Kindheit
Max Ernst wird am 2. April 1891 als Sohn eines Laienmalers in Brühl bei Köln geboren. Er wächst mit einem strengen Vater auf, der ihm Anweisungen gibt, wie er zu malen hat und ihm reihenweise Pflichten auferlegt. In Ernst wächst die Sehnsucht zur Ferne, er unternimmt mehrere Fluchtversuche von zu Hause, kehrt immer wieder zurück. Prägend für sein späteres Werk ist das erstmalige Betreten des nahegelegenen Waldes, das in ihm gemischte Gefühle, wie Bedrücken aber auch Entzücken hervorruft, das was die Romantiker „Naturgefühl“ nennen. Auch das Vogelmotiv, das Ernst in seinen späteren Werken immer wieder aufgreift, hat in der Kindheit seinen Ursprung, als sein Vogel Hornebom in derselben Nacht stirbt, in der seine Schwester Loni geboren wird.
Max Ernst
Das Interesse zur Kunst
Das Köln jener Zeit bietet Ernsts Kindergemüt beste Voraussetzungen zur Entstehung von Konflikten, so nehmen der westliche Rationalismus, die östliche Neigung zum Okkultismus, die Ideale der französischen Revolution und anderes Einfluss auf sein Denken und Handeln. 1909 schließt er das Abitur ab und studiert Philosophie und Psychologie in Bonn. Neben Nietsche und Stirner interessiert er sich für Künstler wie C.D.Friedrich, Albrecht Altdorfer und Hiernonymus Bosch.
Ernst wird Maler
1910 beginnt eine bedeutende Zeit für die Kunst im Deutschen Reich. Max Ernst nimmt an „Waldens 1. Deutschen Herbstsalon“ teil, an dem auch Chagall, Kandinsky, Klee und Macke beteiligt sind und es folgen daraufhin jährlich weitere Ausstellungsbeteiligungen. 1912 beschließt Ernst ermutigt durch den Freundeskreis um Macke Maler zu werden. Er nimmt seine Ausbildung selbst in die Hand und unternimmt autonome Experimente, um seinen eigenen Weg zu finden. Ernst spielt dabei mit den formalen Prinzipien der Expressionisten, Veristen, Orphisten und Futuristen. Diese Jahre sind stets überschatte vom 1.Weltkrieg, Ernst selbst steht bis 1918 im Kriegsdienst. Die Zeit beim Militär prägt ihn, das künstlerische Schaffen dieser Zeit dient seiner psychischen Selbsterhaltung über den Weg der ästhetischen Formfindung.
1919 gründet Ernst zusammen mit Hans Arp und dem „Ultralinken“ Johannes T. Baargeld die Dada-Gruppe „Zentrale W/3“ in Köln. Intention der Gruppe war es, die „Schweinerei“ des blödsinnigen Krieges anzuprangern und die Zivilisation, die diesen Krieg produziert hat in Bezug auf die Sprache, Logik, Malerei, Literatur, usw. anzugreifen. Das wichtigste neue Medium des Dada ist die Collage, die verwirrende Verdrehungen und Spiele ermöglicht, um Assoziationen zu erwecken, Logik infrage zu stellen und Anordnungen zu schaffen, die sich allen Konventionen entziehen. Den Dadaisten geht es in den Collagen nicht nur um rein formal-kompositorische Zusammenfügung mehrere Papiere oder Tapisseriestücke, sondern um deren inhaltliche Verfremdung und die fruchtbare Verwirrung die sie damit hervorrufen. Die Collage, meist unterstrichen mit eigenen Texten, wird zum Schlüsselprinzip in Ernsts weiterem Schaffen. Während eines Besuches bei Paul Klee in München entdeckt Ernst 1919 auch die Gemälde des Pariser Surrealisten Giorgio de Chirico und experimentiert selbst mit irrealen und traumhaften Gemälden.
Frankreich und der Surrealismus
Mit der Zeit distanziert sich Ernst immer mehr von der Dada-Bewegung, da deren steigende politische Aktivität sich weniger mit seinen künstlerischen Ansichten und Pflichten deckt. Er widmet sich eingehender den Theorien Sigmund Freuds über die Träume und das Unterbewusste, freundet sich mit gleich gesinnten Pariser Dadaisten an, wendet sich 1922 komplett von Deutschland ab und zieht nach Paris, wo er sich noch im selben Jahr der surrealistischen Gruppe um Andre Breton anschließt.
