Diese Hausarbeit befasst sich im Rahmen des Proseminars „Ethnologie des Sports“ im Sommersemester 2006 mit dem Thema „Fußball als symbolische Kultur und Ritual.“ So lautete das vorgegebene Thema meines Referates. Im Laufe der Arbeit zu dieser Hausarbeit ergänzte ich den Titel und den Fokus um den Aspekt und die Frage, inwieweit man Fußball als eine Art Religion ansehen kann, beziehungsweise ob man ein Fußballspiel und das, was damit einhergeht, mit religiösen Praktiken vergleichen kann. Ich habe den Hauptteil dieser Hausarbeit in zwei große Blöcke unterteilt. Im ersten Teil „Symbolische Kultur und Ritual“ soll zunächst noch einmal der Begriff des Rituals nach James Peoples und Garrick Bailey erläutert werden. Anschließend behandele ich die Unterschiede von alltäglichem und rituellem Verhalten nach Christian Bromberger aus seinem Text „Fußball als Weltsicht und Ritual“, sowie die Charakterzüge des kollektiven Bewusstseins, die er in demselben Werk bearbeitete.
Ein weiterer Punkt in diesem ersten Block des Hauptteils sind die Argumente für das Interesse am Fußball, die Klaus Hansen in „Gott ist rund und der Rasen heilig“ darstellte. Nachdem nun die Faszination am Fußball etwas klarer geworden sein soll, stelle ich den Homo Fanaticus vor, den Reinhard Kopiez und Guido Brink in ihrem Buch „Fußball-Fangesänge – Eine FANomenologie“ entworfen haben. Abschließen möchte ich den ersten Block der Arbeit mit einer Sicht auf die Symbole und die Identitätsstiftung der Fußball-Fans, die wenigstens zur Hälfte dazu beitragen, dass das Fußballspiel an sich eine so große Bedeutung angenommen hat und eine Betrachtungsweise, wie sie im zweiten Teil der Arbeit vorgenommen wird, erst erlauben, beziehungsweise möglich machen. In erster Linie ist es die Begeisterung der Fans und Zuschauer weltweit, die ein Fußballspiel so bedeutend werden lassen und die Art, wie es von ihnen und den übrigen Beteiligten zelebriert wird, der Ausgangspunkt für die Frage, ob man ein Fußballspiel mit einer Art Religion vergleichen kann. Im zweiten Teil soll diese Frage, wenn auch nicht endgültig beantwortet, so doch zumindest diskutiert werden. Hierbei werden viele Aspekte des religiösen Lebens und der religiösen Lehre auf den Fußball übertragen und einem Vergleich unterzogen. Dazu verwende ich als Quellen einen Text von Eckhard Bieger, dem Leiter des Medienprogramms der philosophisch-theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt, der sich im Internet mit dem Thema Fußball und Religion auseinander gesetzt hat. Außerdem ergänze ich Biegers Erläuterungen mit denen von Bromberger und Hansen, die ebenfalls die religiösen Eigenschaften im Fußball behandelten. Eine weitere wichtige Quelle ist der Aufsatz „Fußballfans und Heiligenkult“ von Thorsten Leißer, einem Spezialvikar in Rom.
Abschließend soll in einem Fazit versucht werden, die Frage zu beantworten, inwieweit Fußball wirklich als eine Art Religion betrachtet werden kann.
Fußball als symbolische Kultur und Ritual - wandersmann / pixelio.de
Was unterscheidet rituelles von alltäglichem Verhalten?
