Karthago: Expansion, Aufstieg, Kriege (Punische Kriege, lybischer Krieg)

Expansion

Im Gebiet des heutigen Libanon siedelten die Phönizier. Wie sich das Volk selber nannte ist unbekannt. Die uns geläufige Bezeichnung stammt von den Griechen. Die Phönizier waren ein Volk der Kaufleute und Seeleute. Die Stadt Tyros war lange Zeit das Handelszentrum des Landes. Von hier aus fuhren die Schiffe in die damals bekannte Welt.

Die Kaufleute waren wahrscheinlich die Verursacher der Auswanderung von Phönizier in den gesamten Mittelmeerraum. Seit dem 11. Jahrhundert v. Chr. hatten die Phönizier intensive Handelsbeziehungen nach Ägypten und Kreta. Viele Historiker sehen damit auch den Beginn der Auswanderung. Andere Vermutungen beziehen sich eher auf das 8. Jahrhundert als Beginn der Auswanderungswelle. Der wachsende Handel von Ägypten bis nach Mesopotamien ließ die Phönizier nach neuen Handelsplätzen Ausschau halten. Sie gründeten im Mittelmeerraum zunächst unzählige Handelsstützpunkte, aus denen sich dann häufig größere Siedlungen und Städte entwickelten.

Ab dem 9. Jahrhundert v. Chr. siedelten Phönizier schon auf Zypern. Der Ort Kition war ein bekannter Umschlagplatz für Kupfer. Auch Teile von Anatolien und Assyrien wurden von den Kaufleuten besiedelt. Sizilien und Sardinien erhielten etwa um diese Zeit Handelsposten. Aus Sardinien exportierten die Phönizier Silber, Blei, Kupfer und Zinn. Die Bodenschätze des heutigen Spanien waren ebenso ein lohnendes Ziel für die mutigen Seefahrer aus Tyros. Weiter führte der Weg ins heutige Marokko, Tunesien und Algier.

Die Stadt Karthago

Karthago, dessen Gründung im mythologischen Dunkeln liegt, war unter verschiedenen Namen bekannt, ehe sie ihren – lateinischen – Namen erhielt. Die Aussagen antiker Autoren über die Lage und Gestalt der Stadt sind nicht immer eindeutig. Die Stadt soll aus einer Vorstadt, der Unterstadt und aus dem Ortsteil Byrsa (Altstadt?) bestanden haben. Archäologische Funde sind selten, weil die Römer nach den Punischen Kriegen die Stadt zerstört hatten.

Die beiden Häfen für die Handelsflotte und die Marine (Kothon) befanden sich in der Unterstadt. Die Agora vermutet man nördlich des Marine-Hafens. Eine Stadtmauer sicherte die Stadt, die am Ende der Punischen Kriege etwa 700000 Einwohner gehabt haben soll. Damit gehörte sie zu den Metropolen des Mittelmeerraums. Nördlich von Byrsa befanden sich die Totenstädte (Nekropolen) Karthagos.

Karthagos Aufstieg

Karthago entwickelte sich zu einem wohlhabenden Handelszentrum in Nordafrika. Die Marine schützte die Kaufleute. Von Karthago aus wurden Handelskontore gegründet, die sich oft zu Städten entwickelten.
Die phönizischen Siedlungen auf Sizilien wurden im 6. Jahrhundert von den vordrängenden Griechen bedrängt. Karthago entsandte deshalb Truppen als Schutz auf die Insel. Es gelang den Karthagern beachtliche Gebiete der Insel unter ihre Herrschaft zu bringen. Auch auf Sardinien griffen sie ein. In langwierigen Kriegen wurde die Insel erobert.
Die Karthager hatten im Laufe der Zeit Teile der Ur-Einwohner ihrer Stadt assimiliert und nannten sich ab dieser Zeit Punier. Die punische Expansion führte auch nach Südspanien, das unter die Oberhoheit Karthagos geriet. Da später auch die Küste des heutigen Marokko von den Puniern beherrscht wurde, konnte Karthago zeitweise die Straße von Gibraltar für alle anderen Schiffe sperren (350 v. Chr.?).
Die Kaufleute segelten auch weit in den Atlantik und erreichten Madeira, die Azoren und die Kanaren. Vom sechsten bis zum vierten Jahrhundert weitete sich der Machtbereich der Stadt auf Tunesien und Algerien aus. In der Regel beherrschten die Punier die Städte, während sich das Hinterland seiner Kontrolle entzog.

Griechische Autoren berichten auch von der Entdeckungsfahrt des Karthagers Hanno, der die Westküste Afrikas bis nach Kamerun umsegelt hatte und dort Kolonien gründete. Es ist unter Historikern umstritten, wann diese Fahrt stattfand. Indizien aber weisen darauf hin, das es diese Fahrt aber gegeben hat. Als Zeitpunkt wird das 6. Jahrhundert angenommen.
Die Berichte über eine Fahrt des Puniers Himilco bis zu den britischen Inseln stammen auch nur aus zweiter Hand. Der Hintergrund für diese Reise war wohl die Suche nach Zinn und Blei.

