Technik in der Antike: Tunnel, Brücken, Kanäle, Leuchttürme, Fußbodenheizung

Tunnelbau

Herodot berichtete nicht nur über historische Ereignisse, er schrieb auch über die technischen Errungenschaften seiner Epoche. So bewunderte er den Tunnel von Samos. Gebaut wurde er im 5. Jahrhundert v. Chr. von dem Ingenieur Eupalinos. Der Auftrag stammte vom Tyrann von Samos, Polykrates. Die Hauptstadt der Insel sollte mit Wasser versorgt werden. Die Quelle befand sich jedoch jenseits eines angrenzenden Berges. Nach zehn Jahren Bauzeit wurde das Projekt erfolgreich beendet. Der Ingenieur hatte das Wasser der Quelle zunächst in einem Becken gestaut. Von dort leitete ein 850 Meter langer Kanal das Wasser bis zum Berg, der sich vor der Stadt befand.

Hier begann der 1036 Meter lange Tunnel, der das Wasser zur Stadt weiterleitete. Der Tunnelbau war eine technische Meisterleistung. Mit einfachen Mitteln wurde der Tunnel gleichzeitig von der Nord- und Südseite des Berges vorangetrieben. Das Risiko war dabei sehr groß, dass sich die beiden Gänge verfehlten, aber die Abweichung war nur gering und konnte korrigiert werden. Der Stollen war zwei Meter breit und hoch. Hinter dem Berg wurde das Wasser durch einen 620 Meter langen Kanal zu einer Zisterne der Stadt geleitet.

Pontonbrücken

Die ersten Pontonbrücken wurden von den Persern gebaut. Auf den Kriegszügen gegen Griechenland und die Skythen musste die Meerenge zwischen Asien und Europa überquert werden. Ein Mannschaftstransport per Schiff war dafür zu langwierig.

Dareios I. überquerte 513 v. Chr. zum ersten Mal den 550 Meter breiten Bosporus, als er gegen die Skythen zog. Er verankerte Schiffe nebeneinander von Ufer zu Ufer. Über die Schiffe wurden Planken gelegt, und das Heer konnte den Bosporus zu Fuß überqueren. Gebaut wurde diese Verbindung von dem griechischen Baumeister Mandrokles aus Samos.

Xerxes überquerte als nächster Perserkönig mit seinen Truppen die Meerenge. Er wählte dazu den Hellespont bei Abydos aus.
1200 Meter mussten dabei überwunden werden. Zunächst ließ er eine Brücke bauen, die aber zerstört wurde. Xerxes bestrafte in seinem Zorn das Meer mit 300 Peitschenhieben und ließ die Ingenieure köpfen.

Herodot lieferte einen ausführlichen Bericht über den nächsten Versuch, den Hellespont zu überqueren. Über 600 Schiffe wurden mit Seilen verbunden und zwischen den Ufern verankert. Zwischen einzelnen großen Schiffen ließ man einen breiteren Zwischenraum, damit der übrige Schiffsverkehr nicht unnötig behindert wurde. Dann legte man Holzbretter, die mit festgestampfter Erde überdeckt wurden, über die Schiffe. Geländer wurden angebaut, und die Truppen setzten dann innerhalb von sieben Tagen nach Europa über.

Kanalbau

Der Isthmos von Korinth ist die schmale Verbindung zwischen Peloponnes und dem übrigen Griechenland. Schon früh dachte man daran hier eine Wasserverbindung zwischen dem Korinthischen und Saronischen Golf zu schaffen. Für die Schifffahrt wäre es eine deutliche Zeitersparnis von bis zu zehn Tagen, wenn sie nicht den Peloponnes umrunden müsste. Im sechsten Jahrhundert zog man die Schiffe an dieser Enge über Land, weil der Kanalbau nicht realisiert werden konnte.

Um 300 v. Chr. versuchte sich der Makedonierkönig Demetrios mit dem Bau eines Kanals. Doch seine Ingenieure stellten fest, dass der Wasserspiegel des Korinthischen Golfes höher war als beim Saronischen Golf. So bestand bei einem Kanaldurchstich die Gefahr, dass mehrere Inseln überflutet zu werden drohten. So wurden die Bauvorbereitungen abgebrochen.

Als Nächster versuchte sich aus Prestigegründen der römische Kaiser Nero am Bau eines Kanals. Tausende Soldaten und Kriegsgefangene begannen den Kanal von Westen und Osten her auszuheben. Der Graben wurde bis zu 50 Meter breit. Nach insgesamt drei Kilometern wurden die Bauarbeiten wieder eingestellt. Historiker vermuten dafür zwei Gründe. Nero war gezwungen, einen Aufstand in Aquitanien niederzuschlagen und verließ daher Korinth. Ägyptische Ingenieure stellten wieder die unterschiedlichen Wasserstände fest, und die Grabungen wurden deshalb eingestellt.