In seinem Text „Fußball als Weltsicht und als Ritual“ behandelt Christian Bromberger unter anderem auch die Unterschiede zwischen rituellem und alltäglichem Verhalten: „[Im allgemeinen postulieren Ritual-Definitionen die notwendige Kombination einer gewissen Zahl an selbstständigen Eigenschaften, die rituelles Handeln von eher alltäglich geregeltem Verhalten unterscheidet.]“ (Bromberger 1998:295). Dazu gehört für Bromberger ein Bruch mit der alltäglichen Routine, sprich eine Änderung des stilisierten Handlungsablaufs von alltäglichem Verhalten. Außerdem grenzt sich das rituelle Verhalten von alltäglichem Verhalten durch einen speziellen raum-zeitlichen Bezugsrahmen ab, durch den das rituelle Verhalten in Ort und Zeit begrenzt ist. Als dritten Punkt charakterisiert rituelles Verhalten ein programmierter Ablaufplan von zyklisch wiederkehrenden Zeremonien, die aus Gesten, Worten oder Gegenständen bestehen und diese nicht unbedingt damit zum erklären sind, dass sie nützlich oder praktisch effizient sind. Nach Bromberger ist außerdem eine gewisse symbolische Einstellung als Basis nötig, um rituelle Praxis vollziehen zu können. Ohne Offenheit oder Sympathie für eben jene Praxis, kann sie weder vollzogen noch erhalten werden. Der fünfte Punkt ist die Einrichtung einer „Anti-Struktur“. Dies bedeutet, dass außerhalb der Zeit jeder Person, die an dem rituellen Ereignis teilnimmt, ein Rang zugeordnet wird, der sich ja nach Nähe der Person zum Objekt richtet.
Im Stadion gibt es diese Hierarchie ebenso. Es gibt normale Zuschauer, Fans, die sich an den Gesängen beteiligen, des Weiteren gibt es die Funktionäre und eine Reihe anderer Beteiligter. Als letztes Kriterium der Abgrenzung von rituellem zu alltäglichem Verhalten gibt es die moralische Verpflichtung der Teilnahme am Ritual, die nicht eine Frage der eigenen Wahl ist. Bezogen auf ein Fußballspiel bedeutet dies, sich beispielsweise an Fangesängen beteiligen zu müssen, wenn ich meinen Platz inmitten des Fanblocks habe. Somit ist eine klare Grenze zwischen dem alltäglichen, normalen Verhalten und dem rituellen, in unserem Falle sich im Stadion abspielenden Verhaltens gezogen.
Charakterzüge kollektiven Bewusstseins
In Punkt 2.1.6. beschäftige ich mich mit der Fankultur und deren Symbolen zur Identitätsstiftung, sowie Fangesängen und Choreographien von Fans. Vorher aber sollten aber noch die Charakterzüge des kollektiven Bewusstseins nach Christian Bromberger erwähnt werden. Hierbei handelt es sich um vier Punkte, die für den Autor das Wesen eines Fußballfans beeinflussen und auch zum Teil begründen, wie ein Fußballspiel das Bewusstsein einer ganzen Fangemeinschaft prägt und was es für viele Fans ausmacht, im Kollektiv eine Mannschaft zu unterstützen. Bromberger sagt dazu: „[Wenn nun ein großes Fußballmatch, viel eher als andere ähnliche Ereignisse, die Leute versammeln, periodisch die dauerhafte Realität eines kollektiven Bewusstseins manifestiert, geschieht dies, weil es vier grundlegende Charakterzüge kombiniert, die selten auf diese Art und Weise in anderen Ereignissen, denen es scheinbar verwandt ist, vereinigt werden.]“ (Bromberger 1998:300).
Als ersten Charakterzug beschreibt Bromberger die Tatsache, dass das Fußballspiel einen Auszug der hervorragendsten Aspekte unserer Welt gibt. Dazu gehören sowohl Freude, wie auch Leid, Glück und Pech, aber auch Gemeinschaftsdenken, Zusammengehörigkeit und Zielstreben. Der zweite Punkt ist der, dass ein Fußballspiel zwei Parteien voneinander trennt. Es gibt „uns“ und „jene“, sie werden unterschieden. Für Bromberger polarisiert es das Partikuläre und das Universale. Drittens gibt ein Fußballspiel seinen Anhängern, den Fans, die Möglichkeit, sich selbst zur Schau zu stellen, zu feiern. Ebenso ermöglicht es dies auch für die Gruppe der Spieler. Letzter dieser vier Punkte nach Bromberger ist der, dass aufgrund seines vielseitigen Charakters ein Fußballspiel sich selbst den unterschiedlichsten Interpretationen anbietet. Das heißt, dass jeder das erlebte Spiel anders interpretiert, aufnimmt, auswertet und verarbeitet. Außerdem bedeutet es auch für jeden etwas anderes und jeder interpretiert es auf seine Art und Weise.
Diese vier Punkte geben einen Einblick auf das, was für viele Menschen die Gemeinschaft bei einem Spiel ausmacht. Weitere Aspekte in Bezug auf die Anziehungskraft des Fußballs werden im nächsten Punkt erläutert.