Ab 410 bauten die Karthager ihre Macht auf Sizilien weiter aus. Hatten sie 480 bei Himera noch eine vernichtende Niederlage erlitten und hielten sich 70 Jahre auf der Insel zurück, griffen sie jetzt in die inner-sizilianischen Auseinandersetzungen ein. Der mächtigste Gegner in dieser Zeit war der Tyrann von Syracus, Dionysios I. Die Kriege gegen ihn zogen sich über Jahrzehnte hin und sahen Siege und Niederlagen auf beiden Seiten. Mit dem Tod von Dionysis I. (367) endeten die Auseinandersetzungen zunächst, und Karthago beherrschte nun auch weite Gebiete im Norden der Insel.
Es folgten in den nächsten Jahrzehnten noch mehrere militärische Konflikte, die die karthagische Position auf Sizilien im Endeffekt stärkten.

In dieser Zeit wuchs die Macht Roms in Latium und den angrenzenden Gebieten. Karthago und Rom waren nicht nur politische Gegner, sondern auch Konkurrenten im Handel. Es gab zwischen den beiden Mächten Verträge, die die politischen und wirtschaftlichen Konflikte bereinigen sollten. Einer dieser Verträge war der Philinos-Vertrag (306 ?), der es den beiden Kontrahenten verbot, im Gebiet des anderen militärisch einzugreifen.

Doch es musste zwischen den beiden Staaten zu militärischen Verwicklungen kommen. Die Römer fanden einen Grund, auf Sizilien einzugreifen.

Der 1. Punische Krieg

Die Stadt Messana ersuchte Rom um Unterstützung gegen den Tyrannen von Syracus Hieron. 264 v. Chr. setzten die Römer mit zwei Legionen auf die Insel über. Unter römischen Historikern sind die Motive für das Eingreifen umstritten. Es gibt Vermutungen, dass sich Rom von Karthagos militärischer Macht bedroht sah und deshalb angriff. Es war aber auch bekannt, dass die Karthager zu dieser Zeit eine Verhandlungsdelegation nach Rom sandten. Andere Historiker sahen in der Aktion ein Zeichen des römischen Expansionswillens.

Die Karthager stellten den Römern ein Ultimatum, indem sie den Rückzug der Truppen aus Messana forderten. Die Römer ließen die Frist aber verstreichen, und Karthago belagerte mit seinen Truppen und mit der Flotte die Stadt. Auf karthagischer Seite kämpfte auch überraschenderweise der Tyrann von Syracus. Der römische Konsul Caudex setzte mit seinen Truppen nach Sizilien über und errang mehrere Siege. Bald stand er vor Syracus. Er unterließ eine Erstürmung, weil er nicht die nötigen Kräfte hatte und zog sich zurück. 263 zog ein neues römisches Heer gegen die Stadt, woraufhin Hieron mit den Römern Frieden schloss. Die römischen Konsuln Valerius Maximus und Otacilius Crassus schlossen das Kriegsjahr als Gewinner ab, weil es ihnen auch gelungen war, karthagische Verbündete auf Sizilien zum Übertritt zu veranlassen.

262 drangen vier Legionen gegen die Stadt Akragas vor, die auf der Seite der Karthager stand. Die Stadt wurde erobert, und die Bewohner wurden in die Sklaverei verkauft. Die Karthager begannen 261, den Krieg auf die italienische Halbinsel zu bringen, indem sie die Küstenlandstriche plünderten und brandschatzten.

Die pragmatischen Römer erkannten, dass sie neben ihren Legionen auch eine Flotte benötigten, um die Karthager zu besiegen. Die erste Seeschlacht 260 verlief zwar für die Römer blamabel – ein Konsul wurde gefangen genommen – doch die zweite Seeschlacht wurde siegreich beendet. Der Konsul C. Duilius traf bei Mylai auf die Flotte des Hannibal. Die Römer hatten ihre Schiffe mit Enterbrücken und Enterhaken versehen und eroberten die karthagischen Schiffe im Nahkampf von Mann gegen Mann. Die bisherige Praxis während einer Seeschlacht war, dass die Schiffe sich mit einem Rammsporn zu versenken suchten. Die Römer hatten den Seekrieg in einen “Landkrieg” verändert. So glichen die Römer ihr geringes seemännisches Geschick aus. Der punische Kommandant entkam nach der Schlacht knapp der Gefangennahme.

259 segelte der Konsul L.Cornelius Scipio nach Korsika und eroberte die Insel. Die Karthager gaben danach weite Teile Sardiniens auf. Auf Sizilien griffen die Punier dagegen an und bedrängten die römischen Truppen.

258 befehligten die beiden Konsuln des Jahres die Truppen auf Sizilien. Sie erlitten dabei Verluste im Kampf gegen die Karthager. Auf See schlugen sie die punische Flotte. Der karthagische Kommandant wurde wegen der Niederlage von seinen eigenen Landsleuten hingerichtet.

256 nutzen die Kontrahenten dazu, ihre Flotten auszubauen. Die Römer wollten den Krieg nun nach Afrika verlagern. Die Karthager erfuhren davon und rüsteten sich zur Verteidigung. Bei Eknomon trafen die beiden Flotten aufeinander. Wieder wurden die Karthager besiegt. Die Punier boten den Römern Friedensgespräche an, doch die Römer lehnten ab. Wenig später landeten die Römer ihre Truppen bei Aspis. Sie sicherten den Stützpunkt in Afrika und überwinterten hier mit einem Teil ihrer Truppen. Die Karthager boten wieder Friedensverhandlungen an, doch der Konsul Regulus stellte unannehmbare Forderungen.

