Die Stoa wurde um 300 v. Chr. von dem Cyprioten Zenon von Kition in Athen gegründet. Der Name bezeichnete zunächst sein Schulgebäude und bedeutet „Bunte Halle“. Die Stoa lässt sich in drei Phasen unterteilen, die ältere Stoa (3. Jh. v. Chr.) mit den Vertretern Kleanthes und Chrysippos, die mittlere Stoa (2. Jh. v. Chr.) mit Panaitios und Poseidonios und die jüngere Stoa (1./2. Jh. n. Chr.) mit Aurel und Seneca.
Stoa und Marc Aurel
Im Seminar wurde zunächst ein Text Marc Aurels in „Philosophie des Altertums“ behandelt.1 Er wurde vor allem unter den Gesichtspunkten, wie der Zusammenhang des einzelnen Menschen mit der Welt dargestellt und welcher Umgang mit dem Unglück empfohlen wird, betrachtet. Hierzu ist zu sagen, dass das Schlechte da ist aber eben auch zur Welt dazu gehört. Es soll deshalb nicht als Schlechtes gesehen werden. Es kann auch förderlich sein und Gutes mit sich bringen. Die Welt und ihre Natur werden als harmonisch wahrgenommen. In der Stoa wird in allem Unglück ein Sinn gesehen, weshalb es erträglich ist und die Menschen beständig bleiben sollen. Der Mensch weiß durch seine Vernunft, dass es diesen Sinn gibt, dass die Welt selbst „vernünftig“ ist. Sie folgt dem Logos, der Allnatur, die für Gott steht. Die Ethik der Stoa ist die Kummerlosigkeit, welche Ataraxie, Apathie und Autonomie beinhaltet.
Stoa und Seneca
Anschließend wurde zu Seneca und seinem Text „De proventia“ übergeleitet. Seneca ist der Hauptvertreter der 3. stoischen Phase und verfasste seine Schriften auf Latein. In dem besagten Text nennt er Argumente dafür, dass guten Menschen oft Leid widerfährt. Zunächst ist Seneca der Meinung, einem Menschen stoße immer nur das zu, was er auch ertrage. So sieht das Schicksal, welches menschlich beschrieben wird, einige Menschen als zu schwach an. Diesen Menschen geht es nun zwar besser als anderen, aber nur, weil das Schicksal ihnen nicht zutraut einem Kampf stand zu halten. Nur die, die Leid erfahren seien also mutig. Gleichzeitig sagt Seneca allerdings „(…) wer immer ungeschoren gelassen scheint, ist nur hingehalten worden.“2 und widerspricht sich hiermit scheinbar selbst, da am Ende doch alle irgendwann leiden.
Es wird nur nicht jedem sofort zugemutet, was er ertragen könnte. Diejenigen, die bereits leiden „durften“, konnten sich allerdings im Gegensatz zu den anderen schon erproben. Dadurch, dass der Mensch Leid erträgt, steht er in diesem Moment sogar über Gott. Die Stoa trennt den Menschen in Innen und Außen. Das Stehen über dem Schicksal ist auf das Innere zurückzuführen. Der Mensch folgt dem Logos, seiner Vernunft, weil er weiß, dass das Leiden einen Sinn erfüllt. Laut griechischer Ansicht handelt es sich beim Menschen um einen Geist-Materie-Dualismus. Der Sitz der Tugenden ist die Vernunft, der der Laster und Begierden die Materie. Der Mensch besitzt nun die Wahlfreiheit zwischen diesen beiden, wobei die Wahl der Vernunft Stärke, die der Materie Schwäche bedeutet. Das Ganze zielt also auf Selbstbeherrschung.
Nach der Stoa weiß Gott alles bevor es geschieht, kann jedoch nicht ändern, was die Menschen tun, worin deren Freiheit liegt. Der Mensch besitzt eben die Wahlfreiheit. Die Zustimmung zum Schicksal kann hierbei Spielräume eröffnen. Das Weltbild ist pantheistisch. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, mit Hilfe seiner Vernunft über die Natur zu herrschen.
Theodizeeproblem in der Stoa
Das Theodizeeproblem wird in der Stoa also folgendermaßen gelöst: Der Mensch besitzt Vernunft, hat also das Wissen, dass alles, was geschieht, einen Sinn hat, es besteht eine prästabilierte Harmonie. Die Vernunft ist allerdings dadurch begrenzt, dass der Mensch den Sinn selbst nicht kennt. Die Verstehbarkeit Gottes ist dementsprechend nicht gegeben, dafür aber die Allmacht Gottes, der alles in Harmonie geschaffen hat und Seine Liebe. Das metaphysische und das physische Übel werden zum Guten erklärt, es bleibt lediglich das moralische Übel bestehen, welches die Menschen selbst durch ihr Verhalten verursachen. Nach der stoischen Auffassung werden also nicht vorwiegend Gottesattribute, sondern die Übel selbst gestrichen.