Die Sprachkrise (auch Sprachskepsis) fand um 1900 ihren Höhepunkt. Viele Autoren hatten Zweifel daran, ob die Sprache und ihre eigentliche Aufgabe der Darstellung einer objektiven Wirklichkeit überhaupt möglich sei. Sprache und Realität waren für die Dichter unwiderruflich voneinander getrennt.
Die Sprachkrise fand besonders im künstlerischen Bereich ihren Ausdruck. Es ging so weit, dass Autoren teilweise mit dem Schreiben aufhörten. Anderen Dichter gingen neue sprachliche Wege und versuchten die Wirklichkeit auf eine neue Art und Weise zu beschreiben.
Gründe
- aus einer Bewusstseinskrise resultiert eine Sprachkrise
- Verflachung der zwischenmenschlichen Kommunikation -> Realität mit Sprache nicht mehr fassbar
- Infragestellen des bisherigen Weltbilds
- Siegmund Freud: Psychoanalyse
- René Descartes: Cogito ergo sum (Ich denke, also bin ich)
- Naturwissenschaftliche Entdeckungen -> die Welt wird komplexer
- Veränderung alter Werte mit neuer Sprache
- Konfrontation mit neuen Medien
Beispiele der wichtigsten Vertreter
- Hugo von Hofmannsthal (1874 – 1929): „Die abstrakten Worte,…,zerfielen mir im Munde wie modrige Pilze“ („Brief des Lord Chandos“, 1902)
- Arthur Schnitzler (1862 – 1931): „Alle Spekulation, vielleicht alles Philosophieren ist nur ein Denken in Spiralen; wir kommen wohl höher, aber nicht eigentlich weiter, und dem Zentrum der Welt bleiben wir immer gleich fern.“
- Rainer Maria Rilke (1875 – 1926): „Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern. Die Dinge singen hör ich so gern. („Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort„, 1898)
Die Gefahren, welche die Autoren in der Sprachkrise sahen, konnten in der theoretischen Auseinandersetzung überwunden werden. So blieb es nicht bei einem sorglose Umgang mit der Sprache. Bis heute gab es viele weitere neuen Strömungen, welche der Literatur und der Sprache an sich eine Weiterentwicklung beschert haben.