Kolosseum in Rom: Referat zur Geschichte

Das berühmte Amphitheater in Rom wurde erst im Mittelalter als Kolosseum bekannt. Die Römer benutzten diesen Namen offensichtlich nicht in der Antike. Kaiser Vespasian wollte mit diesem Bau die neue Größe der Stadt Rom dokumentieren, nachdem Nero große Teile der Stadt niedergebrannt hatte. Vespasian wollte für den Bau auch neue technische Baumaßnahmen angewandt wissen.

Bau des Kolosseums

Das Kolosseum wurde auf sumpfigen Gebiet errichtet. Die Römer hatten in den vergangenen Jahrhunderten bewiesen, dass sie erfolgreich Sümpfe entwässern konnten. Deshalb bildete hier der sumpfige Untergrund kein Problem für die Architekten. Sie entwässerten den Baugrund und leiteten einen kleinen Fluss so um, sodass er in die städtischen Abwasserkanäle floss.

Damit das Regenwasser aus dem Stadion abfließen konnte, wurden in seinem Boden Rohre verlegt. Die Rohre leiteten die Abwässer in einen unterirdischen Kanal. Rohre aus Blei brachten auch Trinkwasser ins Amphitheater. Mehrere Zisternen sammelten das Frischwasser.

Für das Fundament rissen die Baumeister einen Teil von Neros Palastgärten ab. Einen benachbarten, von Nero angelegten Teich, entwässerte man. Die Bauarbeiten waren eine logistische Herausforderung. Ca. 400 000 Kubikmeter Material mussten herbeigeschafft werden. Dazu änderten man die Verkehrsvorschriften in Rom, die Cäsar erlassen hatte. Cäsar hatte den Warentransport am Tag auf den engen Straßen Roms verboten, um das Verkehrschaos in der Stadt zu verringern. Waren durften seitdem nur noch nachts in Rom transportiert werden. Diese Vorschrift wurde nun für die Zeit der Errichtung des Kolosseums außer Kraft gesetzt. Für den Bau verwendete man Kalk aus gehärtetem Travertin, Beton, Mörtel und Backstein.

Nach der Fertigstellung des Fundaments wurde der Zuschauerbereich errichtet. Die Zuschauerränge wurden durch zahlreiche Arkaden getragen, wobei 80 Arkaden die Außenfassade bildeten. Eine Umfassungsmauer grenzte den Zuschauerraum von der Arena ab. Hierin befanden sich 36 Gewölbenischen, in denen die Aufzüge endeten, die aus dem Keller Tiere und Gladiatoren in die Arena transportierten.

Architektur des Kolosseums

Der zunächst hölzerne Boden der Arena wurde von mehreren Mauern des Untergeschosses getragen. Hinter den unteren Arkaden befanden sich zwei Umgänge, die um den Zuschauerraum herumführten. Ein Stockwerk höher führte ein Umgang. Von diesen Gängen führten Treppen in den Zuschauerraum. Die Treppengänge endeten in einem relativ kleinen Aufgang. Hier drängten sich die Zuschauer, und es kam hier immer wieder zu Unfällen. Die Eingänge zum Zuschauerraum (cavea) wurden durch hölzerne Balustraden, die verschiedene Ornamente zeigten, geschmückt.

Die äußeren Arkaden endeten in fünfzig Meter Höhe. Die Bögen wurden von griechischen Säulen umrahmt. Im 1. Stock waren des dorische, im 2. Stock ionische und im 3. Stock korinthische Säulen. Die Wände des Kolosseums waren mit leuchtend bunten Farben angestrichen, von denen sich aber nur noch Reste fanden. Im 18. Jahrhundert fanden Archäologen noch rote und weiße Farbreste.

Zuschauer im Kolosseum

Die Zuschauer saßen auf Steinstufen. Einzelsitze gab es nur für die ranghöchsten Mitglieder der römischen Gesellschaft. Der Kaiser und sein Gefolge saßen in eigenen Logen. Die gesellschaftliche Stellung der Zuschauer bestimmte deren Sitzplätze in der Arena. Dicht an der Arena, dem “podium” saßen die Vertreter des Senats, der Kaiser und dessen Familienangehörige. Sie hatten Zugang zu eigenen Garderoben und Toiletten.

Der zweite Rang (maeniarium primum) war für die Angehörigen des Ritterstandes reserviert. Der dritte und vierte Rang war den römischen Bürgern vorbehalten. Ganz oben, auf hölzernen Stufen saßen die Mittellosen der Stadt. Durch die Neigung der Zuschauerränge hatten aber alle Besucher eine freie Sicht auf das Geschehen in der Arena.

Der Zuschauerraum und seine Ränge wurden in verschiedene Blöcke unterteilt. Die Sitzplätze waren nummeriert, und der Zuschauer bekam einen bestimmten Platz zugewiesen. Augustus ließ die Zuschauer auch nach Berufen, gesellschaftlichem Status und Geschlecht getrennt sitzen. So mussten Frauen grundsätzlich den vierten Rang aufsuchen. Sie konnten aber auch von der Veranstaltung ausgeschlossen werden.

Wie viele Zuschauer passten in das Kolosseum?

