Hatschepsut: Referat & Steckbrief der Pharaonin in Ägypten

Vorgeschichte

Im 18. Jahrhundert v. Chr. wanderten aus dem heutigen Armenien das Volk der Hyksos durch Vorderasien nach Ägypten ein. Sie übernahmen die Herrschaft über das Nil-Land, das bisher wenige Kontakte zu den Nachbarländern hatte.
In blutigen Aufständen wurden die Besatzer, über die man sehr wenig weiß, vertrieben. Die Erfahrungen aus dieser Zeit führten aber nicht zu einer erneuten isolationistischen Politik der Pharaonen. Die Ägypter übernahmen kulturelle und technische Errungenschaften anderer Völker. Ein neues Selbstbewusstsein wurde geformt. Das Pharaonenreich griff in das internationale Geschehen machtvoll ein.

Hatschepsuts Vorfahren

Um 1551 v. Chr. wurde der Bezwinger der Hyksos, Ahmose, zum Pharao gekrönt. Mit ihm begann die Herrschaft der 18. Dynastie. Unter ihm begann der Wiederaufbau des Landes. Es folgte sein Sohn Amenophis I. (1526 v. Chr.)

Ihm folgte 1505 v. Chr. Thutmosis I. Er war mit Ahmose, seiner Halbschwester verheiratet. Der neue Pharao war ein großer Stratege, der das Reich weit in den Süden bis zum 3. Katarakt des Nils ausweitete. Es folgten weitere Eroberungen in Syrien bis zum Euphrat. Der Herrscher war nicht nur ein Militär. In seiner Regierungszeit von etwa 13 Jahren organisierte er den Wiederaufbau des Landes und war verantwortlich für zahlreiche Bauten. Im Tempelbau setzte er Maßstäbe für die nächsten Epochen. Große Tore mit mächtigen Pylonen ließ er errichten, zum ersten Mal wurden Obelisken gebaut. Die Obelisken waren der Verehrung der Sonne geweiht, weil in dieser Zeit die Kulte um Amun und Re entstanden. Der Pharao baute auch das erste Felsengrab im Tal der Könige.

Kindheit

Das genaue Geburtsdatum Hatschepsuts ist unbekannt. Um ihre Geburt ranken sich Gerüchte und Legenden. Zahlreiche Bilder nennen als ihren Vater den Gott Amun, der sie wiederum als Sohn benannte. Hier begannen die ersten Geheimnisse über die bedeutende Pharaonin, die nach ihrem Tod auf vielen Dokumenten und aus der Erinnerung des Volkes gelöscht werden sollte.

Die Königstochter lernte als Kind wie alle anderen Kinder des Hofes Schreiben und Lesen. Sie wurde auch in religiösen Riten unterrichtet, sowie in den Grundzügen des Militärwesens. Ihr Vater förderte die Ausbildung seiner Tochter, in dem er sie auf seinen Inspektionsreisen mitnahm. Sie wurde mit ihrem Stiefbruder, dem späteren Thutmosis II. verheiratet. Aus ihrer Ehe stammte nur eine Tochter, Nofrure. Diese wurde von Senenmut, dem späteren Berater der Pharaonin, erzogen.

Es ist nicht viel bekannt über die Leistungen Thutmosis II. Er wird öfters als schwächlicher, kranker Herrscher geschildert. Seine Mumie zeigt deutliche Krankheitsspuren. Hatschepsut holte zahlreiche Mitarbeiter an den Hof, darunter auch Senenmut. Sie begann schon in dieser Zeit, Bauten zu organisieren, z.B. in Karnak.

Regentin und Pharaonin

1490 v. Chr. verstarb ihr Ehemann. Sein Grab war noch nicht fertig gestellt, so dass seine Gemahlin ihn an einem uns unbekannten Ort begraben ließ. Das Begräbnis muss sehr ehrenvoll gewesen sein, weil die Mumie des verstorbenen Herrschers zu den besterhaltensten Toten gehörte, die in Der el Bahari gefunden wurden. Sein Nachfolger wurde Thutmosis III, der Sohn des Pharaos und der Isis. Hatschepsut war gleichzeitig Stiefmutter und Tante für den neuen Herrscher. Er folgte am 1. Mai 1490 v. Chr. seinem Vater auf den Thron. Der neue Pharao war zu dieser Zeit etwa 3 – 4 Jahre alt.

Dass Hatschepsut die Regentschaft übernahm, war unbestritten. Sie wurde in Inschriften auch als Pharaonin bezeichnet und für ihre Taten gepriesen. Etwas später wurde sie gekrönt. Die neue Herrscherin war weiterhin als Bauherrin tätig. Zwei Obelisken in Karnak dokumentieren ihren Machtanspruch.

