Der Begriff „ländlicher Raum“ ist bis heute ein sehr komplexer und äußerst vielschichtiger Begriff geblieben. An Versuchen der Begriffsbestimmung mangelt es keineswegs. Etliche Formulierungen aus Lexika, Sachbüchern oder der Raumordnungspolitik tragen Verantwortung darüber, dass es keine allgemeingültige Definition des ländlichen Raumes gibt.
Eine Vielzahl der Merkmale, die den ländlichen Raum beschreiben, stehen im ständigen Wandel. Sie sind überregional meist sehr unterschiedlich und müssen einzeln bewertet und definiert werden. Auch der Wandlungsprozess weg von der Agrargesellschaft hin zur Industriegesellschaft spiegelt sich im ländlichen Raum wider. So ist die Bezeichnung des ländlichen Raumes selbst zwar dieselbe geblieben, jedoch sind deren Inhalte inzwischen so sehr vom Wechsel gekennzeichnet, dass eine genaue Beschreibung kaum noch möglich erscheint (vgl. Henkel 2004, S. 30f.).
Ländlicher Raum – Was ist das? - Jan Freese / pixelio.de
Vereinfacht ist zu sagen, dass der ländliche Raum das Gegenstück zum urbanen Raum darstellt. Allerdings hat der Trend zur Verstädterung auch in den ländlichen Gebieten Einzug gehalten und verursacht somit eine starke Abhängigkeit des ländlichen Raumes von seiner am nächsten gelegenen Stadt. Um den ländlichen Raum dennoch zu definieren werden landschaftliche, wirtschaftliche, demographische, soziologische, administrative und baulich-physiognomische Kriterien zur Bestimmung herangezogen.
Im Allgemeinen werden unter anderem folgenden Merkmale dabei genannt:
- Das Landschaftsbild ist von natürlichen und naturnahen Elementen geprägt (z.B. Wiesen, Weiden, Wälder usw.)
- Als wichtigster Wirtschaftsbereich gilt immer noch die Land- und Forstwirtschaft
- Die Ortsgröße, sowie Bebauungs- und Bevölkerungsdichte ist im Vergleich zur
Stadt wesentlich geringer - Zwischenmenschliche Beziehungen sind im ländlichen Raum enger und überschaubarer
- Hinsichtlich des Bruttoinlandsproduktes (Gesamtwert aller Güter, die innerhalb eines Jahres und innerhalb der Landesgrenzen hergestellt werden und dem Endverbrauch dienen) ist die Wirtschaftskraft geringer als in Verdichtungsgebieten
- Starke Abhängigkeit zum städtischen Raum hinsichtlich der Zentralität und Infrastruktur (vgl. Henkel 2004, S. 32f.)
Zusammengefasst ist der Ländliche Raum also ein naturnaher, von der Land- und Forstwirtschaft geprägter Siedlungsraum mit geringer Bebauungs- und Bevölkerungsdichte, sowie einer geringen Wirtschaftskraft und Zentralität, in dem zwischenmenschliche Beziehungen eine größere Rolle spielen als in der Stadt. Bemerkenswert ist auch, dass trotz aller Wandlungsprozesse überwiegend traditionelle Kriterien zur Erforschung des Begriffes dienen. Sicherlich beschreiben diese sechs Punkte nur bedingt die Komplexität des Gegenstandes und es ist zu bedenken, dass es sich bei dieser Definition um eine verkürzte Fassung handelt (vgl. Henkel 2004, S. 33).
Literatur:
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BRÖCKLING, F. (2004): Integrierte Ländliche Regionalentwicklung und Kulturlandschaft. Beiträge regionaler Planungsinstrumente zur Kulturlandschaftspflege. Münster.
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GEBHARDT, H./ GLASER, R./ RADTKE, U./ REUBER, P. (2007). Geographie. Physische Geographie und Humangeographie. Heidelberg.
HENKEL, G. (2004): Der ländliche Raum: Gegenwart und Wandlungsprozesse seit dem 19. Jahrhundert in Deutschland. Stuttgart.
KELLERSOHN, H. (1987): Die Nordsee – In: Problemräume Europas, Band 1. Köln.
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Internetquellen:
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http://www.berlin-institut.org/newsletter/38_24_Juli_2007.html.html (12.12.2009). BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (2009): Landschafts- und Biotopschutz. http://bfn.de/0311_ls_biotopschutz.html (4.12.2009).
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