Religiös-rituelle Charakterzüge im Fußball
In diesem Teil der Hausarbeit wird versucht, Aspekte des Fußballs mit religiösen Ritualen und Charakterzügen zu vergleichen. Dazu verwende ich die Texte von Eckhard Bieger, Christian Bromberger und Thorsten Leißer, die sich mit diesem Thema auseinandersetzten.
Warum man den Fußball mit Religion vergleichen kann erläutert Bieger wie folgt:
„[Es soll gezeigt werden, daß Fußball mehr ist als Siegen. Vor allem steht nicht fest, wer am Ende der Sieger sein wird. Der Sieg behält damit etwas Überraschendes, etwas Geheimnisvolles. Da es so scheint, daß die Siege von einer geheimnisvollen Macht geschenkt werden – manche vermuten sogar einen Fußballgott – ist die Theologie gefragt. Denn die Theologie erklärt das Handeln Gottes. Auch hat der Fußball viele symbolische Elemente, die nahe legen, daß der Fußball mit einer Liturgie vergleichbar ist.]“ (Bieger 2006:Der Wochenrhytmus).
Der erste Punkt, den Bieger anführt ist der Wochenrhythmus. In der Schöpfungsgeschichte heißt es, Gott hat die Welt in sieben Tagen erschaffen. Am sechsten Tag erschuf er den Menschen, am siebten setzte er sich zur Ruhe. Dies sollte der Tag der Religion sein; und Fußballspiele finden ebenfalls am Wochenende statt, abgesehen von Champions-League und UEFA-Pokal. So kommt dem Wochenende die größte Bedeutung zu. Die Fußballfans, die „Gläubigen“, versammeln sich und betrachten, ob das Trainingswerk der Woche während des Spiels zum Erfolg führt. Auch Christian Bromberger sieht diese zeitliche und rhythmische Affinität als religiös-rituellen Charakterzug, da die Fußballspiele nach regulären zyklischen Kalendern ausgetragen werden (siehe Bromberger 1998:297).
Ein wichtiger Punkt bei Bieger ist die Person des Fußballgottes. Einst eine Erfindung der Sportjournalisten, um überraschende Spielergebnisse erklären zu können, mag es diese Fußballgottheit für Bieger geben. „[Es muss eine solche Macht geben, die Mannschaften zum Zuge kommen läßt, deren Spieler nur in zweitrangigen Clubs spielen.]“ (Bieger 2006:Wer ist die Fußballgottheit?). Es scheint eine höhere Macht zu sein, die den Ball für die eine Mannschaft in Tor lenkt, während die andere trotz vieler Torchancen nicht trifft. Es ist ein Schicksalsgott, der die Chancen immer neu verteilt. Er lässt Mannschaft überlegen sein, indem er ihnen mehr Kraft und Geschicklichkeit schenkt.
Eine Gemeinsamkeit mit dem Gott der Juden und Christen hat er auch, wenn er das Niedrige erhebt und die „starken“ Mannschaften zu Verlierern macht. Eckhard Bieger sieht den Fußballgott als Chancenverteiler. Nicht nur Trainer und Spieler entscheiden über den Ausgang des Spiels; eine andere Macht scheint oftmals die Hand im Spiel zu haben. Auch wenn es den Anschein haben mag, er führe keine Gerechtigkeit herbei, wenn immer mehr Mannschaften im Laufe eines Turniers ausscheiden, bis eine übrig bleibt, so gibt es doch für alle immer wieder die Chance bei neuen Turnieren anzutreten.
Eine weitere Sache, die dem Fußball religiöse Bedeutung zuschreibt, ist die Tatsache, dass Südkorea bei der Weltmeisterschaft 2002 als eine Nation antrat, obwohl es nach wie vor ein geteiltes Land ist.
Fußball als eine Art Religion? Ein Vergleich - S. Hofschlaeger / pixelio.de
In Punkt 2.1.6. behandelte ich die Fankultur, die auch bei Bieger Erwähnung findet und die man getrost mit religiösen Gemeinden vergleichen kann. Wie die Liturgie, beginnt auch ein Fußballspiel mit Gesängen. Die Menschen sind entsprechend ihrer Mannschaft gekleidet, sie tragen Symbole des Vereins. Bei einem feierlichen Gottesdienst gibt es den Einzug der Bannerträger. Auch bei einem Fußballspiel sieht man Fahnenschwenker vor den Fanblöcken stehen, die riesige Schwenkfahnen schwenken. Aus den afrikanischen Religionen hat der Fußball auch die Bemalung der Gesichter übernommen. So sieht man heute vielerorts in deutschen Stadien in vereinsfarben bemalte Gesichter.