Zu dieser Zeit traf in Karthago der Spartaner Xanthippos in Begleitung von griechischen Söldnern ein. Der erfahrene Söldnerführer beriet die Offiziere Karthagos und empfahl eine neue Taktik im Kampf gegen die römischen Legionen. Die Ratschläge wurden angenommen, und die Römer wurden 255 bei Tynes vernichtend geschlagen, der Konsul wurde gefangen genommen. Es gelang aber der römischen Flotte, die überlebenden Legionäre an Bord zu nehmen und damit vor der Gefangenschaft zu bewahren.

Es gab noch ein kleines Seegefecht bei Kap Bon, bei denen die Römer nur eine Handvoll Schiffe verloren. Doch bei der Weiterfahrt an der Südküste Siziliens versanken bei Kamarina über 300 römische Kriegsschiffe. Die Römer konnten wieder die Verluste ausgleichen, indem sie über 200 Schiffe binnen Jahresfrist bauten.

254 griffen die beiden Konsuln Cornelius Scipio Asina und Atilius Caiatinus Sizilien erfolgreich an. Mehrere Städte wurden im Norden und Süden der Insel erobert. Die Eroberung der Stadt Panormos war für die Römer besonders einträglich, weil es den besiegten Bewohnern erlaubt wurde, sich von der drohenden Versklavung freizukaufen. Rom erhielt von ihnen über 400 Talente Silber.

253 folgten weitere Angriffe auf Sizilien, und eine römische Flotte segelte wieder nach Nordafrika. Doch navigatorisches Unvermögen ließ die Römer umkehren. Bei der Rückfahrt gerieten die Schiffe in einen Sturm und weit über 100 Kriegsschiffe gingen unter.
Die Karthager waren in den letzten drei Jahren mit der Bekämpfung von numidischen Stämmen beschäftigt gewesen, so dass der Widerstand gegen Rom in dieser Zeit schwach ausfiel.

251 landete eine karthagische Armee mit über 30000 Soldaten und mit über 150 Elefanten auf Sizilien. Doch der Angriff auf Panormos wurde abgeschlagen, und die Punier erlitten eine katastrophale Niederlage. Der karthagische Staatsgerichtshof ließ wenig später den eigenen Feldherrn wegen dieser Niederlage hinrichten.

Von 250 an wurde die sizilische Stadt Lilybaion zum umkämpften Hauptkriegsschauplatz. Die Römer griffen von See und Land die von Karthagern und deren keltischen und griechischen Söldnern gehaltenen Stadt an. Während dieser Kämpfe verloren die Römer 249 zwei weitere Flotten in einer Schlacht und in einem Sturm.

Die Kämpfe zogen sich weiter hin, und Rom baute eine neue Flotte, die sie nach den karthagischen Vorbildern zimmerten. 241 besiegte schließlich der Konsul Lutatius Catulus bei der Insel Aigusse die punische Flotte. Die Karthager boten nach dieser Niederlage um einen Friedensvertrag. Die römischen Bedingungen waren hart. Die Karthager mussten sich aus Sizilien und anderen nahen kleineren Inseln zurückziehen und hohe Reparationen zahlen.

Der lybische Krieg

Nach dem Friedensschluss kam es zwischen der karthagischen Führung und deren Söldnern zu Unstimmigkeiten. Die punischen Generäle hatten ihren Soldaten reiche Entlohnungen versprochen. Doch Karthago zahlte nach dem Kriegsende nicht den ausstehenden Sold. Die Soldaten, an ihrer Spitze die lybischen Söldner, forderten ihr Recht und stellten ihre Forderungen.
Karthago ging nur teilweise darauf ein. Die Soldaten vertrieben daraufhin ihre Offiziere und wählten zwei der Ihren zu Feldherrn. Die sammelten im Umland Geld und Truppen für eine Revolte gegen Karthago. Sie fanden unerwarteten Zuspruch, weil Karthago während des Krieges die Städte mit hohen Abgaben belegt hatten.

Die Aufständigen griffen zwei punische Städte an. Karthago, finanziell und militärisch angeschlagen, rekrutierte seine Einwohner zum Kampf und suchte neue Söldner in Spanien, Gallien und Sizilien. Dem karthagischen General Hamilcar “der Blitz” gelang schließlich der erste Sieg über die Rebellen. Er bot den Gefangenen die Möglichkeit an, wieder in die karthagische Armee einzutreten. Viele Soldaten nahmen das Angebot an. Der Widerstand gegen Karthago schien sich zunächst zu verringern.

Auch auf Sardinien revoltierten die Söldner und unterwarfen weite Gebiete der Insel. Sie planten sogar die Bildung einer “Söldner-Republik”. Doch die einheimischen Sarden erhoben sich und vertrieben ihre Besatzer von der Insel.

