Um Kindern im Kindergarten (KITA) die Mathematik näher zu bringen, eignet sich eine spielerische Vermittlung in Form einer Geschichte mit Liedern und vielen mathematischen Elementen. Das Zahlenspiel „Zahlenland“ hat sich als erfolgreiches pädagogisches Konzept für Kinder in den ersten Lebensjahren erwiesen.
Zahlenland
Das geheimnisvolle Zahlenland besteht aus einer Zahlenstadt mit Zahlengärten, einem Zahlenweg, Zahlenhäusern und Zahlentürmen. Die Bewohner der Zahlenstadt sind die Zahlen selbst. Die Kinder besuchen sie in den Märchen, Spielen und Liedern. Das Zahlenland kann aus fertigen Materialien aufgebaut oder selbst hergestellt werden.
Zahlenstadt und Zahlengärten
Im Zahlenland gibt es ein Meer der Unendlichkeit, ein Fehlerwald, Zahlenfelder und ein Einmaleins-Gebirge. Der Zahlenweg führt zu der Zahlenstadt, wo die Zahlen von 1-10 leben und sich alle Geschichten, Spiele und musikalischen Aktivitäten ereignen. Jede Zahl besitzt einen eigenen Zahlengarten, der durch ein auf den Boden gelegtes Stück Stoff dargestellt wird. Jeder Garten hat eine andere geometrische Form, die der Zahl entspricht: Der Garten der „Eins“ ist ein Kreis, der der „Zwei“ ist eine Ellipse, der Garten der „Drei“ ist ein Dreieck usw. So werden die Zahlen anschaulich mit geometrischen Vorstellungen verknüpft. Auch die Flächen der Gärten entsprechen der Größe der Zahlen, die Größe der Gärten nimmt also mit der Größe der Zahlen zu. Dadurch sollen die Kinder eine möglichst konkrete Vorstellung von den Eigenschaften der Zahlen entwickeln.
Zahlenweg
Der Zahlenweg bzw. die Zahlenpromenade führt von einem Zahlengarten zum anderen. Jede Zahl wird durch eine Platte mit einer aufgemalten Ziffer dargestellt und diese werden hintereinander zu einem Weg gelegt. Es geht auf dem Zahlenweg darum, den Kindern spielerisch den Ordnungsaspekt der Zahlen vertraut zu machen. Durch das Gehen auf den Ziffern, verbunden mit lautem oder stillem Zählen, nehmen sie die Ziffern in ihrer Reihenfolge wahr. Zudem werden kognitive Leistungen durch körperliche Bewegungen unterstützt. Den Kindern kommen Fragen auf wie: Wo stehe ich gerade auf dem Zahlenweg? Welche Zahl kommt vor mir und welche direkt hinter mir? Kann ein Kind diese Fragen beantworten, hat es schon ein abstraktes Bild des Zahlenstrahls verinnerlicht.
Zahlenhäuser
Die Zahlenhäuser stehen in den Zahlengärten. Sie können mit Holzwürfeln dargestellt werden, auf denen die Zahlen 1-5 als Würfelaugen eingebohrt werden können. Die Bohrungen stellen Fenster und damit die Anzahl bildlich dar und können auf der Vorder- und Rückseite mit farbigen Stöpseln verschlossen werden. Kleine Fähnchen, auf denen die entsprechende Ziffer steht, können die Hausnummern der Zahlenstadt darstellen und auf die Häuser gesteckt werden.
