Syria
Das Gebiet des heutigen Syrien bildete in der Antike kein zusammenhängendes Staatsgebilde. Am Ende der Karawanenwege waren zahlreiche Städte entstanden, die stets ihre Unabhängigkeit bewahren wollten und konnten. Nach dem Tod Alexander des Großen beherrschten schließlich die Seleukiden das Gebiet.
In Folge der kriegerischen Auseinandersetzungen mit Rom brach das Seleukidenreich zusammen. Zahlreiche Königreiche entstanden in den nächsten Jahren. Die Stämme Iudaeas, die arabischen Ituaraeer und die Nabatäer nutzten die Gunst der Stunde. Der Rest des Seleukidenreiches wurde armenische Provinz.
Pompeius besiegte 65 v. Chr. den armenischen König und nutzte diesen Sieg, um das syrische Gebiet zu befrieden. Die von Pompeius gegründete Provinz Syria bestand aus mehreren Stadtstaaten und kleine Fürstentümern. Die neue römische Provinz sollte vor allem als Pufferzone zwischen Rom und dem Partherreich dienen.
Hauptstadt wurde Antiochia. Syria hatte für Rom auch wirtschaftliche Bedeutung. In Palmyra, Tyros, Sidon und Antiochia endeten die großen Karawanenwege aus dem fernen Osten. Gewürze, Seide, edle Hölzer und Luxusartikel wurden aus Indien und China in den Mittelmeerraum transportiert. Syria selber lieferte Öl, Wein, Zedernholz, Purpur und Möbel.
Septimus Severus teilte die Provinz in Syria Phoenice und Syria Coele. Auch Syria wurde Schauplatz kriegerischer Ereignisse. Der Aufstand der Herrscherin von Palmyra Zenobia, die Sassaniden, die Byzantiner und die Araber hinterließen Spuren im Land. 636 eroberten die Araber endgültig das Gebiet der römischen Provinz Syria.
Iudaea
Zu Syria gehörte zunächst auch Iudaea, das Herrschaftsgebiet der Hasmonäer. Der jüdische König Hyrkanos II. wurde von Rom nur die Herrschaft über Jerusalem zugebilligt. Herodes, einer seiner Nachfolger, vergrößerte wieder den Machtbereich Iudaeas. Nach dem Tod des Herodes (4 n. Chr.) wurde das Land zunächst unter seinen Söhnen aufgeteilt.
Im Jahr 6 wurde das jüdische Land endgültig an Syria angeschlossen. Ein römischer Präfekt vertrat in Caesarea den Statthalter von Syria.
Iudaea war aber immer wieder ein politischer Unruheherd. Zwei Aufstände der Juden, 70 und 135, wurden von den Römern blutig niedergeschlagen. 135 wurden die Juden von den Römern aus Jerusalem vertrieben. Die Stadt wurde in Colonia Aelia Capitolina umbenannt. Der Begriff Iudaea wurde durch Syria Palaestina ersetzt.
Cyprus
Nach dem Tod Alexander des Großen war die Insel Zypern ein Teil des ägyptischen Ptolemäer-Reiches. Die Insel wurde ab 106 v. Chr. zum unabhängigen Königreich, als Ägypten durch innenpolitische Auseinandersetzungen die Kontrolle über Zypern verlor.
Ptolemaios XI. vermachte 80 v. Chr. Ägypten und Zypern den Römern. Die Römer überließen Zypern zunächst eine relative Unabhängigkeit.
Rom unterstützte zunächst Ptolemaios XII. in Ägypten. 58 v. Chr. schickten die Römer Truppen nach Zypern und besetzten die Insel.
Cyprus wurde ein Teil der Provinz Cilicia. Der erste Statthalter der Insel M. Porcius Cato erkannte die wirtschaftliche Kraft der Insel und nutzte die Tributzahlungen nicht nur für Rom, sondern auch für sich. Sein Nachfolger M. Tullius Cicero dagegen verwaltete die Insel gerechter und uneigennütziger.