Die aufständischen Soldaten in Afrika töteten inzwischen hunderte ihrer karthagischen Gefangenen. Damit wollten sie erreichen, dass die Rebellen enger zusammen hielten. Ein möglicher Wechsel von einzelnen Truppenteilen auf die karthagische Seite war nach dem Mord unmöglich gemacht.

Die Soldaten errangen wieder Erfolge und bedrohten 239 die Stadt Karthago. Die Belagerung aber misslang. Wieder war es “der Blitz”, der einen Sieg über die Rebellen erzielte. Die Punier nahmen grausame Rache, in dem sie über 40000 Rebellen massakrierten.

Der Krieg wurde von beiden Seiten mit unerbittlicher Härte geführt. So töteten die Aufständischen einen gefangenen karthagischen General und über 30 Adlige. 238 kam es zur entscheidenden Schlacht. Die Karthager besiegten die Rebellen und brachten die Gefangenen bei einer Siegesfeier um.

Karthagos Griff nach Spanien

Mit der Niederschlagung des Aufstandes richtete sich Karthagos Interesse wieder auf die Außenpolitik. Spanien, mit seinen reichen Bodenschätzen, sollte der Ersatz für das verlorene Sizilien sein.
Der erfolgreiche Feldherr Hamilcar “der Blitz”, aus der Familie der Barkiden, bekam 237 den Oberbefehl für den Kriegszug gegen Iberien.

Es gelang dem punischen Feldherrn weite Gebiete Südspaniens zu erobern. 228 kam er während eines Feldzugs ums Leben. Nachfolger wurde sein Schwiegersohn Hasdrubal. Er setzte den Krieg erfolgreich fort und verstand es auch, mit Diplomatie Anhänger unter den spanischen Fürsten zu finden.

Die Römer betrachteten die Erfolge der Karthago in Iberien mit Argwohn. Die Römer befanden sich zu dieser Zeit in einem Konflikt mit den Kelten und waren daran interessiert, dass die Punier nicht die Kelten unterstützten. Zwischen Rom und Karthago wurde deshalb in einem Vertrag der Ebro zum Grenzfluss für die beiden Einflusssphären bestimmt. So hatte Hasdrubal in Spanien freie Hand, weil die Römer sich nicht einmischen wollten. Bei einzelnen Feldzügen begleitete Hasdrubal dessen Sohn Hannibal.

221 wurde Hasdrubal ermordet und Hannibal zu seinem Nachfolger ernannt. Das missfiel einigen karthagischen Senatoren. Doch der neue Feldherr erwies sich als großer Stratege in den Kämpfen gegen die iberischen Stämme. Die Truppen achteten ihren neuen Oberbefehlshaber.

Saguntum, das von den Karthagern angegriffen wurde, bat die Römer um Hilfe. Eine römische Gesandtschaft traf bei Hannibal ein, um ihn vor einem weiteren Vorgehen gegen die Stadt zu warnen. Doch Hannibal lehnte das Ansinnen ab, wobei er auch vom karthagischen Senat unterstützt wurde. 219 griff er die Stadt an und eroberte sie.

Der 2. Punische Krieg

Es gibt keine historischen Quellen aus Karthago, die diesen Kriegsverlauf und dessen Hintergründe beschreiben. Historiker können sich nur auf die Werke griechischer und römischer Autoren der Antike beziehen und sind gezwungen, diese zu interpretieren.

218 kam eine weitere römische Delegation nach Karthago, um die Auslieferung Hannibals zu verlangen, der widerrechtlich die Stadt Saguntum angegriffen habe. Die Römer betrachteten die Stadt als römischen Freund und deshalb verstieß der Angriff auf die Stadt gegen den geschlossenen Vertrag zwischen den beiden Mächten. Die Römer drohten mit Krieg, falls ihnen Hannibal nicht ausgeliefert würde.

Die Karthager lehnten diese Forderung ab, und es folgte die römische Kriegserklärung. Hannibal wollte einem Angriff zuvorkommen und plante den Einmarsch in Italien. Ein Angriff von See war zu dieser Zeit nicht möglich, weil die karthagische Flotte noch nicht dafür gerüstet war. Hannibal wollte deshalb über die Alpen nach Italien einfallen. Er führte deshalb Gespräche mit den keltischen Stämmen, deren Gebiet er durchqueren musste. Im April 218 begann der Feldzug gegen Rom. Über 100000 Soldaten nahmen daran teil.

Der Zug über die Pyrenäen war von zahlreichen Kämpfen gegen die einheimischen Stämme bestimmt. Die Kelten in Südfrankreich konnte Hannibal überzeugen, dass er sie nicht als Gegner betrachten würde. Aber an der Rhone leistete ein keltischer Stamm kurz vergeblich Widerstand. Die Karthager überquerten den Fluss. Mit 38000 Soldaten und 37 Elefanten begann Hannibal jetzt die Überquerung der Alpen.

Inzwischen war der Consul P. Cornelius Scipio mit Truppen an die Rhone geeilt, um Hannibal abzufangen, aber er kam zu spät. So schiffte er sich mit einem Großteil seiner Truppen ein, um die Karthager in der Po-Ebene zu erwarten.

