Ursachen
Es gab mehrere Ursachen, zum Sklaven zu werden. Die Griechen und Römer setzten unerwünschte Kinder aus und überließen sie ihrem Schicksal. Für viele Kinder bedeutete es, das Leben eines Sklaven zu führen. Junge Mädchen wurden in die Prostitution gezwungen.
Die Bewohner besiegter Städte gehörten rechtmäßig zur Beute und wurden in die Sklaverei verkauft. Männliche Gefangene wurden vor dem 6. Jahrhundert fast immer getötet. Seeräuber betrieben in der Antike einen lebhaften Sklavenhandel, in dem sie Städte und Inseln überfielen und die Bewohner gefangen nahmen.
Mensch als Ware
Einer der großen Sklavenmärkte der Antike war Chios, das seinen erfolgreichen Handel ab dem 7. Jahrhundert v. Chr. führte. Daneben waren zu den unterschiedlichen Epochen Athen, Korinth, Delos und Herakleon auf Kreta Hauptumschlagplätze der menschlichen Ware. Auf Delos wurden zeitweise bis zu 1000 Menschen pro Tag in die Sklaverei verkauft.
Die Preise variierten je nach der Aufgabe, die ein Sklave zu erfüllen hatte. Ein Sklave konnte das Mehrfache des Preises für ein Rind oder Schaf kosten (200 – 300 Drachmen). Wertvolle Sklaven wurden für den Gegenwert eines kleinen Landgutes gehandelt. Von hier aus wurden die anderen Mittelmeerländer mit Sklaven versorgt.
Die Sklaven erhielten von ihren Besitzern einen neuen Namen und verloren damit neben ihrer Freiheit auch ihre Identität. In der Regel deuteten die neuen Namen der Sklaven auf deren Fähigkeiten und Herkunft hin. Griechische Sklaven “genossen” dabei den Vorteil, ihren Namen behalten zu können, da sie keine Barbaren waren.
Hans Klees schreibt über die Ansicht der Griechen über die Sklaverei: “Die bekannte Definition des Aristoteles, nach der der Sklave für den Lebensvollzug des Herrn und gleichsam ein von dessen Körper abgetrenntes Glied ist, brachte den Anspruch des Herrn auf alles, was der Sklave mit seiner Arbeit leistet, deutlich zum Ausdruck. Hinsichtlich dieser Funktion des Sklaven sah Aristoteles eine enge Parallele zum gezähmten Tier, dessen sich der Mensch bedient.” (Hans Klees: Sklavenleben im klassischen Griechenland; S. 129.)
Im klassischen Griechenland erwartete die Gesellschaft, dass die Sklaven von ihren Besitzern angemessen mit Kleidung, Nahrung und Medizin versorgt wurden. Denn nur so konnte gewährleistet werden, dass der Sklave durch seine Arbeit Gewinn machte. So wollte man auch einem möglichen Sklaven-Aufstand vorbeugen.
Diese gesellschaftliche Meinung war aber nicht durch Gesetze geregelt. So blieben die Sklaven der Willkür ihrer Besitzer ausgeliefert. Wirtschaftlich pragmatischere Sklavenhalter werden für ihre Sklaven besser gesorgt haben. So wird in griechischen Theaterstücken dieser Zeit oft gezeigt, wie gut die Sklaven bei ihrem Herrn lebten. Mancher arme Bürger lebte schlechter, so der Tenor dieser Stücke. Die Wirklichkeit dürfte aber nicht immer so rosig gewesen sein.
Die Lage der Bergwerkssklaven dagegen war unmenschlich. Die Bergwerksbesitzer nahmen keine Rücksicht auf das Leben ihrer Sklaven und unzählige Menschen verstarben nach kurzer Zeit. Nachschub an neuen Sklaven gab es für die Bergwerksbesitzer zu jeder Zeit.