Mit dem Sieg bei Actium (31 v. Chr.) und der endgültigen Eroberung Ägyptens durch Octavian, dem späteren Augustus, wurde Cyprus zur eigenständigen Provinz.
Ab 22 v. Chr. wurde sie eine Senatsprovinz. Nea Paphos wurde Provinzhauptstadt. Für die Insel begann eine Zeit des Friedens, die erst mit der Eroberung durch die Araber endete.
Cyprus war gefragt für sein Kupfer, seine Hölzer und seinen Schiffsbau.
Aegyptus
Alexander der Große eroberte mit seinen Makedoniern Ägypten. Ab 323 v. Chr. herrschte die Familie der Ptolemäer über Ägypten. Blühte das Reich unter den ersten Ptolemäern auf, so geriet es bald in politische und wirtschaftliche Schwierigkeiten. Der endgültige Zusammenbruch erfolgte nach der Niederlagen bei Actium (31 v. Chr.) und Alexandria (30 v. Chr.) gegen Rom.
Mit dem Selbstmord Kleopatras VII. endete die Herrschaft der Ptolemäer. Ägypten wurde eine römische Provinz, die dem Kaiser direkt unterstellt war. Dem Kaiser war der praefectus Aegypti, ein Vertreter des römischen Ritterstandes unterstellt.
Die Römer übernahmen die Arbeitsweise der ägyptischen Verwaltung und beendeten die Wirtschaftskrise im Land. Hauptaugenmerk legte die Römer auf die Landwirtschaft des Landes, weil Rom auf die Getreidelieferungen Ägyptens angewiesen war. Weitere Exportgüter waren Obst, Parfüm, Papyrus, Schmuck, Elfenbein, Marmor, Granit u.a. Alexandria war dabei der wichtigste Handelsplatz Ägyptens.
Unter Diocletian wurde Aegyptus aufgeteilt in Aegyptus Iovia, Aegyptus Herculis und Thebais. Im 6. Jahrhundert eroberten die Araber Ägypten und beendeten damit endgültig die Römerzeit.
Gallia Transalpina
Die Römer hatten 121 v. Chr. die Provinz Gallia Narbonensis gegründet. Die nördlich gelegenen gallischen Gebiete fanden aber zunächst kein römisches Interesse. Als Caesar Gallien eroberte ( 58-51 v. Chr.) bildete die Provinz Gallia Transalpina. Um mögliche gallische Aufstände im Keim zu ersticken, wurden mehrere Legionen in der Provinz stationiert. Die Militärs waren deshalb bis zum Ende der Republik für die Verwaltung des Landes verantwortlich.
Augustus unterteilte die Provinz in drei Territorien: Aquitania, Belgica und Lugdunensis. Die Provinz blieb direkt dem Kaiser unterstellt.
Während der nächsten knapp 90 Jahre kam es immer wieder zu Erhebungen gegen Rom, die erst mit der Regierungszeit Vespasians endeten. Die Romanisierung Galliens machte in dieser Zeit große Fortschritte. Zahlreiche Städte wurden gegründet und wuchsen zu beeindruckender Größe an.
Wichtige Wirtschaftsbereiche Galliens waren die Landwirtschaft und die Viehzucht. Produkte wie Schinken, Käse, Bier und Wein waren wichtige Exportgüter. Daneben waren auch Keramiken und Textilien gefragt.
Diocletian unterteilte auch die Provinz in mehrere Teile: Lugdunensis I und II, Belgica I und II, Aquitania I und II.
Auch hier beendete die Völkerwanderung die römische Zeit in Gallien.
Sicilia
Geschichte
Erste Siedlungsspuren auf der Insel sind etwa 16000 Jahre alt. Hier siedelten später in vorgeschichtliche Zeit die Morgeten, Sikaner und Sikuler. Nach den letzteren nannten die Griechen die Insel Sizilien. Im achten Jahrhundert v. Chr. wanderten die Griechen ein.