Die Überquerung der Alpen war für Hannibals Truppen sehr verlustreich. Feindliche Stämme bedrängten die Karthager, und die Natur forderte weitere Opfer. Ende 218 erreichte Hannibal die Po-Ebene. Die Region wurde zu dieser Zeit von Stammesfehden unter den Kelten und Aufständen gegen Rom erschüttert. Es gab aber auch keltische Stämme, die auf Seiten Roms standen. Hannibal eroberte Turin und mehrere Völker unterwarfen sich anschließend dem Karthager.

Beim Fluss Ticinius kam es zu einem ersten kurzen Gefecht zwischen den Truppen Hannibals und Scipios. Die Römer wurden besiegt. Hannibal zog weiter hinter den Römern her und bot eine Schlacht an. Doch Scipio zögerte. Erste keltische Truppen verließen daher das römische Heer. Am Fluss Trebia traf Hannibal im Dezember auf die Truppen von Scipio und die eines weiteren Konsuls. Den Karthagern gelang ein überragender Sieg, die römischen Verluste waren sehr hoch.

Ein Bruder Scipios war inzwischen in Richtung Spanien marschiert. Er sicherte auf seinem Marsch Rom ergebene Städte und eroberte verschiedene Ortschaften.

217 zog Hannibal weiter nach Süden. Mit zahlreichen Versprechungen versuchte er, italische Stämme auf seine Seite zu ziehen. Beim Trasimenischen See traf Hannibal auf die Legionäre unter Flaminius. Er umzingelte die Legionen, und die Schlacht ging für Rom verloren. 15000 Römer und Flaminius fielen. Ebenso viele Legionäre gerieten in Gefangenschaft. Hannibal entließ die nichtrömischen Soldaten, ohne Lösegeld zu fordern. Er wollte damit die Italier zum Wechseln veranlassen. Die Römer sandten weitere Truppen gegen Hannibal, doch auch diese wurden geschlagen. 2000 Legionäre fielen, weitere 2000 gerieten in Gefangenschaft.

Der römische Senat veranlasste die Wahl eines Diktators, um Hannibal zu stoppen. Gewählt wurde C. Fabius Maximus, der mit zwei Legionen los marschierte. Doch Maximus wich einer Schlacht aus. Er wollte Hannibal durch Abwarten zermürben. Der Karthager zog weiter in Richtung Campanien, um am Fluss Volturnus das Winterquartier aufzuschlagen. Hier wollte Maximus den Gegner zur Schlacht zwingen. Doch Hannibal entkam mit einer Kriegslist und zog nach Gerunium. Hier baute er sein Winterquartier.

Im Vorfeld attackierten die Römer unter ihrem Reiteroberst M. Minutius Rufus die Punier und errangen kleinere Siege. Die römische Volksversammlung ernannte deshalb Rufus zum zweiten Diktator. Rom besaß nun, im Widerspruch zu seiner Verfassung, zwei Diktatoren. Die Wahl sorgte für Unstimmigkeiten zwischen den beiden Feldherren. Als Hannibal aus seinem Quartier ausbrach und die Truppen von Rufus bedrängte, drohte dessen Vernichtung. Doch es gelang Maximus Rufus zu helfen. Hannibal kehrte deshalb wieder in sein Lager zurück. Wenig später endete die Amtszeit der Diktatoren. Die Römer lieferten sich in der Folgezeit nur vereinzelte Scharmützel mit den Puniern.

Inzwischen war es auf dem Meer auch zu Kämpfen gekommen. Scipio plünderte und brandschatzte die spanische Küste, römische Truppen gingen für kurze Zeit in Nordafrika an Land.
216 wollte Hannibal die Römer zur Schlacht zwingen. Er wollte den Ort Cannae angreifen und die Römer damit zum Handeln zwingen. Befehligt wurden die acht römischen Legionen von den beiden Konsuln Paulus und Varro und von Geminus. Am 2. August kam es zur Schlacht. Die Römer boten 80000 Infanteristen und 6000 Reiter auf. Die karthagische Truppen bestanden aus 40000 Infanteristen und 10000 Reitern.

Die Römer planten, das karthagische Zentrum anzugreifen. Hannibal befahl seinen Infanteristen, langsam dem römischen Angriff auszuweichen. Die karthagische Kavallerie sollte an den Flügeln vordringen und den Rücken des Gegners erreichen. So geschah es auch. Die Römer folgten den karthagischen Truppen im Zentrum und links und rechts von ihnen blieben die Flügel der Karthager stehen. Diese Truppen umfassten schließlich das römische Heer. Ihre Feldherren Geminus und Paulus fielen im Kampf. Die zahlenmäßige Überlegenheit nützte den Römern nicht mehr, weil sie auf engstem Raum zusammengedrängt wurden. Die Römer wurden vernichtend geschlagen. Zeitzeugen berichteten von fast 60000 gefallenen Legionären. Das römische Heer hatte aufgehört zu existieren.

Doch Hannibal nutzte diesen Erfolg nicht dadurch aus, dass er gegen Rom marschierte und die Stadt belagerte. Er rechnete wohl damit, dass der Machtbereich Roms nach dieser Niederlage auseinander brechen würde. Die Römer wählten wieder einen Diktator und hoben neue Truppen aus. Hannibal entließ wieder die gefangenen römischen Hilfstruppen und fand dadurch neue Verbündete, die ihn unterstützten.

