Abwehrmechanismen nach Freud einfach erklärt (Psychologie)

Wenn der Ausgleich zwischen den drei Instanzen nach Freud misslingt, kommt es zu Konflikten. Das ICH muss nun schützende Gegenmaßnahmen mobilisieren in Form der sog. Abwehrmechanismen. Diese sollen Impulse, die vom ES und vom ÜBER-ICH ausgehen, ungefährlicher machen. Abwehrmechanismen erfüllen häufig lebenswichtige Funktionen, die auch zur Entlastung dienen können.

Abwehrmechanismen nach Freud im Überblick:

  1. Verdrängung
  2. Verschiebung
  3. Sublimierung
  4. Projektion
  5. Identifizierung
  6. Regression
  7. Konversion
  8. Rationalisierung
  9. Verleugnung
  10. Reaktionsbildung
  11. Fixierung
  12. Kompensation
  13. Produktive Abwehrmechanismen

Verdrängung

Jener Vorgang, durch welchen ein bewusstseinsfähiger Akt, also einer, der dem System Vbw (Vorbewusstes, das bewusstseinsfähige Unbewusste) angehört, unbewusst gemacht wird, also in das System Ubw (Unbewusstes) zurückgeschoben wird. Also Verhinderung des Eindringens unerwünschter oder gefährlicher Impulse in das Bewusstsein. Die Verdrängung kann nicht endgültig sein.

Verschiebung

Hier geht es um die Verschiebung eines Affektes von einer psychischen Vorstellung auf die andere. Bsp.: ein Mann hat Ärger mit dem Chef im Büro und ZU Hause angekommen, meckert er über das Essen. Er konnte zwar seine Wut auslassen, aber den Konflikt mit seinem Chef nicht lösen. Zudem ist ein neuer Streitpunkt in der Familie entstanden.

Sublimierung

Triebansprüche, die aus dem ES kommen, z.B. perverse Anteile der Sexualerregung oder aggressive Impulse werden vom ICH unterdrückt. Diese gehemmten, aber starken Kräfte werden auf sozial und kulturell höherstehende Ziele umgelenkt.

  • Beruflich: sadistische Impulse werden in der Berufswahl eines Chirurgen umgewandelt
  • Künstlerisch: libidinöse Impulse werden in Tanzkunst umgewandelt
  • Sportlich: aggressive Impulse werden in Boxen umgelenkt
  • Befriedigung nicht erfüllbarer bzw. gesellschaftlich unerwünschter Triebregungen durch gesellschaftlich höher bewertete Ersatzhandlungen.

Projektion

Hier werden einer anderen Person unbewusst eigene Gefühle und Impulse zugeschrieben. Die Projektion dient der Vermeidung von Angst und Scham und der Aufrechterhaltung eines mit dem eigenen Selbstverständnis vereinbarten Bildes von sich selbst. Man unterscheidet idealische Projektion und Schattenprojektion:

  • Idealische Projektion: Idealische Wunschvorstellungen werden anderen zugeschrieben, um sich selbst aufzuwerten.
  • Schattenprojektion: Unannehmbare Wunschvorstellungen (Phantasien) werden anderen zugeschrieben, weil sie dort besser bekämpft werden können. Diese Projektion kann sich kollektiv auf eine Gruppe richten. Bevorzugt werden Minderheiten, die eine Sündenbockfunktion einnehmen. Eigenes Fehlverhalten wird nach außen verlagert: jemand anderes tut etwas Falsches, dadurch wird die Person von Schulgefühlen entlastet und kann andere für sein eigenes Fehlverhalten bestrafen.

Identifizierung

Sie besteht in der Übernahme der Normen und Wertvorstellungen einer anderen Person, meist einer Elternfigur. Dies ist wichtig für die Herausbildung der kindlichen Persönlichkeit. Das Kind versucht die wichtigsten Eigenschaften des beneideten Elternteils zu übernehmen, um sich so mit ihm zu identifizieren, was durch erotische und kraftvolle Eigenschaften des gleichgeschlechtlichen Rivalen unterstützt.