Wie schon erwähnt kommt den Fans ein großer Teil der Bedeutung zu Gute. Sie gehen jedes Wochenende ins Stadion, so wie Gläubige in die Kirche gehen. Dabei erfahren sie Erlösung und Schmerz, erleben Höhen und Tiefen ihres Vereins mit; so wie es auch die Gläubigen mit ihrer Kirche erleben. Dabei bleibt bei den richtigen Fans dieser Glauben auch bestehen, wenn die eigene Mannschaft absteigt, so bitter es auch sein mag.
Eckhard Bieger sieht den Stadionbesuch als „emotional reinigende Wirkung“. „[In der Kirche wird über Sünde und Vergebung, über Tod und Auferstehung gehandelt, im Stadion geht es um Jubel und Enttäuschung, um Hoffnung und das Gericht, das in jeder Niederlage verhängt wird.]“ (Bieger 2006:Der wöchentliche Stadiongang). Dass viele Fans von Außenstehenden nicht verstanden werden, hat ach eine Parallele in den Religionen, wo besonders Fromme sich selbst geißeln, um religiöse Ekstase zu erleben. Auch bei Christian Bromberger ist das Stadion als heiliger Ort ein Platz, wo bestimmte Gefühle und Verhaltensweisen hervorgerufen werden. Er sieht das Stadion als „spezielle örtliche Konfiguration“ (Bromberger 1998:296).
Der Gang ins Stadion, Woche für Woche, ist wiederum vergleichbar mit religiösen Wallfahrten. Ziel ist das Stadion, indem der Rasen als „heilig“ angesehen wird. Man zieht in einer Gemeinschaft zum Stadion und besonders bei Auswärtsspielen werden dabei Fangesänge wiedergegeben. Außerdem findet auch hier alles in einem festgelegten Zeitrahmen statt.
Wie gerade angesprochen wird der Rasen des Stadions als „heiliger Rasen“ bezeichnet. Diesen dürfen die Zuschauer nicht betreten. In diesem Raum vollzieht sich das Geschehen, wie in der Kirche im so genannten Chorraum, indem sich die Wandlung vollzieht. Was den Rasen im Stadion ebenfalls als etwas Besonderes erkennbar macht ist die Tatsache, dass die Mannschaften nicht drauf trainieren. Er bleibt den Spielen vorbehalten.
Im Stadion an sich ist die Verteilung innerhalb der Zuschauermenge noch einmal zu unterscheiden. Bromberger erinnert die Verteilung der Zuschauer an die „Einordnung sozialer Gruppen bei wichtigen religiösen Zeremonien“ (Bromberger 1998:296). Eckhard Bieger sieht den Fußball ebenso nicht als egalitär. „[Wie in einer von Vorrechten bestimmten Gesellschaft hat sich eine Adelsklasse herausgebildet.]“ Bieger 2006:Ein Kaiser und viele Herzöge). Dabei geht es um die Verteilung von Zuschauern auf Stehplätzen, Sitzplätzen und denen in den Logen.
Ein wichtiger Punkt beim Fußball, der auch in der Religion wieder zu finden ist, ist die Leidensmystik. Es wurde schon gesagt, dass der Fußball sowohl Erlösung als auch Schmerz verursachen kann. Bieger sagt: „[Eine richtige Religion geht am Phänomen des Leidens nicht vorbei. Sie könnte von den Menschen nicht ernst genommen werden. Auch der Fußball kennt das Leiden.]“ (Bieger 2006:Leidensmystik). Dabei leiden nicht nur Spieler und Funktionäre, sonder auch die Fans. Wobei das Leiden wie in der Religion nicht selbst verschuldet ist, sondern durch den Gegner. Aber Niederlagen geben den Siegen erst das Besondere. Ein Unterschied zum Fußball ist in der Religion die Aussicht auf endgültige Erlösung. Im Fußball gibt es dies nicht; und doch vermittelt er die gängigen Lebenserfahrungen des Menschen, die Erfolge und Misserfolge einstecken müssen.