Hannibal zog durch Süditalien. Es kam zu einzelnen Belagerungen. Hannibal schickte Gesandte nach Karthago, um neue Mittel und Truppen zu erhalten. In den nächsten Jahren kam es immer wieder zu Gefechten und Belagerungen. Keine Seite war dabei in der Lage, Vorteile zu erringen.

211 belagerten die Römer Capua, einen wichtigen Stützpunkt der Karthager. Hannibal versuchte mit einem Marsch auf Rom, die Legionen wegzulocken, aber es gelang ihm nicht. Capua kapitulierte. In Spanien dagegen errangen die Karthager Erfolge. Die beiden römischen Scipio-Brüder fielen in den Kämpfen. Die Römer entsandten weitere Truppen nach Spanien unter dem Kommando von Publius Cornelius Scipio, dem Sohn des gefallenen P. Scipio.

Der junge Scipio errang seinen ersten eindrucksvollen Sieg 206. Scipio streckte danach seine diplomatischen Fühler nach Nordafrika aus, um unter den Numidern Verbündete zu finden. Doch die römischen Senatoren zögerten noch, ihrem Feldherrn einen Angriff auf Nordafrika zu erlauben. Noch glaubten die Senatoren an einen Sieg über die karthagischen Truppen im eigenen Land. Scipio dagegen wollte mit einer Invasion, Hannibal aus Italien fortlocken. Trotz der Ablehnung des Senats schickte Scipio eine kleine Flotte an die afrikanische Küste, um dort zu plündern. Die Karthager sahen sich bedroht und suchten Verbündete bei verschiedenen afrikanischen Stämmen und den Makedoniern.

Das Jahr 204 sollte zum Wendepunkt des Zweiten Punischen Krieges werden. Die Kämpfe in Spanien waren vorbei, ebenso hatte Rom die Makedonier auf dem Balkan inzwischen zurückgeschlagen. Die Römer konnten ihre Truppen in Italien sammeln, um gegen die Karthager vorzugehen. Inzwischen landete Scipio bei Ityke. Die Karthager versuchten mit ihrer Flotte, die gelandeten römischen Kräfte vom Mutterland abzuschneiden.

In Norditalien erwarteten die Römer den Angriff der Karthager, die mit keltischer Unterstützung über die Alpen kamen. Im Süden kam es zu Gefechten mit Hannibals Truppen. Scipio hatte in Afrika den Numider Massinissa als Verbündeten gewonnen und drang mit ihm gegen Karthago vor. Der karthagische Senat erkannte die ausweglose Situation und schickte eine Delegation zu Scipio, um den Frieden anzubieten. Der römische Feldherr stellte harte Bedingungen. Karthago sollte seine Heere aus Europa zurückziehen und die europäischen Ländereien aufgeben. Die karthagische Flotte sollte ausgeliefert werden. So forderten die Karthager Hannibal zum Rückzug auf. 203 verließ der Karthager Italien nach einem 15jährigen Kampf.

Die Römer schickten zwei Gesandte nach Karthago, um den Frieden zu beschließen. Inzwischen waren mit Hannibal auch die punischen Soldaten aus Italien zurückgekehrt. Dadurch fühlte sich der karthagische Senat so gestärkt, dass er das Friedensangebot zurückzog. Die Kämpfe wurden fortgesetzt.

Scipio drang weiter auf Karthago vor. 202 trafen die Heere Scipios und Hannibals bei Zama aufeinander. Der karthagische General bot noch ein Mal Frieden an und versprach, dass sich Karthago aus allen europäischen Ländern zurückziehen wolle, wenn die Römer Afrika verließen. Doch Scipio verlangte unerbittlich die Kapitulation.

Die Schlacht von Zama ging für Karthago verloren, und Hannibal floh in die Stadt, wo er den Senat zur Kapitulation riet. Scipio stellte wieder seine Bedingungen und bot einen Waffenstillstand mit drei Monaten Dauer an. Die Karthager akzeptierten. Wenig später beauftragte der römische Senat Scipio mit den endgültigen Verhandlungen. Der siegreiche Feldherr ließ im Jahr 201 als Zeichen seines Triumphes die Reste der karthagischen Flotte verbrennen. Der Verbündete Massinissa erhielt große Gebiete als Belohnung zugesprochen.

Der 3. Punische Krieg

Die Karthager hatten nach dieser Niederlage ihre Souveränität verloren. Im Westen des Reiches erhob der Numider Massinissa Ansprüche auf weite Gebiete des bisherigen karthagischen Machtbereiches. Die Karthager durften sich dagegen nicht militärisch wehren, weil es ihnen der Friedensvertrag untersagte. So sandte der karthagische Senat öfters Delegationen nach Rom, damit die Streitigkeiten zwischen den Numidern und Karthago vor dem römischen Senat verhandelt wurden. Die Römer tendierten bei ihren jeweiligen Entscheidungen stets nach der numidischen Seite.