Zahlentürme
Die Zahlentürme sind verschieden farbige Holzwürfel, die mithilfe eines Holz-Zylinders aufeinander gestapelt und gedreht werden können. Die Kinder erfahren z.B. die Menge bzw. den Anzahl-Aspekt der Zahl, indem sie auf jede Ecke eines Zahlengartens einen Würfel legen. Außerdem lässt sich eine weitere wichtige Eigenschaft gerade für das erste Schuljahr entdecken, die Zahlzerlegung. Mithilfe der Zahlentürme können die Kinder Zahlkombinationen auf unmittelbar greifbare Weise herstellen, sie können z.B. die Zahl 5 in die Zahlen 2 und 3 zerlegen usw. Die Höhe der Türme macht klar ersichtlich, dass 5 mehr ist als 3 und beim Abbauen des Fünferturms können sie erst 3 Würfel und dann 2 oder zuerst 1 Würfel und dann 4 abbauen. Das sichere Beherrschen der Zahlzerlegungen ist die wichtigste Voraussetzung für das spätere Rechnen über die Zahl 10 hinaus.
Das Zahlenland… und seine Bewohner
Zu den Zahlen, die durch Zahlenpuppen verkörpert werden, kommen noch weitere Bewohner des Zahlenlandes, der Zahlenkobold und die gute Zahlenfee.
Zahlenpuppen
Mithilfe der Zahlenpuppen erhält jede Zahl von 1 bis 10 eine eigene Persönlichkeit. Die Form jeder Puppe ist den einzelnen Ziffern nachgebildet und zeigen diese zugleich durch bestimmte markante Zeichen. Z.B. kann die Eins eine Zipfelmütze tragen, die Fünf kann fünf Knöpfe an ihrem Pullover tragen, die Zehn kann zweimal fünf Finger haben usw. In der Vorbereitungsphase des Projekts können die Zahlenpuppen zusammen mit den Kindern gestaltet werden und sie dann vielfältig einsetzen. Man kann sie z. B. sprechen und sich bewegen lassen und die Zahlenlieder mitsingen lassen.
Der Zahlenkobold
Der Zahlenkobold „Kuddelmuddel“ wohnt im Fehlerwald und bringt die Ordnung der Zahlen durcheinander, deswegen ist von den Kindern höchste Konzentration und Aufmerksamkeit gefordert. Er stellt die Zahlenhäuser falsch, vertauscht deren Hausnummern oder macht anderen Unsinn in den Zahlengärten. Die Kinder sollen dann versuchen, den Unsinn des Zahlenkobolds zu korrigieren und die Zahlenordnung wieder herzustellen. So zeigt der Zahlenkobold neben der Freude und Motivation der Kinder auch den Lernfortschritt.
Die Zahlenfee
Die Zahlenfee „Vergissmeinnicht“ ist die Gegenspielerin von „Kuddelmuddel“. Sie kann jederzeit mit einem Zauberspruch herbeigerufen werden und Kuddelmuddel in seine Schranken weisen.
Kuddelmuddel – welch ein Schreck – zaubert mir die Zahlen weg!
Komm herbei, Vergissmeinnicht, jage fort den Bösewicht!
Außerdem kann sie verschiedene Rechenspiele anleiten und die Zahlenpromenade und jedes Zahlenlied auswendig singen.
Aufbau des Zahlenlandes
Da Kindergartenkinder meist ein gutes Orientierungsvermögen im Raum haben und sich Plätze für ihre Lieblingspuppe oder ihren Ritterschwert recht verlässlich merken können, sollten auch die Zahlengärten im Gesamtaufbau stets in der gleichen Position bleiben. Das Kind sollte in der Mitte des Raumes stehen und so den Zahlenraum von 1 bis 5 mit einem Blick erfassen können. Dreht sich das Kind um und betrachtet den Raum von 6 bis 10, so sieht es im Prinzip die gleiche Raumanordnung: Wo bisher die 1 war, ist nun die 6 usw. Wenn die Raumanordnung von 1 bis 5 gut verankert ist, ist die Erweiterung von 6 bis 10 deshalb in der Wahrnehmung der Kinder bereits vorbereitet. Außerdem ist diese Anordnung des Zahlenraums sinnvoll, weil sie der Ordnung der Zahlen entspricht. Die Kinder können sich die besondere Anordnung der Zahlengärten gut über eine Woche hinweg merken, da sie ihnen direkt plausibel ist.