Die Werke der beteiligten Künstler der Surrealistengruppe haben den Anspruch das zweckfreie Spiel des Denkens wieder in den Vordergrund zu stellen, der Allmacht des Traumes wird wieder mehr Bedeutung zugesprochen, vernachlässigte Assoziationsformen werden hervorgehoben. 1925 findet die erste Gruppenausstellung der Surrealisten statt, an der neben Max Ernst unter anderem auch Hans Arp, de Chirico, Paul Klee, Miro Picasso Man Ray teilnahmen.
Innerhalb der Gruppe treten bald Intrigen und Anfeindungen auf, sodass Ernst beginnt, eine eigene Version eines erweiterten Surrealismus zu entwickeln, der eine Dialektik aus halb automatisierter Technik und Kontrolle durch die Vernunft darstellt.
Verschiedene Techniken
1925 kultiviert Ernst die Frottage-Technik, bei der er Blätter über beispielsweise strukturierte Holzdielen legte und diese mit einem Bleistift durchrieb. Die Ergebnisse seiner Bildexperimente mit dem Frottage-Verfahren gipfeln in der 1926 veröffentlichten Serie „Histoire Naturelle“.
Ernst geht weiter und überträgt die Technik auf Leinwand, indem er diese mehrfach grundiert, Gegenstände darunter legt und dann beginnt an diesen Stellen Farbe abzuschaben. Die sogenannte Grattage-Technik, die er damit entwickelt, ermöglicht das Schaffen suggestiver abstrakter Bilder, die sich durch die Kombination aus gesteuertem Zufall und fantastischer Erfindungskraft auszeichnen.
Die Bilder, die entstehen, sind nie abstrakt, sondern behandeln stets religiöse und mythologische Themen. Neben Waldbildern, bei denen Ernst die unbewusste Natur des Menschen und die geheimnisvolle Welt des Waldes hinter der Wand behandelt, entstehen zahlreiche Bilder mit dem Loplop-Vogelmotiv, das zur Personifikation des Künstlers wird.
Im Jahr 1937 beschlagnahmen die Nazis einige Werke von Max Ernst und zeigen diese in der Wanderausstellung „Entartete Kunst“. Im darauffolgenden Jahr trennt sich Ernst aufgrund von Differenzen mit Breton endgültig von der Surrealistengruppe und zieht in ein kleines Bauernhaus, wo er an einigen Skulpturen arbeitet. Ab 1939 wird er mehrfach interniert, da er in Frankreich als „feindlicher Ausländer“ gilt. Im Internierungslager experimentiert Ernst mit der Decalcomanie-Technik, bei der dünnflüssige Farbe mit einer glatten Glas- oder Holzplatte auf Leinwand aufgetragen wird. Ernst ergänzt die zufällig entstehenden Strukturen durch penible Malereien und schafft fantasievolle Bilder mit mystischem Charakter, unter anderem das preisgekrönte Bild „Die Versuchung des heiligen Antonius“.
Nach zwei Jahren in mehreren französischen Lagern gelingt es Ernst mithilfe der amerikanischen Kunstsammlerin Peggy Guggenheim aus Europa zu fliehen. Er kommt am 14.Juli 1941 nach New York, welches Paris in den folgenden Jahren als Zentrum der Kunst ablöst. Ernst selbst beginnt mit einer neuen Technik, der Oszillation, zu arbeiten, bei welcher Farbe in einen Behälter mit Loch gefüllt wird, der dann an einer Schnur festgehalten über einer Leinwand geschwungen und bewegt wird. Es folgen Bilder mit kubistisch-geometrischen Elementen.
Der Lebensabend
Nach langen Reisen durch Kalifornien, New Mexiko und Arizona, auf denen Ernst sich ausführlich mit der Indianerkunst beschäftigt, lässt er sich mit seiner vierten Ehefrau Dorothea Tanning in den Bergen Arizonas nieder und schafft bedeutende plastische Arbeiten, bei welchen Ernst komplizierte Assemblage- und Abgussverfahren anwendet.
1950 kehrt Ernst nach Europa zurück und lässt sich 1953 ganz in Frankreich nieder. Die letzten 20 Jahre des Künstlers sind gefüllt mit zahlreichen Ausstellungen und Retrospektiven und bringen weitere Illustrationen und plastische Arbeiten hervor.
Max Ernst stirbt am 1. April 1976, am Vorabend seines 85. Geburtstages.
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