Arbeitsmoral der Sklaven
Die Arbeitsmoral der Sklaven bot ihren Besitzern stets Grund zur Klage. Da sie ihre Freiheit verloren hatten, besaßen sie überwiegend keinen Ehrgeiz, um für ihren Herrn gerne und willig zu arbeiten. Übrigens eine Haltung, die Herodot den Athenern attestierte, als sie unter der Diktatur der Peisistratiden lebten. Zu dieser Zeit leisteten die Athener passiven Widerstand, weil sie ihre Freiheit verloren hatten.
Die Arbeit der Sklaven musste deshalb ständig überwacht werden. Um die Leistung zu erhöhen versprachen die Herren ihren Sklaven Vergünstigungen, in dem sie größere Essenrationen und bessere Kleidung versprachen. Es tauchte auch der Gedanke auf, den Sklaven ihre Freilassung in Aussicht zu stellen, wenn sie sich arbeitsam zeigten.
Ein weiteres Problem der Sklavenwirtschaft war der Diebstahl den Sklaven verübten. In Dokumenten finden sich immer wieder Hinweise, dass wichtige Güter stets in verschlossenen Räumen aufbewahrt werden sollten. Die Flucht von Sklaven minderte ebenfalls die Produktivität. Das Problem war im klassischen Griechenland so groß, dass die Behörden für die Ergreifung entflohener Sklaven Belohnungen aussetzten.
Zur Förderung der Motivation der Sklaven gehörte auch deren Teilnahme an religiösen Festen. Bekannt dafür waren die attischen Kronia, bei denen zunächst Herren und Sklaven gemeinsam feierten. Nach der klassischen Zeit wurde diesen Erntefeste nur noch von Sklaven gefeiert.
Eine weitere Möglichkeit, die Arbeitsmoral der Sklaven zu erhöhen, war die Erlaubnis, eine “Ehe” einzugehen. Auch das hing von der Willkür des Herrn ab, einen rechtlichen Schutz hatten die Beziehungen der Sklaven nicht. Die Kinder aus diesen Ehen blieben Sklaven und mehrten damit den Besitz der Herren.
Alltag im Leben der griechischen Sklaven
Versorgung
Die Kleidung der Sklaven im klassischen Griechenland unterschied sich nicht von der der einfachen Freien. Es gab keine gesetzliche Bestimmung, die bei der Kleidung Vorschriften machte. Unterschiedliche Kleidung für Sklaven gab es nur beim Heer. Die Schauspieler, die Sklaven auf der Bühne verkörperten, wurden aber durch ihre Kleidung kenntlich gemacht.
Die Sklaven ernährten sich von Brot aus Weizenmehl bzw. aßen einen Brei aus dem billigeren Gerstenmehl. Fleisch dürfte kaum auf dem Speiseplan gestanden haben. Obst und Hülsenfrüchte wurden je nach Laune und Vermögen des Herrn verteilt. Die Menge der zugeteilten Mahlzeiten variierte stark, weil viele Sklavenhalter die Verringerung der Zuteilung von Lebensmitteln als Bestrafung einsetzten. Die Sklaven aßen selbstverständlich nicht am Tisch ihrer Herren, außer bei bestimmten Festtagen wurde es einigen gestattet.
Besitz
Nicht ganz eindeutig ist die Frage zu beantworten, ob die griechischen Sklaven in der Zeit des 4. bis 5. Jahrhundert vor Christus eigenen Besitz haben durften. Bei Xenophon und anderen Autoren findet man Hinweise darauf, dass der Herr seinen Sklaven Besitz zugestehen konnte, um sie für ihre Leistung zu belohnen. Damit sollte die Arbeitsmoral erhöht werden. Auch wurde der Sklave dadurch in die Lage versetzt, Geld für seine Freilassung zu sparen. Es gibt nur wenig Belege darüber, ob das Eigentum der Sklaven einen Rechtsschutz hatte.
