Eine Voraussetzung für das Theodizeeproblem ist der weisheitliche Tun-Ergehen-Zusammenhang. Dieser besagt, dass es Menschen, die Gutes tun, gut geht und Menschen, die Schlechtes tun, schlecht. Die Folgen der Taten beziehen sich auf das jetzige Leben, ein Leben nach dem Tod ist hierbei im Gegensatz zur Apokalyptik noch ausgeschlossen.
Beispiel
Als Beispiel wurden im Seminar Sprüche des Buches Proverbia aus dem dritten bis vierten vorchristlichen Jahrhundert behandelt. Inhaltlich ist allen Sprüchen gemeinsam, dass sich das Schicksal des Menschen nach seinen Taten richtet. Beispiele sind:
„Der Böse bleibt nicht ungestraft; aber der Gerechten Geschlecht wird errettet werden.“ (11,21)
oder auch:
„Die Gottlosen werden gestürzt und nicht mehr sein; aber das Haus der Gerechten bleibt bestehen.“ (12,7).
Auffällig hierbei ist, dass „schlechte“ Menschen als „gottlos“ bezeichnet werden. Auch in der modernen Weisheit findet sich das Schicksal als abhängig von den Taten wieder, wie die Sprüche „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein“ oder „Hochmut kommt vor dem Fall“ zeigen.
Fazit
Zentral für die Spruchweisheit ist demzufolge, dass Taten dem Schicksal vorausgehen, man also aus dem Schicksal eines Menschen auf dessen vorherige Taten schließen kann. Diese Auffassung gleicht denen des Buddhismus und Hinduismus, in welchen das Leid ebenfalls als Strafe oder auch, wie es bei Hiob ist, als Prüfung gesehen wird.
Vergleicht man die altorientalische Weisheit mit der vorangegangenen Geschichte Camus, so stellt man fest, dass Rieux den Tun-Ergehen-Zusammenhang abstreiten würde. Zwar könnte er nach seiner Auffassung auf Erwachsene zutreffen, jedoch lässt er sich nicht auf ein unschuldiges Kind anwenden.
Eine ausführliche Beschreibung des Theodizeeproblems findest du hier.