelio.de

Cluny wurde in den ersten 2 Jahrhunderten von frommen und gebildeten Äbten geleitet. Auf den Gründerabt Berno folgten Odo, Aymard, Majolus, Odilo und Hugo I. Sie waren einflussreiche Äbte, die zugleich Freunde und Ratgeber von Kaisern, Königen, Fürsten und Päpsten waren. Schon mit dem ersten Abt Berno wurde eine Hinwendung zu alten monastischen Idealen begonnen, die dann von Abt Odo fortgesetzt und verschärft wurden, so z.B. die Benediktinerregeln durch strenges Stillschweigen und Zeichensprache. Durch die hervorragenden Äbte erlebte Cluny einen raschen Aufstieg. Viele Häuser wurden abhängig und andere Klöster übernahmen die Bräuche Clunies.

In der Blütezeit gehörten etwa 1.200 Klöster (genau 1.156 unter Petrus Venerabilis) mit rund 20.000 Mönchen zu Cluny. Sie bildeten eine Kongregation, innerhalb derer der Abt große Machtbefugnisse hatte. Insgesamt erfasste der cluniazensische Einfluss im 11.-14. Jahrhundert jedoch ca. 3.000 Kommunitäten, besonders in den romanischen Ländern Frankreich, Italien, Spanien, aber auch in England. Das Kloster gewann an politisch-gesellschaftlichem Einfluss in Europa. Ausdruck des Selbstverständnisses und der Macht waren die Kirchenbauten, vor allem Cluny III, die damals größte Kirche im Abendland. Sie wurde von Abt Hugo I gebaut und wurde 1130 eingeweiht. Durch den Zentralismus der cluniazensischen Verfassung wurde Cluny eines der mächtigsten Klöster des Abendlandes.

Doch schon Mitte des 12. Jahrhunderts begann unter Abt Petrus Venerabilis der Niedergang aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten, aber auch besonders übersteigerter Spiritualität, Nachlassen der Disziplin und zunehmender Feudalismus. Hinzu kam die Auseinandersetzung mit Bernhard von Clairvaux und den späteren Zisterziensern. 1258 wurde Cluny unter Aufgabe des päpstlichen Schutzes zu einem Kommendatarabt des französischen Königs. Der gewaltige Klosterverband zerfiel.

Begriffserläuterung:

  • Abtei: Kloster, dem ein Abt vorsteht
  • Burgund: Region im Zentrum Frankreichs
  • Kommunität: eine religiös ausgerichtete Lebensgemeinschaft von Menschen
  • Kongregation: Zusammenschluss mehrerer selbstständiger Klöster eines Mönchsordens zu einem Verband
  • Wilhelm III: Herzog von Aquitanien
  • Benedikt v. Aniane: (vor 750-821) leistete unter Pippin und Karl d. Großen Militärdienst. Sein Bruder ertrank, er ging ins Kloster und gründete später Kloster am Bach Aniane. Geht zusammen mit Ludwig d. Fromme in Reichshauptstadt Aachen und setzten Werk von Karl d. Großen fort, die Mönche vereinheitlicht unter die Regula Benedicti in Reichskirche einzugliedern. Grundlage des benediktinischen Ordens.
  • Zentralismus: Herrschaftsform, bei der die Entscheidungsbefugnis bei einer oder wenigen Personen liegt
  • Kommende: Überweisung eines Kirchenamtes ohne Verrichtung der Amtsgeschäfte

Literatur:
HERDER: Lexikon für Theologie und Kirche
Renner, Tschudy: Der heilige Benedikt und das benediktinische Mönchtum.

Internetquellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Cluny
http://de.wikipedia.org/wiki/Cluniazensische_Reform

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