Einrichten der Zahlengärten bis 5
Der Zahlenraum von 1 bis 5 stellt die Basis des Projektes dar. Zu Beginn richten die Kinder die Zahlengärten ein, die zuvor schon von der Erzieherin in der richtigen Anordnung ausgelegt worden sein sollten. Die Kinder können entscheiden, für welchen Zahlengarten sie heute zuständig sind. Zudem können die Kinder die zu ihrem Zahlengarten passende Anzahl an Klebepunkten auf die Nase, Stirn oder Wangen bekommen. Die Kinder richten die Zahlengärten mit vielen verschiedenen Gegenständen ein, wie z.B. mit Bällen, Bauklötzen, Löffel, die entsprechend der richtigen Anzahl auf die Gärten verteilt werden, oder mit ganz spezifischen Gegenständen, die nur in einen Zahlengarten passen, wie z.B. ein Hammer, eine Brille mit zwei Gläsern, ein kleines Dreirad mit drei Rädern, ein kleiner Stuhl mit vier Beinen und ein Handschuh mit fünf Fingern. Außerdem können die Kinder die Eckpunkte der Zahlengärten mit je einem Element der Zahlentürme, mit einem Stein, einer Kastanie oder einer Murmel verzieren. In jeden Garten werden dann der Zahl entsprechend so viele Elemente auf die Ecken gelegt (in den Garten der Eins kommt ein Element, in den Garten der Zwei werden zwei Elemente gelegt usw.). Dadurch wird der Anzahlaspekt geübt.
Wenn der Zahlenraum von 1 bis 5 den Kindern gut vertraut ist, kann man ihn bis 10 erweitern. Hierfür wird den Zahlen von 6 bis 10 stets die Zahl 5 bzw. das Zahlenhaus der Fünf zugeordnet. Demnach befinden sich in den Gärten der Zahlen von 6 bis 10 immer zwei Zahlenhäuser, also 1+5, 2+5, 3+5, 4+5 und 5+5. dadurch entstehen erste additive Zahlkombinationen. Da sie den Kindern durch ihre zweimal fünf Finger der beiden Hände erklärt werden können, fallen sie ihnen nicht schwer. Eine andere Möglichkeit wäre es, die Zahlenstadt jede Woche um eine Zahl zu erweitern.
Nach dem Einrichten der Zahlengärten tritt die „Zahl der Woche“ als Zahlenpuppe auf und es folgen vielfältige Zahlenspiele und Aktivitäten zur „Zahl der Woche“. Dies schließt auch einen Auftritt von Kuddelmuddel oder der guten fee Vergissmeinnicht ein. Ein Höhepunkt für die Kinder sind jedoch die Märchen und die Lieder zu der entsprechenden Zahl der Woche.
Eine Reise ins Zahlenland dauert in der Regel eine Stunde, es werden also bei dem Zahlenraum von 1-10 zehn feste Termine durchgeführt. Während der Woche können den Kindern zusätzlich die Lernmaterialien in Freiarbeitsphasen zur Verfügung gestellt werden und die Erzieherinnen können die Zahlenlieder und Zahlengeschichten wiederholen. Wichtig ist es, den Kindern die Welt der Zahlen auch in ihrem spontanen Spiel, ihrem täglichen Handeln und ihren Fragen zu erklären, also in den Alltagssituationen, in denen Kinder täglich der Welt der Zahlen begegnen.
Fazit
Das Thema Zahlen im Kindergarten ist keine einfache Aufgabe für Erzieher. Die Mitmachgeschichte „Zahlenland“ stellt eine gute Kombination aus Mathematik und Bewegung für kleine Kinder dar. Die Materialien können selbst gemacht werden oder sind im gut sortierten Fachhandel zu finden. Unter den Spielen mit Zahlen ist dies eine gute Möglichkeit die mathematische Erziehung der Kinder früh anzugehen und trotzdem mit viel Bewegung, Liedern und Geschichten die kindlichen Bedürfnisse zu befriedigen.
Weitere Internetseiten:
neurodidaktik.de