Das wichtigste beim Fußballspielen ist es, ein Tor zu erzielen. Wenn man das erreicht kennt die Freude kaum Grenzen. Das liegt vor allem daran, dass es etwas Überraschendes hat. Man kann es nicht berechnen; jeder Spielzug zielt zwar drauf hin, aber man weiß nicht, wann es letztendlich fällt. Bieger sieht das Tore schießen als eine Art der Verwandlung, die vollzogen werden muss. Er muss hinter eine Linie gebracht werden, die den Torbereich vom Spielfeld abgrenzt. Sobald er darüber hinausgeht, kann man nichts mehr tun. „[Der Ball muss verwandelt werden, damit sich auch die Gefühle der Spieler verwandeln, ekstatisch werden können. […] Die Grenzen des Fußballfeldes führen an zwei Stellen in eine andere Welt.]“ (Bieger 2006:Den Ball ins „Jenseits“ bringen). Man muss den Ball über diese Grenzen bringen und die Hoffnung, dass man dies schafft gehört zum Fußball dazu. Sobald man es schafft stellt sich automatisch ein Glücksgefühl ein. Hierbei spielt auch wieder der Fußballgott eine Rolle, denn er lenkt das Spiel, bleibt aber unsichtbar. Bieger vergleicht die vergebenen Torchancen mit der vergeblich empfangenen Gnade im christlichen Verständnis. Ein Tor ist auch etwas endgültiges, sobald es vom Schiedsrichter anerkannt ist, der dazu bemächtigt ist diesen „Richterspruch“ zu sprechen. „[Der Ball ist wie verschluckt, eigentlich müßte ein neuer Ball ins Feld eingeworfen werden. Symbolisch geschieht dies auch, denn der Ball wird nicht vom Tor abgestoßen, sondern das Spiel beginnt neu mit dem Anstoß auf der Mittellinie.]“ (Bieger 2006:Das Torgefühl).
Wie gerade erwähnt spielt beim Fußball auch der Schiedsrichter eine Rolle. Er ist vergleichbar mit dem, was bei den Religionen auch das Böse ist. Bieger vergleicht ihn mit dem Knecht Ruprecht des Heiligen Nikolaus. Der Fußballgott scheint ihm freie Hand zu lassen bei seinen Entscheidungen. Jedoch schaltet er sich manchmal ein, um Unrecht wieder gut zu machen. Beispielsweise dann, wenn ein zu Unrecht gegebener Elfmeter gehalten wird. Zwei weitere Beispiele die es im Fußball und der Religion gibt liefert Bieger . So sieht er die Entlassungen der Trainer abstiegsbedrohter Mannschaften als Sündebock-Reaktion. Der Trainer ist der Sündenbock und wird entlassen, sodass ein Neuanfang gemacht werden kann.
Den Abstieg einer Mannschaft sieht Bieger als Buße dafür, dass eine misslungene Saison wieder in Ordnung gebracht werden kann. Der Ort der Buße ist dann eine andere Liga.
Als letzten Punkt geht Bieger noch auf die Trophäen ein, die es zu gewinnen gibt. Sie sehen den Kelchen der Messfeiern ähnlich. Die Tatsache, dass die Gläubigen immer wieder die Monstranz mit der darin enthalten Hostie sehen wollen, gibt es auch im Fußball, wenn ein Pokal immer wieder in die Höhe gehalten wird und den Zuschauer entgegen gestreckt wird.
Eckhard Bieger hat viele Argumente geliefert, die dem Vergleich zwischen Fußball und Religion standhalten. Weitere Argumente und Beispiele finden sich im Aufsatz „Fußballfans und Heiligenkult. Begegnung mit einer anderen Wirklichkeit“ bei Thorsten Leißer wieder, sowie dem Abschnitt „Trost- und Erlösungspotential des Fußballs“ bei Klaus Hansen.
Thorsten Leißer geht hauptsächlich auf die Verehrung der Fußballspieler ein und vergleicht es mit dem Heiligenkult der Religionen. Der im Fußball existierende Personenkult spiegelt sich in vielem wieder. Trikots mit den Namen de Spieler können gekauft werden, sodass man direkt zeigt, welchen der elf Spieler man am liebsten hat. Viele Fans verehren ihren Liebling; Leißer nennt es „Ausdruck eines starken Bedürfnisses nach Konstruktion von persönlicher Identität und Gemeinschaft unter Gleichgesinnten.“ (Leißer 2004:2). Für Leißer trägt die Verehrung von Spielern ökumenische Züge, wenn man sieht, dass beispielsweise Fans von Celtic Glasgow (Katholiken) und Glasgow Rangers (Protestanten) ihre Helden gleichermaßen verehren. Heutzutage, da beim Millionenspiel Fußball die richtig guten auch richtig reich werden, spielt das glamouröse Leben der Stars auch eine Rolle. Je glamouröser, desto mehr Interesse wird geweckt. Für Fans bleibt ein solches Leben unerreichbar, doch wie auch die Gläubigen sich durch die Nähe zu den religiösen Führern einen Anteil an der Heiligkeit Gottes versprechen, so pilgern auch die Fans in die Stadien und versuchen ihren Idolen nahe zu sein. Schon angesprochen bei Eckhard Bieger spielt auch bei Thorsten Leißer und Klaus Hansen die zu erfahrende Erlösung im Fußball eine ganz wichtig Rolle, wenn man Fußball und Religion vergleichen will.