Argumente für das Interesse am Fußball
Klaus Hansen beschreibt in seinem Werk „Gott ist rund und der Rasen heilig“ unter anderem warum der Fußball die Menschen so fasziniert. Dabei behandelt er verschiedene Argumente, die diese Sportart so interessant erscheinen lassen. Für Hansen sind es letztlich acht Argumentegruppen, in denen er die Begeisterung zusammenfassen kann. Er beginnt mit den Schlichtheitsargumenten. Die Regeln sind klar und einfach und bis auf die Abseitsregel auch für alle Menschen verständlich; außerdem bedarf es keiner besonderen Vorraussetzungen weder körperlicher noch sachlicher Mittel. Zu den spannungspsychologischen Argumenten gehört die Tatsache, dass man nie weiß, wie das Spiel ausgehen wird. Die Spannung besteht, weil man nie weiß, ob der Höhepunkt schon erreicht ist oder noch kommen wird. „[Die den Fußball charakterisierende Zufallsspannung ergibt sich daraus, dass hier Entscheidungen nicht selten durch Zufall herbeigeführt werden. […] Die typische Fußball-Spannung beruht folglich darauf, dass zwei Mannschaften zwar bemüht sind, durch Anstrengungen bis an die Leistungsgrenze zum Sieg zu kommen, dass dieser Versuch aber zugleich permanent der Gefahr ausgesetzt ist, durch unberechenbare Schicksalsmächte zufällig zunichte gemacht zu werden.]“ (Hansen 2000:252f). Zivilisationskritische Argumente führt der Autor als drittes Argument ein. Dieses bezieht sich auf das wenig Planbare im Fußball. Zwar kann der Trainer seine Spieler richtig ausbilden und vorbereiten. Jedoch bedeutet das nicht unbedingt den Sieg. Es ist der genaue Gegensatz zu Bürokratie und Terminplanung, die uns im Alltag umgibt. Mit diesem Punkt zusammen hängen ventilsittliche Argumente. Dabei ist das Stadion, der Fußballplatz ein Ventil für die aufgestauten Energien, die in einem Raum ohne alltägliche Benimmregeln abgelassen werden können. Auch kommunikationssoziologische Argumente gehören dazu. „[Fußball als Gesprächsthema hebt die „Kultur der Separation“ auf; über Fußball kommt man leicht ins Gespräch, sowohl über Klassen- und Generationsbarrieren hinweg, was unter anderem auch daran liegt, dass Fußballexpertentum eine selbst ernannte Qualifikation ist.“] (Hansen 2000:253).
Ein weiterer Aspekt, wie er auch schon bei Bromberger erwähnt wurde (siehe 2.1.3.), ist der der Selbstinszenierung der Fans, ebenso wie die Teilnahme am Spielgeschehen durch Sprechchöre und Gesänge. Dies sind für Hansen erlebnisgesellschaftliche Argumente. In Anbetracht der Tatsache, dass Deutschland eine Fußballnation ist und seit Beginn des 20.Jahrhunderts immer war, spielen auch kulturhistorische Argumente eine Rolle. Viele sind von Kindesbeinen an Anhänger einer Mannschaft, haben selbst Fußball gespielt oder sind in einem Fußball-Umfeld aufgewachsen. Letzter Punkt sind die nationalen Argumente. Dabei bezieht sich Hansen auf „das Wunder von Bern“. Jenes 3:2 der deutschen Nationalmannschaft im Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 und dem dadurch wieder gewonnenen nationalen Bewusstsein. Dieses Spiel gilt als Initialzündung für das Wirtschaftswunder.
Mi diesen acht Argumenten erweitert Hansen die Bedeutungsmerkmale des Fußballs, die in anderer Form von Christian Bromberger angesprochen wurden. So wird deutlich, warum Fußball die Massen elektrisiert und was die Faszination nach soziologischer Betrachtungsweise ausmacht. In den nächsten zwei Punkten dieses ersten Teils beschäftige ich mich nun näher mit den Fans an sich, sowie mit ihrer Kultur.