Strafen
Die Strafen für “Vergehen” der Sklaven waren drakonisch. Häufig wurden sie durch Auspeitschen bestraft. Die Anzahl und die Heftigkeit der Schläge oblag der Willkür des Herrn. Die Bestrafung durch die Peitsche bzw. die Androhung war bei vielen Sklaven so gefürchtet, dass sie sich vorher umbrachten.
Mit den Schlägen dokumentierte die griechische Gesellschaft ebenfalls die rechtlose Stellung der Sklaven. Freie Bürger erhielten im klassischen Griechenland als Strafe keine Peitschenhiebe. Sie bezahlten für geringere Vergehen eine Geldstrafe.
Die Fesselung war eine weitere Strafmaßnahme gegenüber den Sklaven. Die Sklaven erhielten Fuß- und Beinfesseln, um sie an der Flucht zu hindern bzw. zu disziplinieren. Bekannt waren auch Holzbretter, in deren Öffnungen Kopf und Arme gesteckt werden mussten. Die Fesselung galt in Griechenland als besonders erniedrigend. So herrschte immer helle Empörung, wenn die Bürger einer Stadt erfuhren, dass ihre vom Gegner gefangen genommenen Soldaten in Fesseln gelegt wurden.
Brutal war auch die Brandmarkung mit einem glühenden Brandeisen. So wurden wieder eingefangene bzw. widerspenstige Sklaven von ihren Besitzern gekennzeichnet. Das konnten Zeichen und Buchstaben sein.
Die Sklaven hatten keinen juristischen Schutz vor der Willkür ihrer Besitzer. Die griechische Öffentlichkeit fand nichts dabei, dass Sklaven brutal gestraft und auch gefoltert wurden. Einzig Kritik wurde laut, wenn der Besitzer Sklaven im Jähzorn tötete. Doch das hatte für den Besitzer keinen rechtlichen Konsequenzen.
Bereits in den Sagen Homers wird berichtet, dass ein Sklave um Gnade bitten konnte. Dabei kniete er nieder, umfasste das Knie und berührte das Kinn des Herrn. Sklaven suchten auch Schutz vor ihrem rachsüchtigen Herrn zu finden, in dem sie Schutz in Tempeln und vor Altären suchten. Für die klassische Zeit sind so genannte Sklavenasyle nachgewiesen worden. Auch hier erhielten die Hilfe suchenden Sklaven keinen Gerichtsprozess, der sie vor den Anklagen ihres Herrn schützen konnte.
Die Sklaven hatten im günstigsten Fall nur die Chance, an einen anderen Herrn verkauft zu werden. So konnte der ursprüngliche Besitzer sein “leidiges” Problem mit dem Sklaven aus dem Blick der Öffentlichkeit bringen.
Freilassung
Es gibt keine genau überlieferten Zahlen über die frei gelassenen Sklaven im klassischen Griechenland. Einige Angaben, die nicht repräsentativ sind, kann man erhalten gebliebenen Testamenten entnehmen. Bei Platon, Aristoteles u.a. findet man Hinweise, dass sie einer geringen Zahl ihrer Sklaven die Freiheit schenkten. Die übrigen Sklaven wurden den jeweiligen Erben überlassen, da sie zum Vermögen des Verstorbenen gehörten.
Eine weitere Möglichkeit bot der Freikauf von Sklaven. Dieser geschah meist aus politischen Gründen. Die Bürger einer Polis boten Lösegeld für ihre in die Sklaverei verschleppten Mitbürger. Belegt sind diese Freikäufe im klassischen Griechenland nur für verschleppte Bürger, die vom siegreichen Gegner noch nicht verkauft worden waren.
Persönliche Motive boten auch Anlass für Freilassungen. Sklavinnen, die mit ihrem Besitzer engere Beziehungen hatten, konnten frei gelassen werden. Kinder aus diesen Beziehungen besaßen auch die Gelegenheit zur Freilassung.