Bei Leißer sind es hauptsächlich die „Wunder“, die möglich sind. Jeder kennt das schon eingangs erwähnte „Wunder von Bern“. Die religiöse Sprache wird hier oft verwendet, weil solche Ereignisse ein ganzes Volk in Ekstase und Ausgelassenheit versetzen, wie es früher die religiösen Wunder es taten. Die Bilder von Weltmeisterschaftssiegen, seien es die aus Deutschland, Frankreich oder Brasilien zeigen ein ganzes Volk im Freudentaumel. Für sie hat der Fußballgott seine Heiligen, die Spieler, befähigt und sie zum Triumph geführt. Dass der Fußball ein gewisses Trost- und Erlösungspotential hat, sah man bei Bieger und erfährt man auch bei Hansen, der sechs Punkte aufgestellt hat, die das zeigen sollen. So ist das Stadion für viele ein Bezugspunkt, der unveränderlich ist, ein religiöser Zufluchtspunkt, der für das Kollektiv ein Ort der Unveränderlichkeit und Konstanz geworden ist. Hansen beschreibt ein Fußballspiel wie folgt: „[Einem Fußballspiel beizuwohnen heißt die Dürftigkeit menschlicher Fähigkeiten und Fertigkeiten in Demut anzuerkennen. Im Fußball herrscht die Kontingenz, das heißt das meiste, was sich ereignet, liegt außerhalb der Kontrolle der Spieler.]“ Die Erfahrung solcher Wunder, wie oben angesprochen, macht den Fußball zu einem Sport der von Vorraussetzungen lebt, die er selbst gar nicht schaffen kann, so wie die Religion. Auch Hansen spricht dazu noch die Erfahrung persönlicher Erlösung an, die wir auch schon bei Bieger gesehen haben. Ein Tor führt zu persönlicher Erlösung beziehungsweise Erleichterung. Die letzten beiden Punkte die Klaus Hansen dazu zählt sind die, dass man beim Fußball ein Gemeinschaftserlebnis erfährt, bei dem alle Schichten, arm und reich, zusammen sind. Wenn auch, wie gesehen, auf verschiedenen Plätzen. Dazu kommt, dass man während eines Spiels eine Auszeit von den Kontinuitäten des normalen Lebens erfährt. Alles andere steht hinten an.
Soviel zu den religiös-rituellen Charakterzügen, die im Fußball zu finden sind. Jedoch gibt es noch weitere zumindest religiös anmutende Eigenschaften, die im folgenden Punkt ihre Erwähnung finden, um den Vergleich zu komplettieren.
Religiös anmutende Eigenschaften des Fußballs
Zunächst einmal ragt einem beim Fußball die Zahl 11 ins Auge. Elf Spieler hat eine Mannschaft; in der Religion steht sie damit über der Zahl 10 des Dekalogs, der Zehn Gebote und ist damit eine „sündhafte“ Zahl. Außerdem steht sie gleichsam eine Stelle unter der Anzahl der Jünger Jesu. Eckhard Bieger leitet die Zahl daher, dass sie den Ursprung im Karneval hat. Eben weil sie über den Dekalog hinausgeht, verlässt sie die Ordnung. Das macht Sinn für den Karneval, für den Fußball bedeutet sie, dass eine Mannschaft aus elf Spielern nur zusammen mit dem Ball vollständig sein kann, also zwölf. „[Die Fußballelf strebt nach Vollendung und kann daher nicht schon vollständig, d.h. Zwölf sein.]“ (Bieger 2006:Die Zahl 11).
