Das Ruhrgebiet
Wo befindet sich die IBA Emscher Park? Zur Beantwortung der Frage eignet sich zunächst eine Eingrenzung des Raumes, auf dem sich die Internationale Bauausstellung abspielt. Die Emscher Zone, auf die in einem nächsten Abschnitt noch etwas näher eingegangen wird, liegt (wie der Slogan „Des Ruhrgebiets neue Kleider!“ schon sagt) im Ruhrgebiet. Das Ruhrgebiet selbst hat eine lange Entwicklung hinter sich und befindet sich noch immer im Wandel. Jedoch wird im Folgenden nur kurz darauf eingegangen, um den Rahmen der Hausarbeit nicht zu übersteigen.
Das Ruhrgebiet befindet sich in Nordrhein-Westfalen und ist Deutschlands größter Ballungsraum, dessen Fläche ca. 4.400 km² beträgt. Abbildung 5 zeigt die geographische Lage des Ruhrgebiets in der Bundesrepublik.
Das Ruhrgebiet und die Entwicklung der Emscher Zone - Dieter Schütz / pixelio.de
Schon zu Beginn der Industrialisierung in Deutschland um 1850 wird deutlich, wie sich das Ruhrgebiet entwickeln wird. Bereits zu dieser Zeit war die Besiedlungsdichte sehr hoch. Aufgrund hoher Kohle- und Erzvorkommen hat sich das Ruhrgebiet sehr schnell zum wichtigsten Stahl- und Kohlelieferanten durchgesetzt. Die folgende Abbildung zeigt in drei Abschnitten (die Jahre 1850, 1965 und 2002), wie sich die Besiedlungsfläche und die Industrialisierung im Ruhgebiet in 150 Jahren entwickelt haben.
Heute lässt sich das Ruhrgebiet in folgende Zonen einteilen: Zentrum, Ruhrgebiet Nord, Ruhrgebiet Ost, Ruhrgebiet Süd und Ruhrgebiet West.
Die Emscher Zone
Im Zentrum des Ruhrgebiets liegt die Emscher Zone, durch die die Emscher vom Osten her durchfließt und im Westen in den Rhein mündet.
Sie erstreckt sich von Duisburg im Westen bis nach Bergkamen im Osten und hat eine ca. 780 km² große Fläche. Zu dieser Zone gehören 17 Kommunen bzw. Städte und zwei Kreise. Zu den bekanntesten Städten gehören unter anderem Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen und Oberhausen. Recklinghausen und Unna bilden die zwei Kreise. In diesem Gebiet wohnen ca. 2 Mio. Menschen. Naturräumlich betrachtet weißt die Emscher Zone 43 % Grün- und Freiflächen und 8 % Brachflächen auf (vgl. BEIERLORZER H. / JASPER K. / TAUBE M. 2008, S. 437).
Die frühere Emscher Zone
Nach einer kurzen Einführung und der Eingrenzung des Rahmens der IBA Emscher Park folgt im nächsten Abschnitt eine ausführliche Erläuterung der historischen Entwicklung der Emscher Zone ab 1800 bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts.
Im Jahre 1800 ist die Landschaft von Auenfeldern, Sümpfen und Feuchtwiesen geprägt. Der Flusslauf ist in dieser Zeit nur wenige Meter breit. Aufgrund des sehr geringen Flussgefälles kann das frühjährliche Regenwasser nicht schnell genug abfließen und findet immer neue Abflusswege, was zu regelmäßigen Frühjahrshochwassern und Überschwemmungen führt (siehe Abbildung 9) (vgl. EMSCHER GENOSSENSCHAFT 2010).
80 Jahre später im Jahre 1880 ist das Landschaftsbild komplett umgestalten. Bahngleise und Industrieschornsteine, aber auch ein sehr ausgeprägter „Siedlungsteppich“ (vgl. das Ruhrgebiet im vorangehenden Kapitel) sind die neuen Kennzeichen der Emscher Zone. Dadurch, dass schon im Jahre 1830 erste Erfahrungen mit dem Kohleabbau aus tieferen Erdschichten gemacht werden konnten und somit der Bergbau und mit ihm die Schwerindustrie immer weiter in Richtung Norden zog (folglich in die Emscher Zone), hat sich die Zahl der Bevölkerung in wenigen Jahrzehnten fast verzehnfacht (vgl. EMSCHER GENOSSENSCHAFT 2010).