Während der Zeit der Koloniesierung kam es immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den griechischen Städten. Auch Kämpfe gegen die Ureinwohner und die vordringenden Karthager bestimmten jahrhundertelang die Geschichte. Wichtige Städtegründungen der Griechen waren Syrakus (734 v. Chr.) und Katane (das heutige Catania). Diese Städte wurden zu kulturellen und politischen Zentren griechischer Macht.
Nach dem 1. Punischen Krieg mussten sich die Karthager von der Insel zurückziehen. Von 241 bis 215 v. Chr. herrschte Hieron II. von Syrakus noch über den Ostteil der Insel, weil er sich während der Auseinandersetzungen zwischen den beiden Mächten auf die Seite Roms geschlagen hatte. Ab 215 v. Chr. war Sizilien dann ganz römische Provinz.
Ein römischer Praetor, unterstützt von zwei Quaestoren, war für die Verwaltung von nun an zuständig. Ab 27 v. Chr. wurde die Provinz rangmäßig herabgestuft und wurde von einem Proconsul verwaltet.
Zahlreiche Städte erhielten von den Römern verschiedene Privilegien zugestanden. Besonders die Hafenstädte der Insel waren für die Provinz von Bedeutung.
Nach dem Zusammenbruch Roms herrschten erst die Wandalen, dann die ostgoten und schließlich die Byzantiner über die Insel. 827 eroberten die Araber die ehemalige römische Provinz.
Wirtschaftliche Bedeutung
Die Insel war lange Zeit ein wichtiger Getreidelieferant für das italienische Festland. Angebaut wurden Weizen und Gerste. Die Ernteerträge waren relativ hoch. Historiker schätzen den Ertrag bis zum 16fachen des Saatgutes. Andere Exportgüter waren Wein, Tierhäute, Fische und Früchte, sowie Schwefel und Alaun. Erfolgreich war auch die Weidewirtschaft der Insel. Schafe, Pferde und Rinder wurden nicht nur auf den Gütern der Großgrundbesitzer gehalten. Auch kleine Bauern waren auf diesem Gebiet tätig. Die Provinz hatte auch nach den Punischen Kriegen enge Handelskontakte zum nordafrikanischen Festland.
Sklavenaufstände
Die Landwirtschaft wurde von Kleinbauern und Großgrundbesitzern betrieben. Die großen Landgüter benötigten für die Produktion eine große Anzahl von Sklaven. Die soziale Situation der Sklaven führte zu zwei Erhebungen gegen die reichen Gutsbesitzer.
Gegen 135 v. Chr. erhoben sich die Sklaven eines Gutes gegen ihren Herrn. Sie suchten dabei Unterstützung bei den anderen Sklaven aus der Region. Sie eroberten die Stadt Henna. Der Erfolg der Erhebung ermutigte auch Sklaven aus anderen Regionen, sich zu erheben. Antiochos und Kleon, die Anführer der Rebellen konnten vier Jahre gegen die Macht Roms standhalten. 132 v. Chr. gelang es dann aber dem Konsul P. Rupilius, den Aufstand niederzuschlagen.
104 v. Chr. kam es zu mehreren kleineren Aufständen der Sklaven. Unter dem Kommando von Salvius wurden die unterschiedlichen Gruppen schließlich zusammengefasst. Die Sklaven belagerten Städte und konnten zunächst militärische Erfolge erzielen. Doch 100 v. Chr. brach auch dieser Sklavenaufstand zusammen. Die überlebenden Sklaven endeten in den Arenen Roms.
Sardinia et Corsica
Die Bevölkerung der Inseln Sardiniens und Korsikas zeichnete sich schon in der Antike durch seinen Unabhängigkeitswillen aus. Obwohl sich Griechen und Karthager auf den Inseln ansiedelten, blieb das Landesinnere freies Land. Im vierten Jahrhundert versuchten auch die Römer auf den Inseln zu siedlen. Doch diese Bemühungen waren zunächst nicht sehr erfolgreich.