Die Sklaven hatten auch die Möglichkeit, sich frei zu kaufen, sofern sie die Erlaubnis bekommen hatten, persönlichen Besitz zu erwerben. Die Sklaven, die in der Landwirtschaft beschäftigt waren, konnten durch ihre Arbeit wahrscheinlich kein Geld ansparen, es sei denn, dass sie auf dem Landgut als Verwalter bzw. Aufseher tätig waren. Sklaven, die von ihren Besitzern für Arbeiten im Bergwerk und für Bauarbeiten vermietet worden waren, gehörten auch zu den Sklaven, die kein Geld zum Freikauf ansparen konnten.
Größere Chancen, sich frei zu kaufen, hatten die Sklaven, die im Handel und im Bankwesen beschäftigt waren. Sie handelten häufig selbständig im Auftrag ihrer Besitzer. Sie waren häufig als Händler in der damals bekannten Welt unterwegs, ohne dass sie unter direkter Kontrolle des Besitzers standen. Diese relativ unabhängig arbeitenden Sklaven zahlten oft einen gewissen Betrag an ihre Besitzer; die Apophora. Was die Sklaven darüber hinaus erwirtschafteten konnten sie für sich behalten. So gab es in Griechenland das Phänomen der “reichen Sklaven”. Diese Sklaven hatten sich während ihrer Dienstzeit ein großes Fachwissen erworben, so dass sie häufig, nachdem sie sich frei gekauft hatten, weiter in dem Unternehmen Leitungsfunktionen behielten.
Tätigkeitsfelder
Landwirtschaft
Die Bauern bewirtschafteten im vorklassischen Griechenland ihre Felder selbst und wurden von Lohnarbeitern dabei unterstützt. Mit dem anwachsenden Wohlstand und der politischen Bedeutung des Landes tauchten auch ab 400 v. Chr. Sklaven auf den Ländereien auf. In Rom wurden sie ab den Punischen Kriegen auf die Felder geschickt.
Steinbrüche, Bergbau, Töpfereien, Bauhandwerk
Es ist nicht eindeutig belegt, wie viele Sklaven in den Steinbrüchen beschäftigt wurden. Sie scheinen einen geringeren Anteil an den Beschäftigten gehabt zu haben. Nachgewiesen sind Hinweise auf bezahlte Handwerker.
Während der Kaiserzeit wurden in Italien Sklaven in den zahlreichen Töpferwerkstätten eingesetzt. Sie arbeiteten aber nicht nur als einfache Handlanger. Zahlreiche Künstler und Werkstattleiter waren unter ihnen. Ob Sklaven in dieser Branche außerhalb Italiens in nennenswerter Zahl beschäftigt wurden, ist unbekannt.
Ungewiss sind auch die Angaben über die Zahl der beschäftigten Sklaven im Bauhandwerk. Unter ihnen waren aber einige bedeutende Architekten!
Die Manufakturen, die ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. entstanden, beschäftigten ebenfalls Sklaven in unbekannter Anzahl.
Dienstleistungen in Griechenland und Rom
Sklaven waren im antiken Griechenland auch im Bankwesen tätig. Aus dem 4. Jahrhundert ist der Sklave Pasion bekannt, der, wegen seiner erfolgreichen Arbeit, von seinem Herren frei gelassen wurde. Das hinderte Pasion nicht, auch weiterhin als freier Mensch für die Bank zu arbeiten. Freigelassene übernahmen auch leitende Stellungen in den Banken und führten oft die Geschäfte ihrer ehemaligen Herren. Andere Sklaven arbeiteten nach ihrer Freilassung als Handwerker, Verkäufer und Händler.
Die römischen Banken beschäftigten Sklaven vorwiegend als Münzprüfer, Buchhalter, Sekretäre und Boten. Erst ab der Kaiserzeit sind Sklaven nachgewiesen, die selbständig Geldgeschäfte abschließen durften.