1899 beginnt das große Umdenken in der Emscher Zone. Bis zu diesem Zeitpunkt haben sich die Zustände weiter verschlimmert, was zu Gestank und Krankheiten in der Flussregion führt. Zwar folgen erste Verbesserungen durch Flussregulierungen und Kanalisationen, jedoch werden diese wegen immer neuen Bergsenkungen direkt wieder zerstört. Auch die Stadtverwaltungen greifen nicht ein und fühlen sich nicht verantwortlich dafür, die Probleme weiträumig zu beseitigen. Erst durch das „Reichsseuchengesetz“, welches 1900 verabschiedet wurde, gab es eine gesetzliche Maßnahme zur Sicherstellung der Abwasserklärung und Wasserversorgung durch Städte und Gemeinden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, im Jahre 1913, findet die Eröffnung des neuen Emscher-Unterlaufs (heute die „Kleine Emscher“) statt, was besonders auf die Gründung der Emschergenossenschaft zurückzuführen ist. Im weiteren Verlauf der Zeit entstehen neue Brücken, Deiche, Bäche, die in Betonrinnen eingefasst sind, und 21 Kläranlagen, zu denen das oberirdische Schmutzwasser kontrolliert fließt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ist das Ruhrgebiet und die Emscher Zone schwer beschädigt, einerseits durch Bombentreffer der alliierten Streitkräfte und andererseits durch die Nationalsozialisten selbst (Strategie der „Verbrannten Erde“), woraufhin eine immense Wiederaufbauleistung (trotz knapper Baustoffe) gefragt ist. Im Jahre 1969 ist der Bergbau auf dem Rückzug, den die Krise als erstes trifft. In Folge dessen steigt die Arbeitslosigkeit an. Auch die Konkurrenz (aus den USA) nimmt zu. Die Kohlevorkommen im Süden sind ausgeschöpft, weswegen der Bergbau weiter in Richtung Norden wandert. Auch diese Tatsache stellt einen enormen Nachteil dar, da die Kohleschichten nach Norden drastisch abfallen. Somit muss tiefer gebohrt werden, was die Kosten weiter in die Höhe treibt (vgl. EMSCHER GENOSSENSCHAFT 2010).
Ende der 1970er Jahre findet ein erneutes Umdenken statt. Der Umweltschutz ist auf dem Vormarsch. Im Jahre 1977 findet die Eröffnung des Klärwerks an der Emschermündung statt (siehe Abbildung 10) (ebenfalls ein Projekt der Emschergenossenschaft). Das Klärwerk ist die erste biologische Kläranlage Deutschlands.
Zu Beginn der 1980er Jahre gehört die Hochphase der Schwerindustrie der Vergangenheit an. Das neue Problem stellt der knapp werdende Boden dar. Die Bebauungsfläche in der Emscher Zone hat sich von 1954 bis 1981 verdoppelt. Die Versickerung des Regenwassers ist nicht mehr gewährleistet, wodurch erneut die Gefahr für Hochwasser ansteigt, da der Regen ungebremst in die Kanäle und Bäche fließt. Das Ausmaß der Versieglung zeigt sich am 29.06.1981 (siehe Abbildung 11). Hier wird das bisher größte Hochwasser registriert. In Zukunft muss wieder dafür gesorgt werden, dass das Regenwasser weitgehend ungehindert versickern kann (vgl. EMSCHER GENOSSENSCHAFT 2010).
Literaturverzeichnis
BEIERLORZER H. / JASPER K. / TAUBE M. (1997): Stadterneuerung im Ruhrgebiet 1989-1999: Die Internationale Bauausstellung Emscher Park. – In: MONHEIM H. / ZÖPEL CH. (Hrsg): Raum für Zukunft – Zur Innovationsfähigkeit von Stadtentwicklungs- und Verkehrspolitik. 2. Auflage. Essen. S. 437 – 473.
BOLDT K.-W. / GELHAR M. (2008): Das Ruhrgebiet. Landschaft. Industrie. Kultur. Köln.
EMSCHER GENOSSENSCHAFT (2010): URL: http://www.emscherumbau.de/site/fs_guided_tour2.html (17.03.2010).
Keil, A. (2002): Industriebrachen. Dortmund.
M: AI MUSEUM (2010): IBA Emscher Park. Arbeiten. – URL: http://www.projektion-ruhr.com/Arbeiten.23.0.html?&L=2 (18.03.2010).
M: AI MUSEUM (2010): IBA meets IBA. – URL: http://www.projektion-ruhr.com/IBA-meets-IBA.8.0.html?&L=2 (20.03.2010).
M: AI MUSEUM (2010): IBA Emscher Park. Wohnen. – URL: http://www.projektion-ruhr.com/Wohnen.24.0.html?&L=2 (17.03.2010).
MÜLLER S. / SCHMALS K. M. (1993): Die Moderne im Park? Ein Streitbuch zur Internationalen Bauausstellung im Emscherraum. Dortmund.
SACK M. (1999): Die IBA Emscher-Park – Erneuerung eines Industriegebietes. Stuttgart.
WEHLING H.-W. (2009): Die Internationale Bauausstellung (IBA) Emscher Park. – In: PROSSEK A. et al. (Hrsg.): Atlas der Metropole Ruhr – Vielfalt und Wandel des Ruhrgebiets im Kartenbild. Köln. S. 162ff.