Wie schon angesprochen sind Wörter und Phrasen wie „der Fußballgott“, der „heilige Rasen“ und ähnliche fester Bestandteil des Fußballs und seiner Sprache. Auf eine wichtige Eigenschaft muss aber noch eingegangen werden, den Ball. Fußballer an sich vergöttern den Ball und dieser selbst sowie die Form der Kugel an sich, sind auch religiöse Symbole. Der Kreis hat aufgrund seiner Verwandtschaft zu Sonne und Mond eine magische Bedeutung. Er steht für göttliche Vollkommenheit und symbolisiert die Schöpfung, die Unendlichkeit, die Bewegung und die Dynamik. Außerdem ist es ein Symbol für die Unwägbarkeiten des Lebens.
Den Fußball als Sportart, sowohl für aktive, als auch für inaktive, für Sportler und Fans, umgeben viele religiöse oder religiös-ähnliche Symbole. Viele Vergleiche wurden unternommen, aber ist Fußball nun eine Art Religion oder reichen die vielen Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten doch nicht aus? Dies soll abschließend in einem Fazit erläutert werden.
Fazit
Ich denke, man kann den Fußball nicht pauschal als eine Art Religion bezeichnen und auch nicht, nachdem man so viele positive Vergleiche ziehen konnte und viele Ähnlichkeiten untereinander ausfindig machen konnte.
Der Fußball als Sportart und die Rituale der Fankultur wurden mit einer ethnologischen Sicht untersucht. Es wurde gefragt was steckt dahinter und inwieweit ist dies auch bei Religionen zu finden? Und auch wenn viele Gemeinsamkeiten auftraten, so denke ich, es doch es jeder Einzelne für sich selber raus finden oder erkennen muss. Jemandem, der mit Fußball nicht viel anfangen kann oder der sich nur bei Weltmeisterschaften dafür interessiert, so wie ich auch einige kenne, denen kann man nicht erklären, warum man Wochenende für Wochenende ins Stadion geht und auch weit fährt, um auswärts dabei zu sein. Sie verstehen es nicht, können es nicht nachvollziehen. Auch nicht, warum man immer noch einer Mannschaft die treue hält, selbst wenn diese mittlerweile in der Oberliga spielt. Aber wenn man sich mit solchen unterhält, die auch immer mit im Stadion sind, dann ist das keine Frage. Es ist selbstverständlich. Der Verein gehört zum Leben.
Es ist nicht pauschal zu sagen, dass nun alle Fans im Stadion sind, weil der Fußball ihnen Ausgleich zum Alltag gibt oder es für alle nur um das Gemeinschaftswesen geht. Für jeden Einzelnen ist es einer der Punkte, die im Laufe der Hausarbeit angesprochen wurden und die den Fußball einerseits interessant machen und andererseits auch zu einem Bedürfnis für den Menschen, en Fan, werden.
Auch wenn Fußball nicht als eine Religion zu bezeichnen ist, so weist sie viele Merkmale einer Religion auf. Was Fußball aber auf jeden Fall ist und was auch Außenstehende erkennen können, es ist Leidenschaft und das je nach Lieblingsverein im wahrsten Sinne des Wortes.
Quellen- und Literaturverzeichnis
– Peoples, James & Bailey, Garrick 2006: Humanity. An Introduction to Cultural Anthropology. London: Thomson Advantage Books. S. 282.
– Bromberger, Christian 1998: Fußball als Weltsicht und Ritual. In: Belliger, Andrea & Krieger, David J. (Hrsg.) 1998: Ritualtheorien. Ein einführendes Handbuch. Opladen: Westdeutscher Verlag. S.285-301.
– Prosser, Michael 2002: „Fußballverzückung beim Stadionbesuch. Zum rituell-festiven Charakter von Fußballveranstaltungen in Deutschland. In: Herzog, Markwart (Hrsg.) 2002: Fußball als Kulturphänomen. Kunst, Kultur, Kommerz. Stuttgart: Kohlhammer. S.269-292.
– Kopiez, Reinhard & Brink, Guido 1998: Fußball-Fangesänge. Eine FANomenologie. Würzburg: Königshausen und Neumann. S.244.
– Hansen, Klaus 2000: Gott ist rund und der Rasen heilig. (ohne Verlagsangabe; ausgehändigte Literatur des Dozenten)
– Bieger, Eckhard: Die Fußball-Religion. Erschienen auf: http://www.kath.de/religionundfussball/die-zahl-11.htm (28.09.2006).
– Leißer, Thorsten 2004: Fußballfans und Heiligenkult. Begegnung mit einer anderen Wirklichkeit. In: Noß, Peter (Hrsg.): Fußball verrückt. Gefühl, Vernunft und Religion im Fußball. Münster: LIT-Verlag. Auch nachzulesen unter: www.leisser.de/download/fußballfans%20und%20heiligenklt.pdf