In Folge des Ersten Punischen Krieges verloren die Karthager Sardinien und Korsika, und 227 v. Chr. übernahm der erste römische Prätor sein Amt in Carales, dem heutigen Cagliari. Von hier aus wurde auch Korsika mitverwaltet.
Die sardische und korsische Bevölkerung versuchte weiterhin gegen Rom zu ihre Unabhängigkeit zu bewahren. Zum Teil hatten sie damit auch Erfolg. Der Einfluss der römischen Kultur und Macht zeigte sich vor allem in den Küstenstädten. Im Landesinneren fand man wenige Zeugnisse römischer Artefakte.
Die Inseln waren für Rom wirtschaftlich wenig ergiebig. Interessant war nur der Getreideanbau auf Sardinien und das Holz aus den Wäldern Korsikas. Kupfer und Blei aus Sardinien wurden nach Rom exportiet.
Der Ruf der Inseln war in Rom nicht sehr gut. Das unwirtliche Klima und die rebellischen Ureinwohner sorgten für diese Abneigung. Eine Zeitlang nutze Rom deshalb die Inseln als Verbannungsort für missliebige Politiker.
Gegen Ende der Kaiserzeit wurde die Provinz geteilt, und die Inseln bildeten separate Verwaltungseinheiten.
Gallia Cisalpina
Norditalien war zwischen dem vierten und dritten Jahrhundert vor Christus ein Spannungsgebiet. In der Po-Ebene hatten sich im Lauf der Jahrhunderte gallische Stämme angesiedelt. Die Insubrer siedelten in der Gegend des heutigen Mailand, die Cenomanen bei Brescia und Verona und die Senonen an der Adriaküste. Die kriegerischen Stämme drangen immer wieder nach Süden vor und bedrängten die Etrusker und Römer. Dabei erzielten die Gallier 387 v. Chr. ihren größten Erfolg, als sie Rom brandschatzten und erst gegen Zahlung eines hohen Tributs abzogen.
In den folgenden hundert Jahren folgten weitere kriegrische Auseinandersetzungen. 283 v. Chr. errangen die Römer am Vadimonischen See einen wichtigen Sieg gegen die Gallier. Die Römer drangen anschließend in das Gebiet der Senonen vor und massakrierten die Bewohner und vertrieben die Überlebenden. 268 v. Chr. wurde das ehemalige Stammesgebiet römisches Land.
Weitere Siege der Römer erfolgten 225 v. Chr. am Tyrrhenischen Meer und 222 v. Chr. bei Placentia. Die unterlegenden Gallier wurden getötet bzw. vertrieben. 218 v. Chr. begann Rom, eigene Städte in dn unterworfenen Gebieten zu gründen.
Während Hannibal den Krieg nach Italien brachte, schöpften die Gallier neuen Mut und griffen auf der Seite von Karthago in den Konflikt ein. Doch mit dem Abzug des karthagischen Feldherrn schwand die Hoffnung der Gallier auf Unabhängigkeit. Rom setzte seine Koloniesierungspoltik fort. Zahlreiche Städte erhielten zunächst das latinische Stadtrecht, später die civitas romanum. Seit 42 v. Chr. gehörte das Gebiet ganz zu Italien. Seit dieser Zeit war das Gebiet als Gallia Cisalpina bekannt.
Die Provinz wurde in folgende Regionen ein:
Aemilia, Liguria, Venetio et Istria und Transpadana.
Literatur:
Bechert, Tilmann:
Die Provinzen des Römischen Reiches : Einführung und Überblick
Mainz: von Zabern 1999
(Sonderbände der Antiken Welt; Orbis Provinciarum ; Zaberns Bildbände zur Archäologie.)