Wirtschaftliche Stabilisierung Spaniens (1959-1969)

Die anhaltende Wirtschaftskrise veranlasste den spanischen Diktator Francisco Franco 1957 eine umfassende Regierungsumbildung zu vollziehen und einen ökonomischen Kurswechsel einzuleiten. Sie wollten die veraltete spanische Wirtschaftsstruktur modernisieren und strebten eine ökonomische Expansion auf der Basis eines selbständigen, staatlich geförderten Unternehmertums an. Ihr Ziel war es, Spanien enger an Europa, vor allem an den Gemeinsamen Markt zu binden. Die ideologischen Elemente äußerten sich in der Neigung, dem Wirtschaftswachstum einen eindeutigen Vorrang gegenüber sozialem Fortschritt einzuräumen. Dementsprechend wurde die wirtschaftliche Modernisierung des Landes auf Kosten politischer Demokratie und sozialer Gerechtigkeit forciert”.

Im Juli 1959 wurde das Wirtschaftsstrukturgesetz verabschiedet, das unter dem Namen Plan de Estabilización (Stabilisierungsplan) Aufsehen erregte. Nach einer anfänglichen Rezession, die vor allem Arbeiter und Kleinunternehmer traf und zu einen Preisanstieg führte, schlug der Stabilisierungsplan ab 1962 voll durch. In den folgenden Jahren brachte er Spanien die höchste wirtschaftliche Wachstumsrate in der westlichen Welt neben Japan. Durch die Öffnung in den Weltmarkt investierten ausländische Firmen in Spanien.

Im Zuge der Wirtschaftsreform der Opus-Dei-Technokraten gelang Spanien der Sprung vom Agrar- zum Industrieland . Spanien wurde den westlichen Industriestaaten immer ähnlicher. Zwischen 1940 und 1981 wuchs die spanische Bevölkerung von 26 auf 38 Millionen Menschen. So verwundert es nicht, dass es zu massiven Wanderungsbewegungen kam. Innerhalb Spaniens zogen immer mehr Menschen vom Land in die Städte und in die industriellen Ballungsgebiete.

Viele Spanier und Spanierinnen entschlossen sich damals, als Gastarbeiter ins Ausland zu gehen, vor allem nach Deutschland (38 Prozent), nach Frankreich (21 Prozent) und in die Schweiz (38 Prozent). Zwischen 1960 und 1975 wurden eine Million Arbeitsmigranten registriert, die Zahl jener, die ohne offizielle Papiere unterwegs waren, wird auf eine halbe Million geschätzt. Ihr Geld schickten sie in die Heimat und kurbelten die Wirtschaft dadurch zusätzlich an. Die Transferleistungen der Gastarbeiter stiegen von 58 Millionen Dollar im Jahr 1960 auf 3,4 Milliarden Dollar im Jahr 1975.

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