Der Staat als Sklavenhalter
Auch der Staat bzw. die Gemeinden beschäftigten Sklaven in ihren Diensten. So genannte Staatssklaven waren verantwortlich für die Verwaltung, für Straßenbau und -reinigung. Athen erlaubte seinen Staatssklaven, Vermögen zu erwerben. Viele dieser “Beamten” hatten ein hohes Ansehen in der Stadt. Um 475 übernahmen Sklaven auch polizeiliche Aufgaben, die Truppe umfasste zu dieser Zeit 300 Bogenschützen. Wie viele Beschäftigte in der römischen Verwaltung als Sklaven arbeiteten ist unbekannt. Sie waren Buchhalter, sowie persönliche Sklaven leitender Beamter.
Das Militär bediente sich auch der Sklaven, die den Hopliten dienten, sowie als Ruderer auf den Kriegsschiffen. Rom hatte im Gegensatz zu Griechenland kaum Rudersklaven. Die wenigen die zum Einsatz kamen, wurden nach ihren Einsätzen frei gelassen. Sklaven bei den römischen Legionen sind nicht nachweisbar. Sie dienten nur im Tross der Truppen.
Haussklaven
Über Sklaven im Haushalt gibt es zahlreiche archäologische und literarische Zeugnisse. Sie arbeiteten als Köche und Diener. Frauen waren als Ammen für die Kinder tätig und betreuten diese auch als Heranwachsende. In den Schulen unterrichteten auch Sklaven. In der römischen Kaiserzeit gab es in den vornehmen Familien Sklaven, die als Hausärzte arbeiteten. Viele Hebammen waren Sklavinnen. Zwischen Besitzer und Sklaven entwickelte sich dabei manchmal ein Vertrauensverhältnis. Als Anerkennung für die erwiesenen Dienste konnten Sklaven von ihrem Herrn frei gelassen werden.
“Unterhaltungsindustrie”
Sklaven wurden als Tänzer, Musiker, Artisten und Schauspieler in den Vergnügungsstätten, Theatern und Arenen beschäftigt. Bei Gladiatorenkämpfen und Wagenrennen wurden auch vorwiegend Sklaven eingesetzt.
Frauen wurden in den Bordellen Roms und Griechenlands in die Prostitution gezwungen.
Sklaven im Alltag Roms
Sklaven waren in den römischen Städten kaum zu erkennen. Sie trugen häufig die gleiche Kleidung wie die einfachen Bürger. Sklaven, die in angesehenen Berufen arbeiteten hatten ebenfalls die dafür gewohnte Kleidung. Es war den Sklaven auch erlaubt, sich in der Stadt frei zu bewegen und Feste und Feiern aufzusuchen.
Im Gegensatz zu den Sklaven, die in der Stadt lebten, wurden ihre Leidensgenossen auf den Ländereien strenger kontrolliert. Sie besaßen bedeutend weniger “Freiheiten”. Unliebsame Sklaven wurden abends in Arbeitshäusern eingesperrt.
Den Besitzern stand das Recht zu, Sklaven zu bestrafen. Prügel und Einsperren gehörten zu den üblichen Strafmaßnahmen. Überzogene Grausamkeit bei der Bestrafung konnte aber von der römischen Justiz geahndet werden. Doch die Richter mussten davon erst Kenntnis erhalten. So war die Ahndung von Brutalitäten, die an einem Sklaven begangen wurden, relativ selten.
Die Strafe, die ein Sklave erhielt, wenn er seinen Besitzer getötet hatte, war drakonisch. Nicht nur der Täter wurde zum Tod verurteilt, auch die im Hause des Getöteten lebenden Sklaven wurden hingerichtet.
Massenversklavungen in der Antike
Die Versklavung der Einwohner griechischer Städte gehört zu den dunkelsten Kapiteln der antiken Kriegsgeschichte. Da es zu dieser Zeit kein institutionalisiertes Kriegsrecht gab, bekam der Sieger alles, Menschen wie Sachwerte. Häufig wurden eroberte Städte gänzlich zerstört und deren Einwohner in die Sklaverei verkauft. Menschen, die man nicht als Sklaven verwenden konnte, wurden ermordet.