Die Karthager waren außerdem gezwungen, Rom militärische Unterstützung zu leisten. So schickten sie auch Truppen und Geld für die römischen Feldzüge gegen die Makedonier und die Seleukiden.
Der Numiderkönig war sich der römischen Gunst so sicher, dass er weitere karthagische Gebiete annektierte. Die karthagischen Proteste wurden von Rom zurückgewiesen. Karthago wurde sogar zu einer Zahlung von 500 Talenten an Massinissa verurteilt.

Um 150 gewannen im karthagischen Senat Kräfte die Macht, die nicht mehr bereit waren, die Angriffe Massinissas klaglos hinzunehmen. Die Karthager boten über 50000 Soldaten auf und zogen gegen den Numider. Die Schlacht ging aber für die Stadt verloren. Rom verurteilte Karthago zu weiteren Zahlungen und Gebietsabtretungen an die Numider.

Historiker aus der Antike und der Gegenwart sind sich uneins über die Gründe, die zur Vernichtung Karthagos geführt haben. Rom beobachtete misstrauisch das wieder wirtschaftlich aufstrebende Karthago. Viele erwarteten daher auch eine Erstarkung des politischen Selbstbewusstseins der Punier. Andere Römer wollten endlich Ruhe auf dem afrikanischen Kontinent haben. Die ständigen Auseinandersetzungen zwischen Numidern und Karthagern waren einigen Vertretern des römischen Senats lästig. Ein vehementer Vertreter der Gegner Karthagos war der Censor Cato, der sogar die Zerstörung der Stadt forderte.

149 v. Chr, schickten die Römer ihre Konsuln M. Manilius und C. Marcius Censorius mit fast 100000 Legionären nach Sizilien. Die Karthager entsandten wieder eine Delegation. Rom forderte 300 karthagische Geiseln, und die Konsuln forderten zusätzlich vollkommene Entwaffnung der Karthager. Die Karthager schickten das Geforderte nach Ityke. Doch die Römer hatten den Gegner noch nicht genug gedemütigt. Sie forderten , dass alle Einwohner Karthagos die Stadt zu verlassen und sich an einer anderen Stelle, weit ab vom Meer, wieder anzussiedeln hätten. Die Stadt sollte keinen Zugang mehr zum Mittelmeer haben.

Die karthagische Bevölkerung rebellierte, als sie die Forderung hörte. Der Senat rief zum Widerstand auf. Die Sklaven wurden freigelassen und ins Heer übernommen. Die Stadt rüstete in aller Eile auf.

Die römischen Truppen belagerten wenig später die Stadt. Doch die Legionäre konnten die Mauern nicht erstürmen. Der Konsul Manilius zog mit seinen Truppen durch das karthagische Hinterland, wobei ihm hohe Verluste zugefügt wurden. Die Römer beschlossen daher für das nächste Jahr eine neue Taktik. Die Numider sollten als Verbündete Roms gegen Karthago kämpfen.

Inzwischen war Massinissa gestorben und einer seiner Söhne folgte dem römischen Ansinnen. Die numidischen Truppen waren erfolgreich. Ein bedeutender karthagischer Feldherr wechselte deshalb sogar die Seiten. Auch 148 konnte die Stadt Karthago nicht erobert werden.

Das römische Volk wählte den Adoptivenkel des Siegers von Zama zum Konsul, obwohl Publius Cornelius Scipio (später genannt Africanus minor, dt.= Scipio der Jüngere) das gesetzliche Mindestalter von 42 Jahren für die Wahl zum Konsul noch nicht erreicht hatte.

Scipio verstärkte die Angriffe auf die Stadtmauer und das karthagische Hinterland. Die Römer besiegten ihre Gegner und viele karthagische Städte ergaben sich kampflos. 146 drangen die Römer vom Land und vom Meer in Karthago ein. Scipio ließ bei den Kämpfen ganze Stadtviertel abbrennen.

Die Karthager baten Scipio um Gnade. Sie wollten die Burg übergeben, wenn er ihnen freies Geleit gewähre. Der römische Konsul ließ über 50000 Einwohner die Stadt verlassen. Karthago war gefallen.

Der römische Senat befahl die völlige Zerstörung der Stadt. Das Gebiet der Stadt wurde verflucht und sollte nie mehr besiedelt werden.

Wiederaufbau

Obwohl Karthago zerstört und der Boden verflucht wurde, gab es bald wieder Bemühungen, die Stadt neu zu besiedeln. Der Volkstribun C.Sempronius Gracchus plante neben dem verfluchten Gebiet italische Auswanderer anzusiedeln. Er beantragte dafür die Gründung der Stadt mit dem Namen Colonia Innania Carthago. Die polititschen Gegner des Gracchen verhinderten aber die Gründung der Stadt.

Knapp 80 Jahre später wurde Karthago zur Hauptstadt der Provinz Africa ernannt. 29 v. Chr. wurde auch der bisher verfluchte Boden neu besiedelt. Karthago entstand in alter Pracht. Der Handel florierte wieder. Die Stadt wurde neben Rom und Alexandria als bedeutendste Metropole des Mittelmeerraums genannt. Diese Bedeutung verlor Karthago erst mit der Eroberung durch den Kalifen Abd-el-Melek 698 n. Chr., der die Stadt endgültig zerstörte.