Homo Fanaticus
In ihrem Buch „Fußball-Fangesänge – Eine FANomenologie“ entwickeln Reinhard Kopiez und Guido Brink ein neues Menschenbild, weil sie es für notwendig erachten, auch den Fan an sich als kompaktes Menschenbild zu sehen. Neben Homo sapiens, Homo faber (der planende, schaffende Mensch), Homo ludens (der spielende Mensch), Homo oeconomicus (der rationale Mensch) und Homo sociologicus (der soziale Mensch) ist nun der Homo Fanaticus ein neues Menschenbild. Kopiez und Brink beschreiben ihn als weder rational, noch nach Nutzen strebend. „[Sein Verhalten ist Ausdruck der Hingabe an die pure Emotion. Da es in unserer Gesellschaft kaum Möglichkeiten gibt, dies zu zeigen, treffen wir ihn auch nur in besonderen Gebieten an,]“ (Kopiez/Brink 1998:244). Mit einem gewissen Augenzwinkern beschreiben sie seine Eigenschaften in seinem Lebensumfeld, der Nord- oder Südkurve eines Stadions. Letztlich soll damit nur der weiten Verbreitung der Fans Rechnung getragen werden. Es gibt sie überall und durch die große Population ist es für die Autoren wichtig diese zu untersuchen. Auf das Phänomen Fans wird im nächsten und letzten Punkt des 1.Hauptteils näher eingegangen.
Fankultur: Symbole und Identitätsstiftung
Sie gehören zu jedem Fußballspiel dazu, wie der Ball und die Spieler: die Fans. Sie sind nicht nur unbeteiligte Zuschauer, sondern sind Teil des Spiels und haben oftmals maßgeblichen Anteil am Sieg der eigenen Mannschaft. Die Fankultur an sich ist eine ganz eigene Kultur, mit der viele Sachen verbunden sind. Michael Prosser hat sich in seinem Werk „Fußballverzückung beim Stadionbesuch“ mit den Fans beschäftigt; allerdings insbesondere mit den Sprechchören, Gesängen und Devotionalien der Fans. „[Um den Spieltag auszuzeichnen, ihn aus dem Zeitkontinuum, aus der „sonstigen Wirklichkeit“, herauszuheben, hat sich der aus dem Publikum heraus betriebene Aufwand an expressiven Handlungen seither immer mehr intensiviert. Der Spieltag mit der Kernphase seiner zeitlichen Ordnung, den festgelegten beiden Dreiviertelstunden Wettkampfzeit zwischen Anpfiff und Abpfiff, bietet an sich bereits den institutionalisierten, repetetiven Anlaß zum Ende der allgemeinen Arbeitszeit bzw. Arbeitswoche. Zur Heraushebung und zur Ornamentierung des Geschehens und, damit einhergehend, zugleich zur Erhöhung oder Übersteigerung der Identifikationsbezeugung wurden zahlreiche Accessoires und vielfältige expressive, markierende Gestaltungsbeiträge von der Publikumsseite in die Veranstaltung eingeführt.]“ (Prosser 2002:276f). Prosser beschreibt und unterscheidet drei markante Aspekte des Fan-Seins: die Gesänge, die Spieltagstracht und die Choreographien.
Gesänge, Sprechchöre, Lieder, gehören zu jedem Fußballspiel. Sie sind meist unabhängig zu den unmittelbaren Reaktionen auf das Spielgeschehen. Zwar werden viele Lieder auch passend zur momentanen Situation auf dem Rasen angestimmt, aber in aller Regel wird während eines Spiels nahezu das gesamte Repertoire an Fan-Gesängen dargeboten. Dabei werden verschiedenste Melodien verwendet und mit einem neuen, zum Verein passenden Text versehen. Oftmals werden auch verschiedene Texte auf ein und dieselbe Melodie verfasst. Prosser stellt vor allem heraus, dass es sich bei Fangesängen vielfach um Lieder mit Texten in Fäkalsprache handelt. Dass dabei aber auch die Fäkalsprache oder der heimische Dialekt besonders gepflegt werden. Man feiert die identifikatorische Sprache; man kultiviert nahe die Fäkalsprache und negiert in gewisser Weise die Normen der Erziehung. Hauptsächliche Funktion ist es aber nach wie vor, die Mannschaft anzufeuern, sich selbst zu loben und zu feiern und den Gegner zu provozieren; hauptsächlich wenn Derbys anstehen geht es darum, sich selbst hoch zu loben und den Rivalen zu verschmähen.
