Der Verlauf des Vietnamkriegs ist nachfolgend als Zusammenfassung der einzelnen Phasen geschildert.
Was war der Vietnamkrieg?
Der Vietnamkrieg (1964 – 1975) war einer der Stellvertreterkriege im Kalten Krieg, das heißt die beiden Großmächte USA und Sowjetunion trugen ihre Konflikte also in Drittstaaten aus. Der zweite Stellvertreterkrieg im Kalten Krieg ist der Koreakrieg (1950 – 1953).
Zwar wird der Vietnamkrieg im Allgemeinen von 1964 bis 1975 datiert, jedoch kann man ihn in drei entscheidende Phasen teilen; die französische, die amerikanische und die vietnamesische Phase.
Die französische Phase (1945 – 1954)
Bereits nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 versuchte Frankreich seine Kolonialmacht auszubreiten und auch die USA sicherten Frankreich den Fortbestand ihres Kolonialreiches zu, obwohl Vietnam die USA im Kampf um ihre Unabhängigkeit um Hilfe bat.
Als es 1949 zu mehreren Konflikten kam, stellte sich die Volksrepublik China unterstützend auf die kommunistisch gerichtete Seite Nordvietnams, wohingegen Südvietnam bereits von amerikanischen Militärberatern beraten wurde. Im Unabhängigkeitskrieg 1954 befreite sich Vietnam von der Herrschaft Frankreichs und auf der Genfer Indochina Konferenz am 21. Juli 1954 kam es schließlich zur Spaltung Vietnams, um die „Kriegsparteien räumlich zu trennen“. So wurden den Viet Minh („Liga für die Unabhängigkeit Vietnams“), die sich 1941 aus unterschiedlichen kommunistischen Gruppierungen gründete, der Teil nördlich des 17. Breitengrades zugewiesen. Alles unterhalb gehörte demzufolge zu Südvietnam, wo während des Krieges die Vietcong („Nationale Front für die Befreiung Südvietnams“) Widerstand gegen die Regierung und die Unterstützung der USA leisteten. Dennoch half die USA immer mehr bezüglich der Ausbildung und Organisation der Armee. Der Austausch über Telefon und Post zwischen Nord- und Südvietnam wurde strengstens verboten.
Die amerikanische Phase (1955 – 1973)
Die amerikanische Phase, und somit der eigentliche Vietnamkrieg, begann 1964 mit dem als „Tonkin-Zwischenfall“ bezeichneten Gefecht zwischen nordvietnamesischen Schnellbooten und einem US-amerikanischen Kriegsschiff. Der damalige US-Präsident Lyndon B. Johnson* begründete mit dem Zwischenfall die offizielle Beteiligung am Vietnamkrieg und zerstörte große Teile Nordvietnams. Auch die Nordvietnamesen beharrten auf den Krieg, vor allem die Guerillakrieger des Vietcongs.
Während des Krieges kam es zum Einsatz von Napalm-Bomben und Pestiziden, welche schwere Schäden im Land und bei den Menschen anrichteten. Im März 1968 kam es zu dem bekannten Überfall auf My Lai, eine Stadt in Südvietnam. Das Massaker an vielen unschuldigen Zivilisten gilt heute als Kriegsverbrechen. Daraufhin stellten die USA ihre Luftangriffe ab 1969 ein.
Dennoch kam es 1972 zu den sogenannten Weihnachtsbombardements, die aus Luftangriffen mit Kampfflugzeugen bestanden und 11 Tage andauerten. Die USA versuchten so Hanoi unter Druck zu setzen und den Kommunisten zu schaden. Natürlich war diese Aktion nicht gerade förderlich für das Ansehen der USA.
*Lyndon B. Johnson = US-Präsident von 1963 bis 1969; Demokrat; Vizepräsident unter John F. Kennedy (1961 – 1963)
Die vietnamesische Phase (1973 – 1975)
Am 27. Januar 1973 unterschrieben auf der Vietnamkonferenz alle beteiligten Länder das Friedensabkommen in Paris und mit dem Abrücken der amerikanischen Truppen im März 1973 war der Krieg quasi beendet. Der Austausch der Gefangen sowie die Einsetzung einer Kontrollkommission wurde beschlossen. Nachdem die USA abgerückt war, war es für Südvietnam sehr schwer, mit Problemen wie Korruption, Kriminalität und Wirtschaftsengpässen klarzukommen. Die kommunistischen Nordvietnamesen erlangten dagegen eine gewisse wirtschaftliche Stabilität und überschritten im März 1975 die Grenze. Am 30. April 1975 kapitulierte Saigon und auch die vietnamesische Phase war somit beendet. Seitdem wird das Land, die Sozialistische Republik Vietnam, nach kommunistischem Vorbild regiert.
Der Vietnamkrieg hatte letztendlich 2,5 Millionen Tote, 3 Millionen Verwundete und ca. 6 Millionen Flüchtlinge aus Südvietnam zur Folge. Die Flüchtlinge, die sich über das Chinesische Meer retten wollten, bauten Boote und Flöße, um aus Vietnam zu entkommen. Aus diesem Grund werden sie heute auch „Boat People“ genannt. Viele Kinder blieben nach dem dreißig Jahre andauernden Krieg als Vollwaisen zurück. Auch das Land musste schwere Schäden aufgrund der Napalm- und Pestizidangriffe (insgesamt 6,9 Millionen Tonnen von den USA abgeworfen) verzeichnen. Außerdem zahlten die USA bis 2007 weder Reparationen noch anderweitige Wiedergutmachungen. Schließlich wurde jedoch beschlossen, dass die USA die Beseitigung von Dioxinrückständen finanziell unterstützen sollten; weitere Entschädigungszahlungen wurden dennoch nicht gezahlt.
Bedeutung für die USA
Die USA gingen aus dem Vietnamkrieg also wirklich nicht als Gewinner hervor, weder militärisch noch menschlich konnten sie einen Sieg verzeichnen. Die US-Soldaten brannten viele Dörfer nieder, schossen auf Zivilisten, Frauen und Kinder und verhielten sich insgesamt wahrlich nicht so, wie es in den Genfer Konventionen festgelegt wurde. Doch auch auf amerikanischer Seite starben ca. 60 000 Soldaten und viele Soldaten wurden verwundet.
Die USA empfanden es jedoch als unmöglich, sich nicht in den Krieg einzumischen – spätestens nach dem bereits beschriebenen „Tonkin-Überfalls“ zuwenden würden, wenn erst mal ein Land damit anfängt. Die „Dominotheorie“ (aufgestellt von US-Präsident Kennedy*) war außerdem ein wichtiger Grund für die USA, die vermeintlich schwache Regierung in Südvietnam zu unterstützen. Man nahm an, dass sich immer mehr Staaten in Südostasien dem Kommunismus zuwenden würden, wenn erst mal ein Land anfängt. Wie eine Reihe von Dominosteinen umfällt, würden die südostasiatischen Staaten nach und nach kommunistisch werden. Und genau dies trat auch ein: Laos, Kambodscha und Thailand, die eigentlich westlich orientiert waren, verfielen nacheinander dem Kommunismus.
Der Vietnamkrieg war letztlich einer der längsten und brutalsten Kriege der Geschichte und unter anderem auch ein Grund für die Entstehung der Hippiebewegung. Alles Konservative wurde abgelehnt und man bemühte sich „locker“ an der Politik teilzunehmen bspw. durch Demonstrationen oder sogenannte „Sit-Ins“.
*John F. Kennedy = US-Präsident von 1961 bis 1963; Demokrat; ermordet am 22. November 1963 in Dallas, Texas