Standortfaktoren sind wichtige Merkmale, die es zu berücksichtigen gilt, wenn eine Entscheidung bezüglich des Standortes getroffen werden muss. Dies ist wichtig, um mit einem attraktiven Standort wettbewerbsfähig zu bleiben bzw. zu werden. In der Wissenschaft wird aktuell in harte und weiche Standortfaktoren unterschieden.
Liste mit harten Standortfaktoren
(vgl. Kulke 2010, S. 132f.):
- Verfügbarkeit von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen
- Energie- und Wasserversorgung sowie mögliche betriebliche Emissionen
- Geeignete Verkehrserschließung, d.h. Kapazitäten der Verkehrssysteme und Erreichbarkeit einschließlich der Transportkosten
- Erreichbarkeit der Absatzmärkte
- Möglichkeiten zur Entfernung und Entsorgung nichtverwertbarer Materialien
- Quantitative und qualitative Ausstattung des regionalen Arbeitsmarktes einschließlich der Arbeitskosten
- Erreichbarkeit und Entfernung zu produktions- und absatzorientierten Dienstleistern
- Steuern und Abgaben
- mögliche Subventionen
- gesetzliche Rahmenbedingungen und Auflagen
Beispiel-Unternehmen für harte Standortfaktoren
Trigema ist ein Beispiel für ein Unternehmen, das sich überwiegend aufgrund von weichen Standortfaktoren für einen Standort entschieden hat. Trigema bietet Bekleidung an und betreibt Tankstellen. Das Hauptwerk ist am Familiensitz in Burladingen. Der Inhaber Wolfgang Grupp ist in Burladingen geboren und aufgewachsen. Die Familie kommt also aus der Region und daher befindet sich dort auf bis heute der Unternehmenssitz. Die Gründer Josef und Eugen Mayer hatten in Burladingen eine Fabrik übernommen und darin ein neues Unternehmen gegründet. Das Unternehmen wurde von der Familie weitergeführt. Bis heute wird am Standort Burladingen Bekleidung produziert.
Liste mit weichen Standortfaktoren
(vgl. Gabler 2010, o. S.):
- Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen
- Bürokratie
- Unternehmensbezogene Faktoren
- Wirtschaftsklima am Standort
- Image des Standortes und der Region (Standortprestige)
- Konkurrenz bzw. Fühlungsvorteile (Beziehungsgeflecht, Agglomeration, Agglomerationseffekte)
- Personenbezogene Standortfaktoren
- Wohnumfeld, Mentalität der ansässigen Bevölkerung
- Umweltqualität
- Medizinische Versorgung, Fürsorgeeinrichtungen
- Bildungsangebot
- Erholungs-, Kultur- und Freizeitangebot
- Einkaufsmöglichkeiten
- Wohnmöglichkeiten
- Vergnügungsmöglichkeiten
- Klima (wenn keine direkte Wirkung vorliegt)
- Schulen
- Perspektiven für Familie
- Politische Verhältnisse
Beispiel-Unternehmen für weiche Standortfaktoren
Amazon Luxemburg ist ein Beispiel für ein Unternehmen, das sich überwiegend aufgrund von harten Standortfaktoren für einen Standort entschieden hat. In Luxemburg hat Amazon ein Unternehmen gegründet, das für den überwiegenden Teil der Umsätze außerhalb der USA verantwortlich ist. Es gibt zum Gründer Jeff Bezos oder seinen Investoren sowie Managern keinen persönlichen Bezug zum Land Luxemburg. Es gibt keine offiziellen Informationen, warum Amazon ausgerechnet Luxemburg ausgewählt hat. Man vermutet, dass es vor allem um steuerliche Aspekte ausschlaggebend waren, da Luxemburg als Steueroase in der EU gilt. Die Regierung ist dafür bekannt, dass mit großen Konzernen individuelle Steuermodelle ausgehandelt werden können. Experten vermuten, dass der Steuersatz von Amazon extrem niedrig ist und mit geschickt platzierten Verlusten gegen null gehen könnte.
Die beiden Listen müssen je nach Unternehmen und der möglichen Standorte (deutschlandweit vs. weltweit) angepasst werden.
Bei der Auswertung der vorliegenden Faktoren für einen bestimmten Standort ist darauf zu achten, dass einige Merkmale quantifizierbar sind und einige Merkmale dem subjektiven Empfinden unterliegen.