Gotthold Ephraim Lessings fünfaktiges Trauerspiel „Emilia Galotti“ wurde 1772 uraufgeführt und greift den Stoff der Verginia auf, eine römische Legende aus der Mitte des fünften vorchristlichen Jahrhunderts. Die Handlung setzt ein, als der Prinz Hettore Gonzaga erfährt, dass er die Ehe eingehen soll mit der Prinzessin von Massa. Gleichzeitig wird ihm zugetragen, dass Emilia Galotti, die er liebt, ebenfalls heiraten soll, und zwar den Grafen Appiani. Hettore ist von dieser Nachricht schwer mitgenommen, weswegen er seinen Kammerherrn Marinelli mit dem Auftrag versieht, dass dieser Emilias Hochzeit unbedingt verhindern solle. Marinelli beschließt, den Auftrag an seinen Befehlsempfänger Angelo weiterzureichen, der einen Überfall auf den Grafen Appiani vortäuschen soll. Marinelli verspricht sich davon, wenn auch nicht unbedingt eine Absage der Hochzeit, so doch einen zeitlichen Aufschub, der dazu genutzt werden könnte, um die Hochzeit dann vollständig zu vereiteln.
Emilia Galotti
So ist es Emilias Mutter, Claudia Galotti, die als erste vom Tode Appianis erfährt. Und die Mutter ist es auch, deren Verdacht sich von Beginn an auf die finsteren Machenschaften von Marinelli lenkt. Nun erfährt auch Prinz Hettore, dass der Rivale bei dem Überfall von Angelo umgekommen ist und nicht, wie geplant, nur etwas verwundet wurde. Hettore ist erschüttert, vor allem, da er sofort begreift, dass gegen ihn Verdacht erhoben werden könnte, da er ein eindeutiges Motiv hatte, um den Grafen zu beseitigen. Gleichzeitig trifft die frühere Mätresse des Prinzen, Gräfin Orsina, auf Hettores Schloss ein, da sie ihn für sich zurückerobern möchte. Der Prinz empfängt sie jedoch nicht, was die Gräfin Verdacht schöpfen lässt – und auch die Anwesenheit von Emilia Galotti macht sie misstrauisch. Sie ist gekränkt und verbündet sich mit dem eintreffenden Odoardo, der solle Appiani rächen und Hettore umbringen. Doch zunächst möchte der Vater seine Tochter sprechen, um herauszufinden, ob auch sie in die Intrige gegen Appiani involviert ist.
Emilia befindet sich weiter unter der Aufsicht Hettores, da Marinelli die Aufklärung des Falles weiter verzögert. Im Gespräch mit dem Vater bedrängt sie diesen, er möge sie töten, da sie keine Möglichkeit sieht, der Schmeichelei des Prinzen gegenüber standhaft zu bleiben und sich nicht immer wieder von ihm verführen zu lassen. Weil der Vater unschlüssig ist, reißt Emilia ihm den Dolch aus der Hand und versucht, sich selbst zu töten. Da erst sieht er, wie verzweifelt die Tochter ist, und er sticht sie nieder, um ihre Ehre zu retten, mit den Worten: „Eine Rose gebrochen, ehe der Sturm sie entblättert.“ Während er sich selbst dem Gericht ausliefert, überlässt er den Prinzen Hettore und dessen Gefolge einzig Gottes gerechter Strafe.