Buch Daniel: Geschichte + Auslegung + Interpretation (Bibel)

Die Apokalyptik wurde im Seminar zunächst am Buch Daniel erläutert. Apokalyptiker benutzten meist ein Pseudonym, da sie ihre Schriften oft aus einer Verfolgungssituation heraus verfassten. Zudem konnte so die Verlässlichkeit gestärkt werden, da Ereignisse beschrieben wurden, die vor der fiktiven Person lagen, jedoch hinter der des eigentlichen Verfassers. Die vorhergesagten Ereignisse sind also tatsächlich eingetreten. Deshalb ist es auch wahrscheinlicher, dass diejenigen, die bis jetzt noch nicht eingetroffen sind, eintreffen werden, so dachte man.

Das Buch Daniel spielt im babylonischen Exil des 6. Jh. Der Verfasser lebte rund 400 Jahre später. Apokalyptische Schriften sind zumeist staats- oder religionskritisch. Oft treten sog. „Nachtvisionen“ auf, welche Bilder von wilden Tieren bzw. Monstern in Träumen sind. Im Seminar wurde ein Anschauungsbild gezeigt, auf dem eine Art Leopard mit sieben Köpfen zu sehen war. In Daniel 7 werden vier Tiere beschrieben, die vom ersten bis zum vierten grausamer werden. Die Tiere stehen hier für die vier Königreiche der damaligen Zeit, da die Herrschaftszeiten ebenfalls immer grausamer wurden.

Das Buch entstand im 2. Jahrhundert. v. Chr. Die Herrschaften sind die Babylonier, die Perser, aufgeteilt in Meder und Perser sowie die Griechen, welche mit den Versen 19-28 beschrieben werden. Die Kämpfe der Griechen werden ebenfalls erläutert und so stellt sich die Frage, wie Gott zulassen kann, dass sie für ihre Taten nicht bestraft werden. Unter Antiochus IV. kommt es 148-167 v. Chr. zu den ersten Judenverfolgungen mit Verboten und Entblößungen. Doch Daniel schreibt nun erstmals, dass sie am Tag ihres Todes vor dem Gericht stehen und ihre gerechte Strafe erhalten werden. Es gibt also hier, anders als bei der altorientalischen Weisheit, die Vorstellung eines postmortalen Ausgleichs. Dies wird in Daniel 12,2 mit dem Satz: „Und viele, die unter der Erde schlafen liegen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die andern zu ewiger Schmach und Schande“ näher beschrieben. Somit werden die Ursachen des Leids zwar zunächst nicht geklärt, die Leidenden können jedoch auf ihr bevorstehendes Leben nach dem Tod hoffen, während die, denen es gut geht, vor diesem Leben bangen müssen.

Das Jüngste Gericht, vor welchem dieses Leben nach dem Tod entschieden wird, wurde im Seminar mit dem gleichnamigen Bild von Michelangelo analysiert, welches sich in der sixtinischen Kapelle des Vatikans befindet. In der Mitte ist dort Christus als Richter zu sehen und rechts und links von ihm Menschen, die entweder in den Himmel gezogen werden oder aber nach unten und dort mit einem Boot weggefahren werden. Mit dem Gemälde wird das apokalyptische Weltbild wiedergegeben, welches auch das Weltbild Jesu ist, das das ewige Leben oder aber den ewigen Tod verspricht. Der Tod wird als Schlaf gesehen, weshalb es zur Auferstehung kommen kann, für die Gott der Auslöser ist. Michael der Engelfürst ist derjenige, der die Toten am Tag nach dem Tod aufweckt, wie Daniel in 12,1 beschreibt. Die Abfolge der Geschehnisse nach dem Tod ist also 1.Auferweckung, 2.Auferstehung, 3.Jüngstes Gericht, 4.ewiges Leben oder ewiger Tod.

Die Vorstellung ist, dass die Toten im Totenreich eine Orientierungszeit haben um herauszufinden, für was sie bestimmt sind. So haben manche einen friedlichen, andere einen unruhigen Schlaf, weshalb man noch heute häufig die Zeile „Ruhe in Frieden“ auf Grabsteinen findet. Auch der Gedanke des Schlafens als Tod ist immer noch gegeben, wird doch auch heute noch der Ausdruck „entschlafen“ benutzt.

Die Lehre der Apokalyptik ist eine Zwei-Äonen-Lehre. Zum Einen gibt es das jetzige Äon, zum Anderen das zukünftige. Somit wird die Lösung der Theodizee auf ein anderes Leben verschoben und sie damit erklärt. Das Gottesattribut der Verstehbarkeit ist für denjenigen gegeben, der fromm bleibt, weil er um seine Belohnung nach dem Tod weiß. Gott ist zudem gütig, da es Frommen gut und Schlechten schlecht gehen wird. Das Prädikat der Allmacht wird auf die Zukunft verschoben, da Gott erst in ihr eingreift. Er besitzt zwar die Allmacht potentiell, verzichtet aber momentan noch darauf sie zu nutzen.

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