Wie viele Zuschauer das Kolosseum aufnehmen konnte, ist umstritten, weil historische Quellen dazu fehlen. Schätzungen der Zuschauerzahlen pendeln zwischen 50 000 bis 87 000. Die Zuschauer betraten das Amphitheater durch 80 Eingänge. Die vier Eingänge an der Längs- und Querachse waren für das normale Publikum nicht zugänglich. Das Tor an der Südseite der Querachse ist nicht erhalten geblieben. Es war dem Kaiser und seinem Gefolge vorbehalten. Gegenüber betraten die Beamten das Amphitheater. Von diesem Tor haben sich Reste erhalten. Der Eingang besteht aus einem Haupttor und zwei kleinen Torbögen. Die Mauern sind mit Stuck und Marmor versehen. Die porta triumphalis im Westen war der Eingang für die Gladiatoren. Gegenüber befindet sich die porta libitinensis, der Ausgang für die getöteten Gladiatoren.

Die Zuschauer in Rom genossen einen besonderen Luxus im Stadion. Ein Sonnensegel schützte die Besucher vor der sengenden Sonne. Unklar ist die Technik, wie das Segel aufgespannt wurde. Für die Funktion des Segels waren bis zu 1000 römische Matrosen verantwortlich. Die umgebende Fläche des Kolosseums war gepflastert, und 80 Steinpfosten umringten das Amphitheater. Es ist nicht bekannt, ob diese Pfosten Halterungen für Begrenzungszäune oder Tore waren.

Wann wurde das Kolosseum zerstört?

Das Kolosseum wurde mehrfach durch Brände schwerbeschädigt. Zur Zeit Antonius Pius´brannte der Arenaboden und der hölzerne Oberring ab. 217 verursachte ein Blitzschlag einen weiteren Großbrand. So musste u.a. ein Viertel des Zuschauerrings erneuert werden. Dabei wurde auch das Untergeschoss erheblich zerstört. Nach dessen Rekonstruktion wurden neue Aufzüge für die Arena gebaut.

Als Kaiser Konstantin 330 die Hauptstadt des Römischen Reiches nach Konstantinopel verlegte, bedeutete es den Niedergang der Stadt Rom. Obwohl Konstantin das Christentum zur Staatsreligion erhoben hatte, erließ er kein Verbot der Gladiatorenkämpfe. Er untersagte lediglich, dass verurteilte Verbrecher in der Arena eingesetzt wurden. Trotzdem verfügten die Veranstalter immer noch über ausreichend Sklaven und Kriegsgefangene, die zu Gladiatoren ausgebildet wurden. Außerdem gab es weiterhin zahlreiche Freiwillige, die in der Arena kämpfen wollten. Ab 400 begann der endgültige Niedergang des Kolosseum. Die Bevölkerung Roms verringerte sich in dieser Zeit dramatisch.443 zerstörte ein Erdbeben den oberen Zuschauerrang. Das einstürzende Mauerwerk beschädigte dabei den Arenaboden und zahlreiche Wasserleitungen.

Das Ende

Trotzdem fanden in dem schwerbeschädigten Kolosseum noch Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen statt. Während dieser Zeit begann die Plünderung der Arena. Material des Kolosseum wurde geraubt und für den Bau anderer Gebäude verwendet. Offizielle Stellen scheuten sich ebenfalls nicht, das Kolosseum als Steinbruch zu benutzen. 523 fand die letzte Veranstaltung im Kolosseum statt. Rom hatte in Folge der Kriege gegen die Goten fast seine ganze Bevölkerung verloren. Als die Menschen nach dem Ende dieser Wirren in die Stadt zurückkehrten, benötigten sie für den Wiederaufbau der Stadt Baumaterial. Das Kolosseum diente wieder als Steinbruch.

Der Arenaboden war inzwischen mit Sand zugeschüttet worden. In den Gängen des Kolosseums entstanden Wohnungen und Stallungen. Der Innenraum wurde zum Marktplatz umfunktioniert. Eine Straße führte quer durch das Kolosseum und mehrere Zufahrten wurden ins Innere geschaffen. In der Umgebung des Kolosseums entstanden zunächst einfache Hütten, die in den späteren Jahrhunderten von Häusern wohlhabender Bürger verdrängt wurden. Teile des Kolosseums wurden zeitweise von einer bedeutenden Adelsfamilie bewohnt.

1349 erschütterte ein weiteres Erdbeben das Kolosseum. Obwohl der Papst offiziell ein Verbot erlassen hatte, das Kolosseum als Steinbruch zu verwenden, gingen die Plünderungen weiter. Auch die Kirchenverwaltung spielte dabei eine wichtige Rolle. So verwendeten die kirchlichen Baumeister Material des Kolosseums für die Errichtung des Petersdoms.

Die Missachtung des Kolosseums fand im 18. Jahrhundert einen letzten Höhepunkt. Große Teile des Gebäudes wurden zum Mistabladeplatz. Aus dem Mist gewann man Salpeter. Erst ab 1743 begannen endlich die ersten Restaurierungsarbeiten. Man reparierte das Kolosseum, soweit es technisch möglich war. Stützmauern wurden errichtet, um den Einsturz der Arena zu verhindern. Im 19. Jahrhundert begannen Archäologen mit Ausgrabungen.

Literatur:

Peter Connolly: Kolosseum ; Arena der Gladiatoren
Stuttgart: Philipp Reclam 2005

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