Die Versklavung bzw. die Androhung derselben war in der Antike ein probates Mittel, um den Gegner zu zermürben. Wirtschaftlich dienten die Versklavungen auch der Finanzierung der Feldzüge. Unbekannt ist, wie im klassischen Griechenland die Sklaven verkauft wurden. Bekannt ist, dass die Gefangenen zu größeren Orten gebracht wurden, um auf deren Marktplätzen verkauft zu werden. Ob es zu dieser Zeit schon berufsmäßige Sklavenhändler gab, ist nicht bekannt.
Das Recht, Menschen zu versklaven, hatten häufig die siegreichen Feldherren. Ebenso konnte die Volksversammlung einer Stadt die Versklavung der Einwohner unterlegener Städte beschließen.
Athen benutzte Massenversklavungen als politisches Druckmittel in seinen Kriegen. Im Peloponnesischen Krieg wurden abtrünnige Bundesgenossen dadurch bestraft, dass die Frauen und Kinder der eroberten Städte in die Sklaverei verschleppt wurden. Die männlichen Einwohner wurden getötet. So geschehen 421 v. Chr. in Skione und 416 in Melos. Die Spartaner hatten ebenfalls keine Bedenken, dieselben Methoden anzuwenden, z. B. 427 v. Chr. in Plataiai.
Philipp II. von Makedonien übernahm diese Taktik griechischer Militärpolitik. Die Makedonen eroberten dutzende griechischer Städte. So schickte Philipp 348 v. Chr. über 10 000 Einwohner der eroberten Stadt Olynth in die Sklaverei. Sein Sohn Alexander führte dieses “einträgliche” Geschäft fort. Nachdem er 335 v. Chr. Theben besiegt hatte, ließ er 30 000 Einwohner in die Sklaverei schicken. Dafür erhielt er einen Erlös von 440 Silbertalenten.
Es waren nicht nur die Einwohner besiegter Städte von der Verschleppung in die Sklaverei betroffen. Im klassischen Griechenland wurden auch die Soldaten besiegter Heere in die Sklaverei verkauft. Wurde die Sklaverei in der griechischen Gesellschaft durchaus toleriert, fanden sich immer wieder Stimmen, die sich dagegen wehrten, dass Soldaten zu Sklaven erniedrigt wurden.
Athen schickte während des Peloponnesischen Krieges eine Flotte gegen das sizilische Syracus. Der Angriff scheiterte und das griechische Heer wurde in Gefangenschaft genommen. Fast alle Soldaten wurden versklavt und tausende wurden in die Bergwerke der Insel geschickt.
480 v. Chr. besiegte Gelon ein karthagisches Heer bei Himera. Die gefangenen Karthager wurden anschließend als Sklaven verkauft. Alexander der Große hatte ebenfalls wenig Skrupel gefangene griechische Söldner, die für die Perser gekämpft hatten, in die Sklaverei zu verkaufen.
Auch die Römer veranlassten in den Kriegen mit Griechenland Massenversklavungen. Im Ersten Makedonischen Krieg plünderten die römischen Legionäre die eroberten Städte und verschleppten die Einwohner in die Sklaverei.
Obwohl Massenversklavungen als militärische Mittel von den gegnerischen Parteien angewandt wurden, gab es im Dritten Makedonischen Krieg vom römischen Senat Bedenken gegen die eigenen Feldherren. Römische Truppen plünderten wertvolle Kunstschätze und brannten Städte nieder. Tausende wehrlose Menschen wurden von den Legionären umgebracht, darunter vor allem Alte und Kinder. Die übrigen Einwohner wurden in die Sklaverei verschleppt. So geschehen 171 v. Chr. in Haliartos durch römische Truppen. Roms Generäle schreckten auch nicht davor zurück, Angehörige der Oberschicht einer eroberten Stadt zu liquidieren.
170 v. Chr. wurde Abdera erobert und die verhandlungsbereiten Bürger durch die Legionäre ermordet bzw. versklavt. Der römische Senat ließ diese Versklavungen rückgängig machen.
