Die elementaren und vielschichtigen Wandlungsprozesse der Landwirtschaft in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert bieten einen Hauptschlüssel zum Verständnis des ländlichen Raumes der Moderne. So prägt nicht nur die gegenwärtige, sondern auch die frühere Landwirtschaft das Bild der ländlichen Siedlungen. Die Landwirtschaft hat auf dem Lande zwar weltweit ihre ehemals dominante wirtschaftliche Position eingebüßt, gilt aber immer noch als der spezifische ländliche Wirtschaftszweig (vgl. Henkel 2004, S. 103f.).
Landwirtschaften im ländlichen Raum - Karl-Heinz Laube / pixelio.de
Pflanzliche Erzeugung bzw. Pflanzenbau in Deutschland
Die pflanzliche Erzeugung, die eine übergeordnete Rolle für die Welternährung spielt, ist aktuell durch eine ansteigende Produktintensivierung gekennzeichnet. Die Anzahl der Betriebe ist seither rückläufig, allerdings werden diese flächenmäßig stets größer. Landwirtschaftlich geprägte Gebiete in der Bundesrepublik Deutschland sind Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen, NRW, Hessen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein. Die zur Landwirtschaft gerechnete Fläche besteht im Wesentlichen aus Ackerflächen und Dauergrünland. Die Produktionsstruktur in Deutschland weist große regionale Unterschiede auf. Hauptanbauprodukte sind Wein, Weizen, Kartoffeln und Gemüse (vgl. Diercke 2008, online).
Viehhaltung in Deutschland
Die Viehhaltung ist in Deutschland durch eine starke regionale Konzentration gekennzeichnet. Eines der Zentren der tierischen Erzeugung liegt beispielsweise in Nordwestdeutschland (Südoldenburg mit den Kreisen Vechta und Cloppenburg), wo sich auf der Grundlage von Zukauffutter eine Zone intensiver Schweinehaltung herausgebildet hat. Auch die flächenunabhängige Geflügelhaltung ist in diesen Regionen stark angesiedelt. Beeinflusst wurde diese Entwicklung durch den günstigen Zugang der Mischfutterhersteller zu preiswerten Futterkomponenten wie Soja und Tapioka, die über die Seehäfen angeliefert werden. Auch in anderen Regionen haben sich, wenn auch weniger stark ausgeprägt, Veredlungsschwerpunkte gebildet, etwa im Münsterland. Teilweise hat sich eine Arbeitsteilung zwischen verschiedenen Veredlungsregionen entwickelt (z. B. Erzeugung von Ferkeln und deren „Export“ in Regionen, die sich vor allem auf Schweinemast spezialisiert haben, etwa in das Münsterland, nach Vechta oder Cloppenburg) (vgl. Diercke 2008, online).