Inhaltsangabe:
- Joseph ll. – Das Leben des großen Reformers
- Sein Leben
- Der aufgeklärte Absolutismus
- Verhältnisse zwischen Staat und Kirche
- Reformen
- Einrichtungen von Joseph II.
- Das Ende von Joseph II.
Joseph ll. – Das Leben des großen Reformers
Die Zeit Maria Theresias und Josephs II. ist das Halbjahrhundert der großen Reformen. Diese beiden Herrscher machten Österreich zu einem der fortschrittlichsten Staaten in Europa. Waren die Reformen Maria Theresias noch recht maßvoll, so schufen sie doch die Grundlage zu einem modernen Staat.
Joseph II. von Österreich
Ihr Sohn, Joseph II., war ein Vertreter des aufgeklärten Absolutismus. Das heißt, er war ein Diktator eines zentralistisch regierten Reiches, der mit radikalen Reformen das Beste für seine Untertanen erreichen wollte.
So setzte er den Weg seiner Mutter in stürmischer Weise fort, überspitzte die Reformen und sah sich am Ende seines kurzen Lebens dazu gezwungen, die meisten von ihnen – ausgenommen das Toleranzpatent und die Aufhebung der Leibeigenschaft – zurückzunehmen. Immerhin ersparte der Kaiser mit all seinen Vorzügen und Schwächen Österreich eine Entwicklung, welche das Land in ähnlicher Weise wie Frankreich zur gleichen Zeit mitten in eine politische und soziale Revolution hineingeführt hätte. In Österreich brauchte eine solche nicht gemacht zu werden, denn der erste und größte Revolutionär war der Kaiser selbst.
Sein Leben
Joseph II. wurde 1741 als ältester Sohn von Maria Theresia und Franz Stephan I. geboren. 1764 wurde er in Frankfurt am Main zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt. Nach dem Tod des Vaters wurde er 1765 zum Mitregenten Maria Theresias in den habsburgischen Erblanden erhoben, er wurde König von Böhmen, Ungarn, Galizien (Landschaft im Westen der Ukraine und im Süden Polens) und Lodomerien (nordwestl. Ukraine).
Joseph II. war in jungen Jahren zweimal verheiratet. Einmal mit Maria Isabella von Parma, die 1763 an Windpocken starb. Mit ihr hatte er eine Tochter namens Marie Therese, die im Alter von sieben Jahren an einer Lungenentzündung starb. Seine zweite Gemahlin, Maria Josepha von Bayern starb 1767 an derselben Krankheit wie seine erste Ehefrau. Als 1780 Maria Theresia starb, wurde Joseph II. bis zu seinem Tod Alleinherrscher.
Der aufgeklärte Absolutismus
Der Grundsatz des aufgeklärten Absolutismus war dass alles für das Volk, aber nichts durch das Volk geschieht. Für das Volk war diese Art der Regierung recht unangenehm, weil sie nichts zu sagen hatte, keine Mitverantwortung trug und der Staat eigentlich nur ein lästiger Druck war. Der Unterschied zum Absolutismus war der, das der Herrscher sich nicht mehr als Besitzer des Staates fühlte und er nicht mehr von Gottes Gnaden regierte.
Natürlich durfte der Herrschaftsanspruch der Fürsten nicht angezweifelt werden, und auch die gesellschaftliche Ordnung blieb bestehen. Joseph II sah sich als Diener des Staates und fühlte sich dem Gemeinwohl verpflichtet. Er führte im Sinne der humanitären Staatsidee gemeinnützige Förderungen durch, wie zum Beispiel Abschaffung der Leibeigenschaft und der Folter, und Einführung der allgemeinen Schulpflicht.
Die Spannungen des Volkes entluden sich 1789 und 1848 in Revolutionen. In der Zeit des Absolutismus wurden wichtige Schritte in Richtung Modernisierung und Demokratisierung des Staates getan.
Verhältnisse zwischen Staat und Kirche
Joseph II erregte großes Aufsehen, als er mehr als 400 Klöster auflöste. Er löste alle Klöster auf, die sich nur mit beten oder Selbstheilung beschäftigten. Diese Klöster hatten in seinem von Vernunft geprägten System keinen Platz. Orden die lehrten, Kranke pflegten oder sich der Seelsorge widmeten hatten für ihn einen Sinn. Natürlich fand diese Reformation keinen besonderen Anklang bei dem geistlichen Adel.
Der Papst (Pius VI) selbst reiste nach Wien um den Kaiser von diesen Maßnahmen abzubringen, was aber ohne Erfolg blieb. Das Geld das durch die Auflösung der Klöster an den Staat fiel, wurde in einen Religionsfond eingezahlt, durch den der Staat bis 1938 ohne Kirchensteuer auskam. Joseph II gründete auch viele neue Pfarren, weil er der Meinung war, dass kein Ort mehr als eine Gehstunde von seiner Kirche entfernt sein sollte.
Weiters schrieb er auch vor wie viele Kerzen bei einer Messe brennen durften, bestimmte die Gottesdienstordnung und die Kirchenmusik, und auch eine Begräbnisordnung stellte er auf. Er meinte, dass der Tote nur zum Verwesen da sei, und daher sollten er ohne Kleidung, nur in ein Tuch gewickelt und mit Kalk bestreut begraben werden. Er entwickelte sogar einen Sarg der am Boden eine Falltüre hatte, und somit mehrmals verwendet werden konnte. Diese Erfindung erregte besondere Missstimmung bei der Bevölkerung.