Ihre zahlreichen Bauten sollten der Stärkung der Religion dienen und dem Wiederaufbau des Landes nach der Besetzung durch die Hyksos.

Die Herrscherin galt lange Zeit unter den Historikern als Friedensfürstin. Doch es fanden sich Hinweise auf den Ausbau der militärischen Macht, die es schließlich Thutmosis III. erlaubten, erfolgreiche Kriegszüge zu unternehmen.

Der Tempel von Luxor

Zu den bedeutendsten Bauten dieser Zeit zählt der Totentempel von Hatschepsut im Tal von Der el Bahari bei Luxor. Die Felsen bilden an dieser Stelle ein Halbrund. Drei Terrassen erheben sich hier mit ihren Säulenhallen und Pfeilern. Zwei Rampen verbinden die Terrassen. Die obere Säulenhalle ist nicht erhalten geblieben.

Hatschepsut hatte diesen Platz bewusst gewählt, weil sich an dieser Stelle der Totentempel des Fürsten Mentuhotep befand, der 500 Jahre vorher das Reich nach einer Zeit der Unruhe wieder aufgebaut hatte, genau wie es Hatschepsut auch vorhatte.

Auch die Sprache des Hofes und der kultischen Texte orientierten sich an diese Geschichtsepoche des Mittleren Reiches.

Ihr Totentempel ist nicht mehr so wuchtig gebaut wie der des Fürsten. Leicht und elegant ist dieser Tempel. Das Gebäude erhielt den Namen ihres “Götter-Vaters” Amun, “Herrlich ist die Herrlichkeit Amuns”. Die von den Rampen und Toren gebildete Achse zeigte auf den Tempel in Karnak. Neben Amun wurde auch die Göttin Hathor mit einer Kapelle verehrt. Da das Gebäude auch als Totentempel vorgesehen war, erhielt es auch zahlreiche Statuen der Königin, von denen nur wenige erhalten blieben. Zwei 2,50 m große Statuen zeigen sie in Männerkleidern. Die Figuren wurden von den Menschen nicht als reales Abbild gesehen, sie waren Darstellungen ihrer zukünftigen Existenz nach dem Tod der Pharaonin. Die Reliefs in den Ebenen stellen Szenen aus dem Leben der Herrscherin dar. Die Anlage beherbergt ein Sonnenheiligtum für Re. Diese Verehrung sollte später zur Anbetung Atons, des Schöpfergottes führen.

Eine Reliefreihe zeigt die Reise der Pharaonin ins geheimnisvolle Land Punt. Die Reise war deshalb bemerkenswert, stellte sie doch hohe Anforderungen an Organisation und Technik. Das Pferd und der Wagen waren in Folge der Hyksos-Invasion gerade erst in Ägypten bekannt geworden. Die gut erhaltenen Bilder berichten, dass Hatschepsut den Auftrag zu dieser Reise direkt von Amun erhalten habe. Ob die Reise zu Wasser oder zu Land erfolgte, ist nicht genau belegt. Der Bericht auf den Reliefs gibt darüber auch keine Auskunft. Nach ihrer Abreise aus Theben ist die Expedition als sofort am Ziel abgebildet. Hier werden genau die Menschen und Tiere des Landes beschrieben. Reich beladen kehrt die Expedition nach Theben zurück.

Der Luxor-Tempel, wie ihn man heute besuchen kann, ist eine Rekonstruktion. 1817 kamen die ersten Europäer in diese Region. Der italienische Archäologe Giovanni Belzoni fand nur ein Tor vom Originaltempel vor, alles andere verbarg sich unter Trümmerschutt. Der Tempel war etwa 1100 v. Chr. von einem Erdbeben zerstört worden. Koptische Christen errichteten in den wenigen erhaltenen Gebäuden ein Kloster. Nach ihrem Kloster wurde die Senke benannt: Der el Bahari = Nördliches Kloster. 1893 wurde die Ruine frei gelegt. Edouard Naville beseitigte die Klosterreste und skizzierte die vermutete Form des Tempels. Das wurde die Vorlage zur Restaurierung. 1961 kamen Archäologen aus Warschau zur Grabungsstätte und setzten die Auswertung der Fundstücke fort. Ausserdem setzten sie die Restaurierungsarbeiten fort. Auf der oberen Ebene errichteten die Wissenschaftler den eigentlichen Tempel.
Die Restaurierungsarbeiten sind umstritten, zum einen, weil fremde Baumaterialien (Stahlbeton etc.) verwendet wurden und weil das gefundene Material nach Vermutungen wieder verwendet wurde.