Besonders brutal und hinterlistig verfuhr Aemilius Paullus. Er verurteilte die unterlegenden Molosser dazu, sämtliches Edelmetall abzuliefern. Die Molosser kamen diesem Befehl nach. Doch das schützte sie nicht vor der Willkür Roms. Aemilius Paullus ließ die Stadt von seinen Legionären plündern. Über 100 000 Molosser wurden zu Sklaven.
Mit dem Niedergang der römischen Republik begann in Griechenland das Ende der Massenversklavungen. Diese gab es nur noch in den Grenzkriegen, die Rom auf dem Balkan führte. Doch die römischen Politiker gingen von diesen Strafaktionen bald ab. Es war für das römische Imperium nützlicher, wenn man unterlegene Völker umsiedelte und für den Grenzschutz einsetzte.
Die Massenversklavungen waren in der Antike nicht nur auf Griechenland beschränkt. Erste Massenversklavungen werden auch aus etruskischer Zeit in Italien berichtet. Das aufstrebende Rom übernahm dieses Druckmittel gegen die Zivilbevölkerung.
Nachdem Hannibal besiegt worden war, endete in Italien die Zeit der Massenversklavungen. Sie sollten erst wieder während der Zeit der Völkerwanderung angewendet werden.
Die römischen Kaiser ließen aber weiterhin die Bürger unterworfener Städte in Gallien, Spanien, Afrika und Asien in die Sklaverei verkaufen, wenn es politisch nützlich erschien. Die Römer hatten dabei wenig Skrupel, weil sie doch nur gegen “Barbaren” kämpften. Damit folgten sie einer griechischen Sichtweise. Massenversklavungen gab es in Griechenland nicht, wenn Kriege zwischen Griechen stattfanden. So versklavten die Römer in den Bruderkriegen keine römischen Bürger, auch wenn sie auf der gegnerischen Seite gestanden hatten.
Julius Cäsar betrieb in Gallien besonders intensiv die Versklavung unterlegender Stämme. Antike Historiker berichten, dass Cäsar über eine Million Menschen versklavt haben sollte. Inwiefern diese Zahlen zutreffend sind, bleibt unter Historikern umstritten. Belegt ist z.B. das Schicksal der unterlegenen Atuatukern. 57 v. Chr. wurden 50 000 von ihnen in Cäsars Auftrag verkauft. Als Käufer traten dabei auch seine Legionäre auf.
Massenversklavungen waren immer ein politisches Druckmittel. Sowie es dem Sieger politisch günstig erschien, konnte er Versklavungen auch wieder zurück nehmen. So wurden zerstörte Städte wieder aufgebaut, und deren versklavte Einwohner frei gekauft und in ihrer Heimat angesiedelt. So geschehen mit der griechischen Stadt Stageira, der Geburtsstadt von Aristoteles. Alexander der Große wollte dadurch seinen Lehrer ehren.
Erst der römische Senat und die Volksversammlung überprüften die Handlungen der von ihnen beauftragten Feldherren. So wurden Versklavungen rückgängig gemacht, wenn es politisch opportun war.
Literatur:
Horsmann, Gerhard:
Die Massenversklavungen der Einwohner eroberter Städte in der Hellenisch-Römischen Zeit
2., durchges. u. erw. Aufl.
Stuttgart: Franz Steiner Verlag 1990
(Forschungen zur Antiken Sklaverei ; 22.)
Klees, Hans: Sklavenleben im klassischen Griechenland
Stuttgart: Franz Steiner Verlag 1998
(Forschungen zur Antiken Sklaverei; 30.)
Schumacher, Leonhard:
Sklaverei in der Antike : Alltag und Schicksal der Unfreien
München: Beck 2001
Weeber, Karl-Wilhelm:
Alltag im Alten Rom ; ein Lexikon. 3. Aufl.
Düsseldorf: Artemis 1997