Obwohl Karthago nach dem Punischen Krieg zum ersten Mal total zerstört wurde, blieben Einflüsse ihrer Kultur erhalten. Die punische Sprache blieb noch jahrhundertelang erhalten, Formen der karthagischen Verwaltung wurden von den Numidern übernommen. Elemente der karthagischen Religion hielten in der römischen Götterwelt Einzug. Auch das erste afrikanische Christentum übernahm punische Vorstellung.

Der Staat

Viele Historiker äußern Zweifel, ob Karthago je von Königen regiert wurde. An der Spitze des Staates standen die Sufeten. Welche Herkunft und soziale Stellung die Mitglieder des Sufetats hatten, ist bis zum 5. Jahrhundert v. Chr. unklar. Waren sie Könige mit direkter Erbfolge und absoluter Macht? Umstritten ist auch, ob es sich um ein konstituelles Königtum handelte.

Einige Quellen berichten von zwei Sufeten, die jährlich an die Spitze des Staates gewählt wurden. In späterer Zeit sollen es sogar vier Sufeten gewesen sein. Die Aufgabe der Sufeten ist auch nicht eindeutig belegt. Der Begriff “Sufet” wurde in der Antike oft mit König übersetzt. Ob dieser “König” von einem Verfassungsorgan überwacht wurde, ist nicht klar. Den Sufeten unterstand jedenfalls die Justiz. Sie beriefen den Senat und die Volksversammlung ein.

An der Seite der Sufeten stand der “Rat der Mächtigen”, der über Krieg und Frieden zu entscheiden hatte. Der “Heilige Rat” war ein Teil des karthagischen Senates. Die Volksversammlung stimmte über Beschlüsse der Sufeten und des Senats ab. Später, in der Zeit der punischen Kriege, wählte die Volksversammlung die Sufeten und Feldherren.

Der “Staatsgerichtshof der 104” richtete über die Generäle und war bekannt für seine Todesurteile gegen Feldherren, die sieglos waren. Die Mitglieder des Gerichtshofs waren Senatoren und wurden auf Lebenszeit gewählt.

Das Militär

Karthagos wirtschaftlicher Aufschwung ab dem sechsten Jahrhundert v. Chr. musste militärisch gegen die Konkurrenz gesichert werden. Die Handelsschiffe, die Kontore und die karthagischen Kolonien im Mittelmeerraum mussten vor Griechen, Etruskern und Lybiern geschützt werden.

Die Stadt berief aber nicht ihre eigenen Bürger zu den Waffen. Es gab nur wenige Karthager, die im Heer dienten. Ab dem vierten Jahrhundert dienten etwa 2500 Karthager als Elitekämpfer in der “Heiligen Schar”. Aus dieser Einheit gingen viele Offiziere und Generäle hervor. Nichtkarthagische Söldner konnten dagegen nicht in höhe Offiziersränge aufsteigen.

Als erster begann der Karthager Mago Söldner für die punischen Feldzüge anzuwerben. Diese Männer kamen aus dem gesamten Mittelmeerraum. Die karthagische Armee bestand aus der Infanterie, der Kavallerie und Kampfelefanten-Einheiten. Die jeweiligen Feldherrn wählte die Volksversammlung.

Die regionale Herkunft der Söldner bestimmte häufig deren Einsatzzweck. Die Numider, bewaffnet mit Speeren und Wurfspießen waren hervoragende Reiter und ihre Kavallerie galt lange Zeit als unschlagbar. Die Söldner von den Balearen waren mit Schleudern bewaffnet und galten als äußerst treffsicher.

Im Gegensatz zum Heer dienten in der Marine hauptsächlich Karthager. Die Flotte beschützte nicht nur die eigenen Handelsschiffe. Sie versenkte auch lästige Konkurrenz.

Wirtschaft

Die Karthager betrieben seit dem vierten Jahrhundert eine ertragreiche Landwirtschaft. Sie bauten Weizen, Gerste, Feigen, Granatäpfel, Nüsse und Datteln an. An Gemüse ernteten sie Kohl, Knoblauch, Lauch und Erbsen. An Vieh hielten sie Schafe, Ziegen, Rinder und Schweine.

Die Keramik-Industrie ahmte erfolgreich Vorbilder aus Griechenland und Phönizien nach. Die Erzeugnisse der karthagischen Textil-Industrie (Leder, Teppiche) waren im Mittelmeerraum gefragt. Das Schmuckhandwerk gehörte ebenso zu den erfolgreichen Wirtschaftszweigen des Landes.

Die Karthager verstanden sich aber nicht nur als Produzenten, sie waren in erster Linie Händler. Mit Geschick und militärischem Druck gründeten sie ihre Handelskolonien und sicherten sich durch geschickte Verträge wirtschaftlichen Einfluss und Erfolg.

Das Handelsreich der Karthager reichte vom inneren Afrikas über dem gesamten Mittelmeerraum bis ins ferne Britannien. Auch die Römer, obwohl Gegner der Punier importierten gerne punische Handelswaren und übernahmen auch deren technische Errungenschaften, wie “Dreschmaschinen” und ”punische Fenster”.

Literatur:

Werner Huss:
Die Karthager
Büchergilde Gutenberg o.J.

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