Weiters schaffte Joseph auch viele Feiertage ab, kürzte die Wallfahrten und löste die Brüderschaften auf.
Er ermöglichte auch anders Gläubigen ihre Religion im Staat auszuüben, das heißt, dass er die nicht Katholiken den Katholiken gleichstellte und mit einem Toleranzpatent 1782 die Emanzipation der Juden einleitete. Das führte natürlich zu Protesten der antisemitischen Christen, fand aber bei den Juden großen Anklang.
Reformen
Wirtschaftsreformen
Zu der bedeutendsten Reform zählt wohl das Joseph die Bauern aus der Leibeigenschaft entließ, den Zunftzwang auflöste und eine Grundsteuer einführte die auch den Adel betraf. Die Verwaltung sollte in jeder Stadt möglichst klein sein. Man strebte danach die Behörden zu vereinheitlichen und Bürokraten sollten sich auf etwa vier beschränken.
Joseph II war sehr gegen Sonderstellungen und Privilegien, wodurch die Krönung des Königs in Ungarn und Böhmen abgeschafft wurde. Die Stände hatten nur noch dekorative Räte, die nichts mehr zu sagen hatten, sogar die Selbstverwaltung der Städte wurde eingeschränkt. Da er auch für die Sicherheit der Bürger verantwortlich war, gab es eine spezielle Polizeikommission die sich mit Ordnung, Sitte und Sicherheit befasste.
Rechtsreformen
Joseph II begann damit dass er die Zensur einschränkte. Das hatte zur Folge, dass er selbst zum Opfer der Presse wurde und so 1781 ein Zensurgesetz einführte, dass eine strenge Kontrolle der Presse und der Druckschriften vorsah.
Die Rechtsreform von Maria Theresia, Trennung von Justiz und Verwaltung, wurde weitergeführt. Joseph führte 1786 ein allgemeines bürgerliches Gesetzbuch ein. In dem die Ehe als bürgerlicher Vertrag aufgeführt war, was selbstverständlicherweise wieder großen Widerstand seitens der Kirche aufkommen ließ.
Andere Reformen
Joseph II versuchte Deutsch als Landessprache durchzusetzen, förderte aber nebenbei auch die Regionalsprachen und ihre Kultur. Er fixierte die Steuern und förderte das Schulwesen. Viele seiner Reformen waren Umstritten, daher musste er viele noch an seinem Sterbebett zurücknehmen. Alle seine Reformen sollen nur dem Staat etwas nützen. Joseph II sah sich als Wohltäter für den Staat und für die Gesellschaft. Sicherlich hatten seine Reformen auch viel gutes, da sie ein großer Schritt in Richtung Demokratie waren und den Staat erneuerten.
Im Grunde werden alle diese Reformen als Josephinismus bezeichnet. Es wird aber darauf hingewiesen, dass Ideen und Reformen, die Joseph II durchführte, es schon vor seinem Amtsantritt gab. Das heißt der Josephinismus wurde nicht von Joseph II geschaffen, und fand auch nicht mit dem Tod des Kaisers sein Ende.
Einrichtungen von Joseph II.
Das Josephinum ist sicher das berühmteste Bauwerk von Joseph II. Es wurde 1785 von ihm in Wien gegründet. Es war eine medizinisch chirurgische Akademie, die hauptsächlich der Heranbildung von Militärärzten diente.
Das zweite berühmte Bauwerk ist wohl das allgemeine Krankenhaus in Wien und jenes in Graz, die beide von ihm gegründet wurden. Er ließ auch noch Schulen und viele Pfarren bauen. Sowie Bistümer in Linz, St. Pölten und Leoben-Göss. Das Erzbistum in Wien ließ er ausbauen. Joseph II lag die Gesundheit und das Wohlergehen der Bevölkerung sehr am Herzen. Das ist typisch für die Zeit des aufgeklärten Absolutismus, da er alles für das Volk machen wollte.
Erwerbungen unter Joseph II.
Während der Zeit seiner Mitregentschaft stand Joseph II. in außenpolitischen Fragen oft im Gegensatz zu seiner Mutter. Es gibt drei Gebiete die Joseph II während seines Lebens erworben hat. 1772 erwarb er Galizien von den Polen (liegt im Westen der Ukraine – und im Süden Polens), und 1775 die Bukowina (nördliche Hälfte gehört zur Ukraine – südlicher Teil zu Rumänien) vom osmanischen Reich. Joseph II bemühte sich auch bayrische Gebiete nach dem Aussterben der Wittelsbacher für sich zu gewinnen. Friedrich II, der große preußische Feind von Österreich, vereitelte das aber. Trotz vieler Verhandlungen gelang der Erwerb Bayerns nicht. Danach wandte sich Joseph II. Katharina von Russland zu und schloss mit ihr ein Verteidigungsbündnis.
Das Ende von Joseph II.
Durch die umstrittenen Reformen von Joseph II löste sich Belgien mit der Hilfe der Preußen von der Monarchie, und erklärte sich als souveränen Staat. Es gab in allen habsburgischen Provinzen Aufstände, nur Luxemburg blieb den Habsburgern treu. Die innen- und außenpolitische Situation der Habsburgermonarchie war zu Ende der Regierungszeit von Joseph II sehr schlecht. Joseph II hinterließ seinem jüngeren Bruder Leopold, der Großherzog der Toskana war, eine äußerst gefährliche Herrschaft.
Joseph II starb am 20. Februar 1790 in Wien.
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