Erst 1881 begann man mit dem Kanalbau von Neuem. 1893 war er schließlich fertiggestellt. Nach über 2500 Jahren war es vollbracht. Das Interessante an der Streckenführung des heutigen Kanals: er folgte genau der geplanten Baulinie Neros!.

Leuchtfeuer

Homer berichtete in seinen Epen, wie die Menschen sich mit Leuchtfeuern Signale sandten. Für die Seefahrer waren diese Signale besonders wichtig, wiesen sie doch auf Hafeneinfahrten hin oder warnten vor gefährlichen Stellen. In der Regel waren die Leuchtfeuer einfache Feuerstellen. In Alexandria entstand unter Ptolemaios I. der berühmteste Leuchtturm der Antike. Von 299 bis 279 v. Chr. wurde der Turm von Pharos gebaut. Alexandrias Hafen war zu dieser Zeit einer der wichtigsten im Mittelmeerraum. Deshalb bot sich an dieser Stelle der Bau eines Leuchtturms an.

Gebaut wurde der Turm von dem griechischen Ingenieur Sostratos. Sein Bau sollte 1500 Jahre lang die Schiffe in den Hafen leiten. 1326 wurde der Turm durch ein Erdbeben zerstört. Der Leuchtturm stand auf der Insel Pharos und war 110 Meter hoch. Er bestand aus drei Stockwerken. Das zweite Stockwerk war achteckig und das dritte rund. Oben bildete eine Statue den Abschluss. Im obersten Stockwerk befand sich die Feuerungsanlage. Mit Hilfe von Spiegeln wurde das Licht auf das Meer reflektiert. Der Lichtschein reichte bis zu 50 Kilometer weit ins Meer.

Zahlreiche Türme wurden in den nächsten Jahrhunderten gebaut. Bekannt sind Leuchttürme bei Ravenna, Ostia, Boulogne sur-mer und La Coruna. Wie viele andere römische Bauten haben sich einzelne Türme lange erhalten. Erst 1644 fiel der Turm bei Boulogne-sur-mer zusammen, und der Turm von La Coruna ist noch heute in Betrieb.

Auch an Land verwendete man Lichtsignale. Sie dienten hierbei der Nachrichtenübermittlung, vor allem bei kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Wachtürme des Limes z.B. waren in Sichtweite nebeneinander gebaut, so dass in der Nacht Leuchtsignale schnell übermittelt werden konnten. Doch das konnten nur kurze, vorher vereinbarte Signale sein. Komplexe Meldungen waren nicht möglich.

Fußbodenheizung

Ein römischer Unternehmer, Gaius Sergius Orata, erfand um das Jahr 80 v. Chr. die Fußbodenheizung. Die Ursprünge dieser Technik stammten eigentlich aus Kreta, aber es war das Verdienst des Geschäftsmannes, dass diese Heizungsart in Italien Verbreitung fand. Eigentlich wollte er nur seine Bassins, in denen er Austern und Fische züchtete, beheizen, aber er entdeckte dabei den Nutzen für die Hausbewohner.

In einer Heizkammer wurde Luft erhitzt und über einen Zwischenraum unterhalb des Fußbodens in die zu heizenden Räume weiter geleitet. Später kamen noch Tonröhren in den Wänden hinzu, die die Wärme nach oben leitete und als Rauchabzug diente. Dieses Heizsystem wurde Hypokausten genannt. Diese Heizung konnten sich zunächst aber nur Wohlhabende leisten, da sie sehr kostspielig war.

Später fand die Technik Einzug in den öffentlichen Bädern, in denen sich die Römer gegen eine geringe Gebühr erfrischen konnten. Die römischen Kaiser bauten schließlich aus Prunksucht riesige Thermen, die ebenfalls mit der Hypokausten-Heizung ausgestattet waren. Archäologen hatten in einem Limeskastell eine Hypokaustenanlage wieder in Betrieb genommen, um feststellen zu können, wie hoch die Temperaturen in den Räumen sein konnten. Am Boden wurden Temperaturen zwischen 20 und 50 Grad gemessen, an den Wänden erreichte man zwischen 18 und 30 Grad.

Literatur:

Holger Sonnabend
Wie Augustus die Feuerwehr erfand ; Große Errungenschaften der Antike
Artemis & Winkler 2002

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