Identifizierung mit dem Angreifer: Dies ist eine besondere Form der Identifizierung. Sie dient häufig der Bewältigung eines traumatischen Erlebnisses und setzt dem passiv Erlittenen eine aktive Reaktion entgegen. Um sich der äußeren Gefahr zu entziehen, identifiziert sich die entsprechende Person mit seinem Angreifer, indem es die Überzeugung des Angreifers verinnerlicht oder sein Verhalten imitiert. Dadurch wird die Angst gegenüber dem Angreifer durch Unterwerfung gemindert. Die ursprüngliche Form der Identifizierung sind die affektiven Bindungen an ein Objekt. Hierbei handelt es sich um eine präödipale Identifizierung.

Regression

Um ÜBER-ICH-Ansprüche zu entgehen, kommt es häufig zur Regression, d.h. zu einem Zurückfallen auf vorangehende Entwicklungszustände, die als überwunden gelten sollten. Regression hängt eng mit Fixierung zusammen. Unter Alkoholeinfluss kann das Zurückfallen auf eine kindliche Stufe ebenfalls beobachtet werden.

Konversion

Bei den Konversationserscheinungen werden konflikthafte, verdrängte Vorstellungen in einem Organ zum Ausdruck gebracht. Diese äußern sich in somatischen (Magengeschwür), motorischen (Lähmung) oder in Empfindungen (Schmerzen) Symptomen.

Rationalisierung

Darunter versteht man die Rechtfertigung einer Handlung mit nachträglichen Scheinbegründungen. Die Erklärung ist bewusst.

Verleugnung

Hier besteht die Weigerung, die Realität einer traumatisierenden Wahrnehmung anzuerkennen. Der Mensch nimmt einen Teil der äußeren Realität, die Angst macht, gar nicht erst wahr.

Reaktionsbildung

Die Reaktionsbildung richtet sich gegen einen nicht akzeptierten Triebimpuls (z.B. Hass); die daraus resultierende Angst mobilisiert dem gegenteiligen Antrieb. Statt des eigentlichen Hasses wird betonte Zärtlichkeit erlebt und gelebt. Dafür ist die Voraussetzung eine besonders starke Bedrohung des primären Impulses durch Ängste oder ein besonders strenges ÜBER-ICH. Somit besteht die Reaktionsbildung in der Verkehrung ins Gegenteil. Die Betonung liegt dabei auf der Übertreibung. Dies zeichnet sich durch besondere Starrheit und Rigidität aus, die situationsgerechtes elastisches Handeln unmöglich macht. Damit können übertriebenes Mitleid oder Überfürsorge die dahinterliegenden Aggressionen zudecken. Durch nicht überdachtes Verhalten kann eine Reaktionsbildung gegen starke Angst entstehen. Angst vor einem unerwünschten Triebimpuls wird umgewandelt in den gegenteiligen Antrieb.

Fixierung

Fixierung ist das Hängenbleiben der Libido in einer Entwicklungsphase, die dem Alter entsprechend eigentlich überwunden sein sollte. Dies ist bedingt durch nicht angemessen gelöste Konflikte. Fixierungen können gebildet werden, einmal durch besonderen Lustgewinn, der z.B. in der oralen Phase erzielt wurde oder durch fehlenden Lustgewinn. Fixierungen können auf jeder Stufe der Libidoentwicklung entstehen (oral, anal, phallisch-ödipal). Fixierung ist eng mit Regression (zurückweichen) verbunden. Je stärker die Fixierungen sind, umso eher wird der Mensch bei äußeren Schwierigkeiten mit Regression reagieren. Fixierung und Regression sind auch Voraussetzungen für das Entstehen einer Neurose. Bedingungen für eine Libido-Fixierung und damit auch für das Entstehen einer Neurose sind:

  • vererbte Sexualkonstitutionen
  • Eindrücke aus früherer Kindheit

Bedingungen, unter denen Fixierungen stattfinden:

  • Exzessive Befriedigung
  • Exzessive Versagung
  • Unvorhersehbarer Wechsel zwischen Befriedigung und Versagung
  • Koppelung von Versagung und Tröstung

Kompensation

Als Reaktion auf eine Bedürfnisversagung wird die Bedürfnisbefriedigung an eine andere Stelle gesucht und gefunden. Ersatzbefriedigung, die das ursprüngliche Triebbedürfnis auf zugängliche Art befriedigt. Bsp.: für eine schlechte Arbeit isst man eine Schokolade.

Produktive Abwehrmechanismen

Produktiv ist ein Abwehrmechanismus, wenn er individuelle Spannungen so löst, dass es sozial akzeptabel ist.

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