Goethe – Prometheus: Interpretation & Stilmittel

Die mythologische Figur des Prometheus war für Goethe ein Sinnbild seiner Zeit. Prometheus erschuf Neues, sehr zum Unwillen der alten Götter und musste für seine Rebellion gegen das althergebrachte büßen. So verstand sich auch Goethe. Es war ebenfalls jemand, der Neues schuf. Die Hymne “Prometheus” zeigt den Bruch mit den damaligen Versformen. Dabei hatte Goethe die griechische Mythologie sehr frei benutzt. Prometheus ist eigentlich nicht der Sohn Zeus´. Er gehörte zu den Titanen, die von Zeus vertrieben worden waren. Dass die Menschen vom Titanen Prometheus geschaffen wurden, gehört nicht zur ursprünglichen griechischen Mythologie. Erst später tauchte diese Version auf. Durch die Veränderung des Prometheus konnte Goethe mit dem Gesicht den Vater-Sohn-Konflikt besser darstellen.

Die Hymne diente bisher als Lob- und Preisgesang im Gottesdienst. Klopstock veränderte ihre Form, indem er ihr neue Elemente einfügte. Darauf baute Goethe seinen “Prometheus” auf. Thema des Gedichts ist die Hervorhebung des Individuums und die Ablehnung eines Gottes, der sich nicht um die Menschen kümmert und ihnen hilft.

Die Verse haben keinen festen Rhythmus, und die Länge der Strophen variiert. Die Bedeutung des Individuums wird auch durch die Sprachgewandtheit hervorgehoben, indem Goethe neue Wörter als lyrischen Ausdruck erfand (hier: Knabenmorgen-Blütenträume).

Die Hymne entstand wahrscheinlich zusammen mit dem gleichnamigen Drama. Die ersten beiden Akte wurden 1773 geschrieben, doch nicht veröffentlicht. Im Herbst des darauf folgenden Jahres entstand wahrscheinlich die Hymne.

Goethe ließ nur Bekannte diese Texte lesen und wollte keine Veröffentlichung. Der Text war wegen seiner deutlichen Religionskritik in dieser Zeit schwer zu vermitteln. Zu den Lesern gehörte auch Friedrich Heinrich Jacobi, der das Gedicht 1785 in einem Buch veröffentlichte, ohne Goethes Namen darunter zu setzen. Trotzdem wusste man wer der Verfasser war. Goethe war darüber sehr erbost, zumal die Verse heftig kritisiert wurden.

Das Manuskript gab er Charlotte von Stein. Goethe vergaß es in den folgenden Jahrzehnten. 1818 bekam er es aus dem Nachlass von J.M.R. Lenz wieder zurück. So recht wusste er damit nichts anzufangen. Als er einen dritten Akt für “Prometheus” schrieb, sollte die Hymne der Eröffnungsmonolog dazu werden.

Literatur:

Karl Otto Conrady: Johann Wolfgang von Goethe; Prometheus

in:

Benno von Wiese (Hrsg.):
Die deutsche Lyrik: Form und Geschichte
Düsseldorf: Bagel 1970
1. Interpretationen: Vom Mittelalter bis zur Frühromantik

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