Die Rote Kapelle der Hatschepsut

Östlich der Anlage befindet sich jenseits des Nils die Tempelstadt Karnak. Hier steht die Rote Kapelle. Sie stand im Zentrum der Stadt. 1430 wurde sie von Thutmosis III. abgerissen. Die roten Quader wurden als Fundament für ein Tempeltor verwendet. Ab 1996 suchte der französische Archäologe Francois Larché die Blöcke zusammen und baute den Tempel wieder auf, 16 m lang, 5 m breit und hoch. Er besteht aus einer kleinen Vorhalle und dem Kultraum.
Hier ließ sich Hatschepsut auf den Reliefs als Pharaonin bestätigen, sie zeigt sich als unumstrittene Herrscherin und Hohepriesterin. Thutmosis III. wird nur nachrangig, kleiner präsentiert.

Senenmut

Die Person Senenmut hat die Historiker immer etwas irritiert. War er “nur” leitender Beamter und Baumeister oder etwa der Geliebte der Pharaonin? Es gibt für seine herausragende Bedeutung zahlreiche Indizien. Im Totentempel finden sich unzählige Abbildungen Senenmuts, sein Grab hinter dem Tempel und sein Sarkophag sind Belege hoher Wertschätzung. In seinem Grab wird sein Name in einer Inschrift unmittelbar hinter Hatschepsuts aufgeführt. Da den Namen in Ägypten magische Wirkungen nachgesagt wurden, gilt das für manche Forscher als eindeutiger Beleg, dass zwischen den Beiden ein intimes Verhältnis herrschte.

Senenmut stammte aus wenig bedeutenden Verhältnissen. Er war wahrscheinlich Offizier unter Amenophis I. und Thutmosis I., ehe er Beamter wurde. Zunächst war er Vermögensverwalter der Tochter Hatschepsuts, dann auch für Hatschepsut selbst. Als sie gekrönt wurde, war er der Vorsteher des Palastes. Er war auch weiterhin verantwortlich für viele Bauten. Im 18. Regierungsjahr verschwand Senenmut aus den gefundenen Dokumenten. Ob er in Ungnade fiel oder Hatschepsut ihren Liebhaber verstieß, ist ungewiss. Jedenfalls wurde versucht, seinen Namen von Reliefs und Bildern zu löschen. Für die Ägypter war das ein Zeichen für Bestrafung, man wollte das Andenken an einen Toten verhindern. Es wird auch vermutet, dass der einflussreiche Politiker vom machtbewussten Thutmosis III. kaltgestellt wurde.

Das Ende

Hatschepsut betrachtete sich stets als Mitregentin. Sie ließ ihren Stiefsohn die nötigen Ehrungen als Pharao widerfahren. Auf zahllosen Skarabäen finden sich die Namen der beiden Herrscher gleichbedeutend nebeneinander.
Ab dem 15. Regierungsjahr begann Thutmosis III. ihm ergebene Mitarbeiter vermehrt einzusetzen. Bereits während der Doppelherrschaft unternahm er Feldzüge gegen Syrien und Nubien.

Archäologen fanden 1903 im Tal der Könige das Grab der Hatschepsut. Ihr Königsgrab ist 213 m lang, und es ist bis zu 97 m tief in den Felsen gebaut. Damit übertrifft es an Größe alle anderen gefundenen Gräber. In der Grabkammer fand man zwei Sarkophage, einen für ihren Vater und einen für sie. Beide waren leer. Die Korridore führen in einem leichten Bogen zur Grabkammer. Es gibt drei Nebenräume, die Schatzhäuser genannt wurden. Die Grabkammer ist rechteckig im Gegensatz zu der sonst ovalen Form. Die letzte gefundene Erwähnung Hatschepsuts fand man in einem Tal im Sinai. Eine Inschrift unter ihrem Bildnis erwähnte das Regierungsjahr 20. Danach gibt es keine Zeugnisse mehr über das Schicksal der Pharaonin. Historiker spekulieren über das Ende der Regierungszeit. Man vermutet ihr Todesdatum am 3.1.1468 v. Chr. Ob er gewaltsam war oder ein Unglück ist Spekulation. Viele Historiker vermuten, dass Thutmosis III. seine Stiefmutter hasste und es daher zu ihrem Sturz kam.

Nach ihrem geheimnisvollen Verschwinden wurden auf zahlreichen Bauten und Reliefs ihr Name und ihre Gestalt herausgemeißelt. Die Zerstörungen waren aber nicht umfassend. So finden sich Darstellungen Hatschepsuts auf vielen wichtigen Bauwerken, Stelen und Reliefs. Diese “Auslöschung” ihres Namens und damit ihres Andenkens muss in der Zeit zwischen Thutmosis III. und Ramses II. stattgefunden haben, wie Funde belegen.

Literatur:
Peter H. Schulze: Herrin beider Länder: Hatschepsut ; Frau, Gott und Pharao. Deutsche Buchgemeinschaft o.J.
Zeitschrift: Geo 7/2002

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