Bei der Betrachtung der Spieltagstracht und was sie aussagen soll, geht Prosser vor allem auf die so genannten „Kutten“ ein. Dies ist eine ärmel- und knopflose Jeansweste, die mit Emblemen der eigenen Mannschaft, von befreundeten Fanclubs und ähnlichen Aufnähren bestickt ist. Ein Unikat, das es nicht zu kaufen gibt. „[Die aufgenähten Embleme und Karikaturen teilen Parolen, Triumpherinnerungen, Bekenntnisse, Identifikationshaltungen oder idiosynkratische Formeln mit, die damit von Veranstaltung zu Veranstaltung tradiert und nach individuellem Gusto sukzessive vermehrt werden.]“ (Prosser 2002:278f). Diese „Trachten“ gibt es noch vereinzelt in Stadien zu sehen, hauptsächlich bei älteren Fans. An jüngeren Fans sieht man sie selten, diese bevorzugen die Merchandise-Produkte, die direkt von Vereinsseite vertrieben werden, wie Trikots, Schals, Kappen, etc. Prosser geht neben der Kleidung der Fans auch noch auf Spruchbänder und Transparente ein. Im Stadion sieht man an den Zäunen, die den Innenraum von den Tribünen abgrenzen, Zaunfahnen und Banner, die die Schriftzüge der Fanclubs tragen. Neben diesen Fanclubbannern gibt es aber auch häufig Transparente zu sehen, die meist zum einmaligen Gebrauch gefertigt sind und in passenden Situationen hochgehalten werden. Sie tragen aktuelle Botschaften, Aussagen, die zum Spiel oder zum Gegner passen, beispielsweise bei Derbys. Der Autor Prosser hebt vor allem die religiöse Metaphorik heraus, die im Stadion oft gebraucht wird, sei es vokal oder non-vokal. „[Im Titel des Fanzines Schalke Unser, das Fans aus Gelsenkirchen vertreiben, klingen ebenfalls parodistische Assoziationen an das wichtigste christliche Gebet an]“ (Prosser 2002:279). Auf die Bezeichnung Fußballgott, die natürlich auch religiöse Metaphorik aufweist, gehe ich im zweiten Teil genauer ein. Zu guter letzt fasst Prosser vier Merkmale zusammen, die die Spruchbänder- und Transparentaufschriften charakterisieren. So findet sich dort oftmals wie angesprochen religiöse Metaphorik sowie Absolutheitsbotschaften, wie zum Beispiel „Blau-Weiß für immer“. Des Weiteren erhebt man sich gerne auch verbal zur Nummer Eins und würdigt gleichzeitig den Gegner herab, um ihn anzustacheln. Als letzten Punkt sind die Triumphvermerke auf Fahne und Aufnähern zu erwähnen, die dem Gegner zeigen, dass man auch in der Vergangenheit erfolgreich war.
Nun geht es zum Abschluss des ersten Teils um die so genannten Choreographien vor oder während eines Spiels. Diese Großzeremonien zeigen im Gegensatz zu den vulgären Gesängen eine gewisse Zivilisiertheit und je nach Ausmaß und dafür im Vorfeld benötigte Arbeit sind es oftmals gar kunstvolle Werke die da entstehen. Als Choreographien bezeichnet man sowohl Blockfahnen, im Fanblock über den Köpfen der Zuschauer ausgerollte riesig Fahnen, die mit Sprüchen, Bildern oder Motiven versehen sind, ebenso gehören Doppelhalter und Bilderteppiche dazu, die entstehen, wenn jeder einen für ihn bereitgelegtes Blatt Papier hochhält. Außerdem werden zu Choreographien gelegentlich Rauch und bengalische Leuchtfeuer eingesetzt, was aber in Deutschland verboten ist. Ziel der Choreographien ist die Demonstration der eigenen Leistung, Stärke und Möglichkeiten, die man als Fangruppierung hat, da man eine Choreographie nie alleine auf die Beine stellen kann. Außerdem beeindruckt man so die gegnerischen Fans, unterstreicht die Wichtigkeit der Veranstaltung und wird gleichzeitig auch ein Teil dieser Veranstaltung.
Fans sind wichtig für ein Fußballspiel, dies wurde nun dargestellt. Im zweiten Teil der Hausarbeit möchte ich nun der Frage nachgehen, inwieweit ein Fußballspiel als religiös-ähnliche Zeremonie gesehen werden kann und was im Fußball ähnlich ist wie in den Religionen.